Mittwoch, 1. Juni 2011

Unterrichten auf der Nadelwelt Karlsruhe

Vergangenes Wochenende war ich innerhalb von drei Wochen zum zweiten Mal in Karlsruhe. Letztes Mal zur Eröffnung der im dortigen Regierungspräsidium präsentierten Ausstellung  „Color Improvisations“, worüber ich hier bereits berichtet habe. 
Dieses Mal war der Anlass die zum ersten Mal in Karlsruhe veranstaltete Patchwork- und Handarbeitsmesse „Nadelwelt“, bei der ich einen Kurs „Freies Schneiden – Techniken, Tipps, und Tricks“ angeboten hatte.
Die Veranstaltung selbst war eine sehr angenehme Angelegenheit. Die Gartenhalle, in der die Verkaufsstände und einige Ausstellungen untergebracht waren, bot fast eine Wohlfühlatmosphäre. Die hohe Decke, eine gut temperierte Klimaanlage, die großzügig bemessene Breite der Gänge zwischen den einzelnen Ständen, die Vielfalt des Angebots – da kann ein Patchworkherz nur höher schlagen! Es bleibt zu hoffen, dass bei einer Wiederholung der Veranstaltung vor allem die Platzfrage ähnlich gut gelöst wird und nicht unbedingt mehr Stände auf derselben Fläche untergebracht werden. So hatte man auch zu Zeiten, als wirklich viel los war, nicht das Gefühl, von Menschenmassen erdrückt zu werden, wie es einem bei anderen Veranstaltungen schon mal passieren kann.
Neben vielen Stoff- und Patchworkausstellern waren auch einige wunderbare Knopfanbieter dabei. Obwohl ich mir strengste Zurückhaltung auferlegt hatte, konnte ich natürlich nicht völlig widerstehen. Dies war meine Knopfausbeute:


Die Unterrichtsräume für die Kurse waren in der angrenzenden Schwarzwaldhalle durch hohe Stellwände eingeteilt worden. Es war für mich, da ich ja in der Karlsruher Gegend aufgewachsen bin, ein merkwürdig-heimeliges Gefühl, ausgerechnet in der Halle, in der ich vor was-weiß-ich-wievielen Jahren mein erstes Popkonzert erlebte, zu unterrichten. Aber ich habe die Schwarzwaldhalle in der Funktion als Patchworkkurszentrum durchaus zu schätzen gelernt. Erst war ich etwas skeptisch ob der möglichen Geräuschkulisse, da die Kursräume ja nicht im eigentlichen Sinne gegeneinander abgetrennt waren, und auch wegen der möglichen Temperaturbelastung hatte ich Bedenken. Aber das Geräuschproblem war wesentlich weniger stark ausgeprägt als befürchtet, und auch den Ventilator, den ich vorsichtshalber mitgebracht hatte, habe ich bereits am Abend des ersten Kurstages unbenutzt wieder im Auto verstaut.

Gleich geht's los:
Kurz vor Beginn des Kurses "Freies Schneiden"
am Samstagvormittag

Der Kurs „Freies Schneiden“ ist eine Vorstufe zum Kurs „IQ – von der Inspiration zum Quilt“, den ich im vorigen Jahr entwickelt habe, weil mich so viele Leute gefragt hatten, wie ich das denn so mache mit den vielen verschlungenen Linien. Sicherheit im Freien Schneiden ist meiner Meinung nach ein essentielles Element, um mit Spaß und Erfolg in die moderne Quiltgestaltung einzusteigen, und darauf ist der Kurs „Freies Schneiden“ ausgerichtet. Zwar handelt es sich beim freien Schneiden letztendlich um eine überschaubare Zahl von Techniken, aber diese müssen mit Überzeugung angewendet werden. Dazu gehört viel Übung – ich selbst übe mich daran seit über 15 Jahren, und würde bei weitem nicht behaupten, dass ich in dem Bereich alles wirklich zuverlässig ‚gemeistert‘ habe. Auch mir misslingen Schnitte, nicht jede Linienführung entspricht meinen Vorstellungen, und üben muss man immer wieder. In so einem 2-Tages-Kurs kann man nur eine erste Vorstellung davon kriegen, was mit dem Rollschneider machbar ist, und dies zu vermitteln, mit ein paar Tricks und Erfahrungsberichten aus meinen eigenen Versuchen, ist Inhalt dieses Kurses.


Übungsteile von zwei Kursteilnehmerinnen:
sich kreuzende Linien

Eine Kursteilnehmerin meinte gegen Mittag des zweiten Tages, wir hätten in dem Kurs ja nicht sehr viele verschiedene Techniken gelernt, und üben könnte man ja eigentlich auch zu Hause. Mit letzterem hat sie natürlich nicht unrecht, Üben muss man sogar zu Hause, der Besuch eines Wochenendkurses kann die nötige Sicherheit nicht erbringen. Allerdings halte ich gar nicht so viel davon, sich im Laufe eines Wochenendkurses mit hunderterlei verschiedenen Techniken zuzudröhnen, die man dann, allein zu Hause, nicht mehr auseinander sortiert bekommt. Sinnvoller ist es, sich mit ein paar wenigen Techniken ausreichend vertraut zu machen, um dann allein im stillen Kämmerlein mit fundierten Grundkenntnissen die harte und langwierige Arbeit des Übens anpacken zu können. Das ist wie mit dem Erlernen eines Musikinstrumentes: man lernt ja auch nicht gleich alle Anschlagtechniken oder Bogenführungsmöglichkeiten auf einmal.

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