Montag, 28. Februar 2011

Neue Erfahrungen mit angeblich bekannten Techniken...

Im Handarbeitsunterricht in der Schule habe ich oft nicht die besten Noten bekommen, obwohl ich eigentlich die neu zu erlernenden Techniken immer schnell begriffen habe und meine Teile zügig fertiggestellt hatte. Ich glaube, meine Art der Umsetzung der Arbeitsanweisungen war den Lehrerinnen immer etwas 'zu frei’ – mir ist es schon immer schwer gefallen, direkt nach Anleitung zu stricken. Dafür wurden meine selbstentworfenen und –gestalteten Pullover aber in der Regel ausgiebig bewundert. (Ich kann auch nicht besonders gut nach Rezept kochen. Aber es schmeckt eigentlich immer gut.) 
Und Sticken habe ich in der Schule fast gehasst. Ein Turnbeutel mit Hexenstich in verschiedenen Variationen und Breiten, alles genau abgezählt nach Fadenzahl des zu bestickenden Stoffes, ist mir noch in lebhafter (und nicht allzu positiver) Erinnerung! Leider besitze ich davon kein Bild, es wäre interessant, diese Erinnerung mit der Realität zu vergleichen... 
Zwar habe ich dann Jahre später doch mal ein mehr als DIN-A-4 großes Kreuzstich-Stickbild „Weihnachtsbaum mit Geschenken“ angefertigt – für meine Großmutter? ich weiß es nicht mehr – aber Sticken fand ich doof.

Deshalb war ich dann auch einigermaßen erstaunt, als ich mit dem Quilten begann und mir das Handquilten von Anfang an gefallen hat. Lange Jahre war ich eine ausschließliche Handquilterin, habe mir sogar einen aufrecht stehenden Quiltständer angeschafft, bei dem die verschieden breiten Holme mit ein paar Handgriffen ausgewechselt werden können und man den aufgerollten Quilt wie auf  dem Präsentierteller vor sich hat. Die Hände bleiben frei, man kann sich auf das Muster (und das gerade Sitzen!) konzentrieren. (Bezogen habe ich den Ständer damals über Elisabeth Eiter). Immerhin habe ich dann auch im Jahr 2007 beim Bodenseequiltfestival für „Metamorphosen XVIII“ einen von der Firma Bernina ausgelobten Preis fürs Handquilten bekommen:

Detail von Metamorphosen XVIII,
Preisträger für Handquilten beim
Bodensee Quitlfestival in Radolfzell 2007

Vor mittlerweile zwei Jahren lernte ich dann Anne Lange auf dem Bodenseefestival in Radolfzell kennen. Wir standen beide als Kursleiterinnen vor dem Gebäude, in dem unsere Kurse stattfinden sollten, aber die Raumverteilung noch endgültig geklärt werden musste, und kamen ins Gespräch. Im Laufe des Tages ging ich dann mal zu ihrem Kursraum hoch und schaute ‚kurz rein’.
Das erste, was mich packte, war die von ihr mitgebrachte Auswahl an handgefärbten Garnen, und was ich bei den Kursteilnehmerinnen in der kurzen Zeit sehen konnte, hat mich auch beeindruckt. Das hatte ja mit dem Schulsticken gar nicht viel zu tun. Kurzerhand habe ich mich dann bei ihr für den Online-Stickkurs angemeldet, wohl auch, weil es ja dank der monatlichen Zahlungsweise die Option gibt, jederzeit wieder auszusteigen, wenn man es zeitlich nicht schafft, oder merkt, dass es einem nicht so gut gefällt. Vielleicht wäre das ja etwas, was ich in meine Quilts integrieren könnte.

Wegen meiner vorher herrschenden Stickskepsis hatte ich allerdings keinerlei Stickgarne auf Lager und bestellte bei ihr die gesamte Packung – Kursmaterialien plus jeden Monat eine Packung handgefärbte Garne, die für die Herstellung des Monatsblocks besonders geeignet sein sollten. Schon das Auspacken der Garne, die ein paar Tage vor der Bereitstellung des Blocks im Netz per Post ins Haus kamen, war ein kleines Freudenfest. Nun konnte man sich überlegen, was es denn wohl wäre, was man damit dann anfertigen sollte...

Den ersten Block habe ich – zugegebenermaßen immer noch ziemlich skeptisch – im Hotel in Vicenza begonnen, als ich dort mehrere Abende nach meiner Ausstellung auf der Abilmente LINK im Herbst 2009 zubrachte. Annes Kommentar ‚das ist ja noch ausbaufähig’ traf es wohl auf das Genaueste:

Ergebnis der ersten Monatsarbeit im Online-Stickkurs

Allerdings war das genau das Richtige, denn damit hatte sie mich, ohne es vermutlich zu wissen, bei meiner Ehre gepackt. Und obwohl ich ihr von Anfang an gesagt hatte, ich würde vermutlich kein einziges meiner Werke in die von den Kursteilnehmerinnen einsehbare Galerie einstellen, habe ich das bald doch getan. Beim Thema ‚Kreise’ bin ich dann auch richtig warm geworden.

Monatsaufgabe "Kreise" beim Online-Stickkurs Anne Lange

"Kreise", Detail

"Kreise", Detail

"Kreise", Detail
Während des neunmonatigen Kurses war ich fast nie ‚hinten dran’, und am Schluß habe ich dann zu meiner eigenen Überraschung sogar den zweiten Preis bei dem von Anne für die Kursteilnehmerinnen ausgelobten Wettbewerb ‚Garn-itur’ gewonnen.

"Begegnung beim Bauchtanz",
2. Preis beim Wettbewerb 'Garn-itur' Sommer 2010

Als der Kurs vorbei war, habe ich die ganze Sache erst einmal ein wenig ‚sacken’ lassen. Wozu hatte ich das Ganze denn überhaupt gemacht? Stickbilder wollte ich nun wirklich keine anfertigen, das eine Weihnachtsbild hat mir definitv gereicht. Aber für meine Quilts müsste es doch einsetzbar sein, schließlich hatte ich auch schon bei einem der zwei Quilts, die in der Ausstellung ‚Color Improvisations’ aufgenommen wurden, einige Bereiche bestickt:

"Linienspiel X", 2009, Detail mit Stickerei

Irgendwann kam mir dann aber die Erkenntnis, dass der Quiltständer ja auch genauso gut als ‚Stickständer’ verwendet werden könnte.

Quiltständer, kann auch als Stickständer verwendet werden

Zur Zeit habe ich einen Quilt in Arbeit, bei dem ich nicht nur nach längerer Phase, in der ich fast nur mit der Maschine gequiltet habe, zum Handquilten zurückgekehrt bin, sondern auch Stickstiche integriere.

Stickstiche auf derzeit in Arbeit befindlichem Quilt

Ich bin selbst gespannt, wie er am Schluss aussehen wird, wenn ich ihn vom Ständer herunternehme!


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