Donnerstag, 23. Juni 2011

Tradition bis Moderne 2011

Als ich bei den Patchworktagen in Rüdesheim war, habe ich u.a. die Tradition bis Moderne an ihrem ersten Ausstellungsort im Kreuzgang des Hotels Kloster Johannisberg gesehen.
In der Ausstellung werden insgesamt 38 Quilts gezeigt, von denen sieben oder acht unter die Kategorie ‚traditionell’ gezählt werden können, weil sie entweder ein traditionelles Blockmuster verwenden oder variieren oder bearbeiten, wie der Log Cabin ( z.B. in „Berlin“ von Brigitte Morgenroth) oder Trip around the world. Über die Problematik der Einteilung in verschiedene Kategorien habe ich bereits hier einmal geschrieben, und meine damals gedäußerten Bedenken haben sich in der Ausstellung nicht zerstreut.

Ein Quilt, von dem ich ganz besonders beeindruckt war, war der handgequiltete Wholecloth „Cerrussit“ von Andrea Stracke:

Andrea Stracke, perfektes Handquilten, hier im Detail
Ich bewundere das regelmäßige, fein gearbeitete Handquilten, mit Stichen, die kürzer sind als  die Stichlänge auf meiner Nähmaschine, wenn ich Stoffteile zusammennähe! Meine Quiltstiche sind ja auch bereits wegen ihrer Regelmäßigkeit gelobt, sogar mal mit einem Preis bedacht worden, aber vor Andrea Stracke ziehe ich voller Respekt den Hut – das ist traditionelles Quilten in seiner höchsten Vollendung!

Innovativ ist sicherlich Barbara Langes  interessantes Stück „Magnolie mit virtuellem Maikäfer“, das um eine Spiegelpyramide herum gearbeitet ist, die dem Design dann einen  weiteren Maikäfer hinzufügt. Barbarars Quilts find ich deshalb so spannend, weil ich mich immer wieder frage, wieviel Berechnung und Vorbereitung es bei ihren Arbeiten braucht –und wie sie das berechnet, dass eine eingebaute Spiegelpyramide ein weiteres Designelement hinzufügt...

Interessant und vermutlich auch nicht ohne Herausforderungen in der Herstellung ist El Camino von Annette Valtl. Je nachdem, von welcher Seite aus man den Quilt betrachtet, sieht er sehr unterschiedlich aus:

"El Camino" von links betrachtet

"El Camino" von rechts betrachtet

"El Camino" frontal

Großartiges Maschinenquilten von Urte Hanke bei „Zeit 2“:

Urte Hanke,  Zeit 2, Gesamtansicht

Urte Hanke, Zeit 2, Detailaufnahme
Gut gefallen hat mir auch die "Gebetsdecke" von Pascale Goldenberg:

Pascale Goldenberg, "Gebetsdecke"

Ich habe immer wieder die wunderschönen Quilts mit offenen Rändern von Heidi Förster bewundert, und einer ist in der Ausstellung dabei. Ebenfalls auf ersten Blick erkennbar ist “Giganten” (ich glaube, Nr. 15?) von Heike Dressler, perfekt genäht, klare Linien.

Ich muss sagen, dass ich von der Hängung der Ausstellung sehr enttäuscht war. Die Quilts hingen durchweg zu eng beieinander, jeder einzelne von ihnen hätte mehr Platz vertragen, um richtig wirken zu können. Außerdem konnte ich nicht erkennen, dass es irgendwelche Überlegungen gegeben hätte, ob die Quilts, die nebeneinander hingen, auch zueinander passten, egal ob farblich, thematisch, von der jeweiligen Kategorie her. Nochmals meine Frage an die Organisatoren: was soll eine Einstufung der Einreichungen in drei verschiedene Kategorien, wenn diese später bei der tatsächlichen Ausstellung nicht irgendwie erkennbar wird? Und, als letzte Nörgelei meinerseits: wenn schon Quilts an Ständern aufgehängt werden,bei denen für die Quilts durch ein Dahinterhängen von weißen Bettlaken oder Tischdecken ein entsprechender Hintergrund geschaffen werden muss, dann sollten diese Tücher wenigstens frisch gebügelt sein…

Fazit: ein paar schöne bzw. wirklich sehenswerte Quilts sind auf jeden Fall dabei – es bleibt zu hoffen, dass bei den anderen Ausstellungsorten etwas mehr auf die Koordination untereinander geachtet wird, und dass dort mehr Platz ist. 

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