Dienstag, 27. September 2011

Tuch und Technik Museum Neumünster


Ein weiterer Ausflug während unseres weitgehend verregneten Urlaubs an der Nordsee im August führte mich nach Neumünster in das Museum Tuch + Technik.  Neumünster war früher das „Sheffield Schleswig-Holsteins“, allerdings hat die letzte Weberei dort bedauerlicherweise auch bereits 1991 geschlossen.
Dass außerdem gerade die Quiltausstellung „European Art Quilts VI“ in diesem Museum zu sehen war, wusste ich vor meiner Entscheidung, dieses Museum zu besuchen, nicht. Aber das passte natürlich ganz gut zusammen, wenn ich auch hier nicht über die Ausstellung berichten will.
Vom Bahnhof aus in kurzer Zeit zu Fuß zu erreichen, ist dieses Museum ein eindrückliches Beispiel dafür, wie interessant es doch sein kann, ins Museum zu gehen. Ich wurde von einer freundlichen Mitarbeiterin gleich angesprochen, als ich die Treppen herunterkam und mich suchend-orientierend umblickte, die mir dann zeigte, wo der Rundgang anfing. Und als ich sie nach den Maschinenvorführungen fragte, die beim Eingang angekündigt waren, versprach sie mir auch, mich dazu zu holen, wenn sie damit beginne. Was sie dann auch tat.
Die Dauerausstellung zeigt die Entwicklung von Spinnen und Weben in Form von zahlreichen Gegenständen bzw. Fundstücken, die tatsächlich in der Neumünsteraner Gegend aufgefunden wurden, und verknüpft die Darstellung des technischen Fortschritts immer mit der Lokalgeschichte.

Hier sieht man beispielsweise Webgewichte und den Nachbau einer historischen Webvorrichtung.




Außerdem gibt es natürlich Webstühle aus allen Epochen und in allen möglichen Variationen:




Besonders interessant fand ich die Darstellung der Fortschritte im Spinnprozess, die ja letzlich die Voraussetzung für die immer schnelleren Webstühle waren. Zwar war die „Spinning Jenny“ außer Gefecht gesetzt,  aber die (später verwendete) automatische Spinnmaschine wurde uns eindrücklich vorgeführt:



Und der 30-m-lange Dreikrempelsatz, auf dem die angelieferte Wolle in mehreren Stufen zum spinnbaren Vorfaden verarbeitet wird, wird in einem kurzen Film anschaulich dargestellt:

Dreikrempelsatz

Materialeinfüllung

Wollvlies vor dem Vorspinnen
Das fertige Produkt der Krempelsatzmaschine, die Vorfäden, die den Einsatz der modernen Spinnmaschine erst ermöglichen, haben mir direkt wieder Lust aufs Spinnen gemacht (dabei hatte ich erst vor einem guten halben Jahr mein Spinnrad auf den Speicher verbannt, weil es schon so lange ungenutzt rumsteht...):

Vorfäden für die Spinnmaschine
Und dann natürlich die Qualitätskontrolle: das Auffinden, Auflösen und Vernähen von Knoten in den gewebten Decken:



Hier noch ein paar weitere Impressionen aus dem Museum:





Musterbuch der in der Fabrik früher
hergestellten Stoffmuster

Spinndrüsenplatten -
zum Verspinnen von aus recycelten
Plastikflaschen gewonnen Fäden!
Am 8./9. Oktober findet im Museum ein Webermarkt statt – und ich finde es sehr schade, dass ich nicht hingehen kann! Und wer mal eine Gelegenheit hat, dieses Museum zu besuchen, sollte sich diese nicht entgehen lassen.

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