Dienstag, 6. Dezember 2011

„Farbe – Form – Objekt. Textiles nach Bauhausphilosophie“


Mitte November war ich für vier Tage im Bildungshaus St. Martin des Klosters Bernried bei einem Kurs von Margit Amann von Glembowski. Für den hatte ich mich angemeldet, nachdem Margit, als wir bei den Patchworktagen in Rüdesheim im selben Hotel untergebracht waren, beim Frühstück so ausgiebig von der Ruhe und angenehmen Arbeitsatmosphäre dort geschwärmt hatte, die sie bereits vor einem Jahr kennengelernt hatte.

Blick aus unserem Arbeitsraum in den Klostergarten -
allerdings waren diese Sonnenstunden rar.

Klosterteich
Als ich die Materialliste bekommen habe, war ich zwar erstmal leicht geneigt gewesen, mich spontan wieder abzumelden, weil da so viele Dinge draufstanden, die ich eigentlich nach langen Phasen des Alles-Sammelns inzwischen wieder aus meinen Vorratsbeständen entfernt habe, weil ich glaubte, gemerkt zu haben, dass ich die nicht mehr in meinem Patchworkleben gebrauchen würde. Aber da ich mich nun so lange auf den Kurs gefreut hatte und einfach auch gerne mal wieder selbst Schülerin sein wollte, bin ich dann doch gefahren, auch wenn ich mir nicht sicher war, was ich nun wirklich einpacken sollte
Eines von Margits Mottos ist „was unter die Nähmaschine passt, kann auch genäht werden“, und das haben wir dann auch gemerkt. Ich bin letztendlich auch mit meiner kleinen Sammlung durchgekommen, fürchte aber, dass ein Teil des bei meinen letzten Räumaktionen erneut gewonnenen Platzes in Zukunft wieder für solche mehr oder weniger nähbaren Materialien reserviert werden muss.
Mit dem Bauhaus hatte ich mich auch vorher schon mal beschäftigt. Einerseits haben wir vor etlichen Jahren mal einen kurzen Halt in Dessau eingelegt, als wir auf einer Urlaubsfahrt nach Norden waren, und uns wenigestens das Gebäude des Bauhauses angesehen. Mein Sohn war damals 1 ½ Jahre alt und als Windelpaket munter auf den Treppen unterwegs. Außerdem haben ihm die Stühle gefallen, die in den Stockwerken im Treppenhaus zum Sitzen einladen.



Außerdem habe ich natürlich immer wieder voller Bewunderung die verschiedenen Publikationen über das Bauhaus, und v.a. über die Textilwerkstatt angeschaut. Allerdings hatte ich, trotz eigenen zurückliegenden Weberfahrungen und der möglichen Umsetzung einiger der sehr graphischen Entwürfe, nie den Schritt getan, Bauhausentwürfe ins Patchwork zu übertragen. Es war mir doch einfach etwas zu simpel, die (Webteppich-)Entwürfe in Streifentechnik zu übertragen und ‚nachzumachen’.
Deshalb war ich auf diesen Kurs sehr gespannt.
Neben Einheiten über die Geschichte des Bauhauses und die Entwicklungen innerhalb des Lehrkörpers standen dann einige interessante Übungen auf dem Kursprogramm. Zuerst ging es um Dreick, Kreis und Quadrat.

Die Formen durch Quiltmuster herstellen
In Anlehnung an Kandinskys Zuordnung der Primärfarben zu den sogenannten Grundformen (Kreis, Dreieck und Quadrat) haben wir dann „Farbkörper“ genäht. Diese sind diffizil zu nähen, innen hohl und dementsprechend druckempfindlich, haben sich aber zum Abschluss des Kurses in einem „Relief der Farbkörper“, sozusagen einer temporären Gemeinschaftsarbeit der Teilnehmerinnen, zusammenstellen lassen.

"Relief der Farbkörper"

Die „verschiedensten nähbaren Materialien“, die mir so einen Schreck eingejagt hatten, brauchten wir dann für eine Umsetzung der Tast- und Materialübungen von Johannes Itten, die er auch mit den Studenten des Bauhauses veranstaltet hat: Aufgabe war es, eine textile Collage mit verschiedensten Materialienzu erstellen, die ein bestimmtes Gegensatzpaar darstellte, das man auf einem Zettelchen gezogen hatte.
Für mein Gegensatzpaar „starr – bewegt“ habe ich eine besondere Stricknadel geopfert, die ich dabei hatte. Außerdem kam mir ganz gelegen, dass wir zur Begrüßung von der Veranstalterin Dörte Bach ein kleines Organzabeutelchen mit Aufmerksamkeiten bekommen hatten. Das ließ sich dann auch noch einarbeiten, und Margits Fundus, aus dem wir uns bedienen durften, steuerte eine längliche Muschel und zwei versteinerte Haifischzähne bei. Alles auf Keilrahemen gezogen – und wieder hatte ich etwas zum Thema Tanz produziert, obwohl ich doch von mir selbst behaupte, nicht gegenständlich zu arbeiten:

starr - beweglich: collage
 Anschließend folgten noch Skizzenübungen, Überlegungen zu Quiltentwürfen, die sich weiter mit den Formen Dreieick, Kreis, Quadrat befassen sollten, und die Umsetzung in einen kleinen Quilt. Meine Idee war beim morgendlichen Lauf durch den nahegelegenen Park entstanden. Allerdings wurde mein Teil am Ende zwei Zentimeter größer pro Seitenlänge, als in der Übungsanweiung angegeben, so dass ich es  im Kurs noch nicht auf einen Keilrahmen aufziehen konnte. 

Bauhausstudie
Einen Tacker habe ich mir inzwischen zwar besorgt, und die passenden Keilrahmenteile auch, nun fehlt nur noch die Aktion, den Tacker auch in Betrieb zu nehmen.
Und dann bleibt abzuwarten, wie sich das Bauhaus mit seinen klaren Formen Zutritt in meine Arbeit außerhalb dieses anregenden, ruhigen und interessanten Kurses verschaffen wird.

Park im morgendlichen Nebel

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