In diesen Tagen strotzt Deutschland ja vor
Weihnachtsmärkten. Fast jeder Ort richtet einen aus, mehr oder weniger lang.
Ich gehe selbst auch ganz gerne mal auf einen, wenn es dort nicht nur die
kommerziell gefertigten Standardsachen gibt – und was anderes zu trinken als
Glühwein...
Immer wieder schlagen mir auch Leute vor, ich sollte mich
doch mal mit meinen Sachen auf einem Weihnachtsmarkt präsentieren, schließlich
gäbe es doch wirklich schöne, auf denen man auch kunstvoll hergestellte Dinge
bekäme.
Vor drei oder vier Jahren habe ich das dann tatsächlich mal
gemacht, als hier im Ort zum ersten Mal ein „Kunsthandwerker-Markt“ vom Förder-
und Gewerbeverein ausgerichtet wurde. Das halbe Jahr über habe ich Taschen,
Babydecken und Kissenhüllen genäht. Ein paar meiner Kursteilenehmerinnen hatten
auch einige Teile beigesteuert, und als Ergänzung hatte ich noch handgebundene
Bücher von Susanne Muuss im Angebot, einen Kalender mit Fotos meiner Quilts,
und Grußkarten. An die hintere Wand meines Standes hatte ich zwei meiner Quilts
gehängt, in der Annahme, dass die als Blickfang zumindest ein wenig die
Aufmerksamkeit auf sich ziehen würden. (Bewundert wurden sie schon, „mein Gott,
wie lange dauert das denn, so was zu machen?“)
Zwar habe ich unter dem Strich fast alles (außer den Quilts)
verkaufen können. Das meiste ging allerdings an Leute, die ich irgendwie
kannte, vom ‚unbekannten Laufpublikum’ wurde praktisch nichts gekauft, sondern
mehrfach gehörig gemeckert, dass die Sachen zu teuer seien (Tasche mit zwei
seitlichen Reissverschlüssen für 40 Euro, Kissenhülle für 30 Euro.) Ein Teil
der Sachen ging auch erst im Nachhinein weg, als der Markt vorbei war und
jemand fragte ob ich denn noch was hätte.
Nach vier Tagen in der Kälte war das finanzielle Ergebnis
dann doch irgendwie ernüchternd, zumal sich keinerlei ‚Nachfolge’-Aufträge oder
Anfragen ergaben, was ich mir eigentlich erhofft hatte.
Außerdem war ich auch etwas erstaunt gewesen, dass unter den
Anbietern dann auch das Schreibwarengeschäft und das Haushaltswarengeschäft
aufgetreten waren, wenn auch mit weihnachtlich angehauchtem Angebot. Beim
nächsten Jahr habe ich mich dann entschieden, nicht wieder mitzumachen. Auch
das Angebot der Hebammenpraxis, bei ihrem zweijährlich stattfindenden Herbstmarkt
mitzumachen, habe ich nicht aufgegriffen.
Dieses Jahr habe ich mir zwar nochmal einen anderen Markt in
Landshut angeschaut, bei dem eine wirklich nette Atmosphäre herrschte, der
Kunsthandwerkermarkt im Bauzunfthof.
Hier war zu beobachten, dass insgesamt ein
höherwertiges Angebot da war, mehrere Stände mit Schmuck, eine Weberin (wo ich
mir einen schönen handgewebten Schal gekauft habe), Holzarbeiten, handgebundene
Bücher, ein Keramiker. Noch kann ich mich aber nicht entschließen, mich um
Teilnahme zu bewerben. Auch hier stünde man zwei Tage in der Kälte. Und obwohlich
gerne auch mal gebrauchsfähige Kleinigkeiten mache, habe ich keine große Lust,
das Jahr über Kissenbezüge und Babydecken auf Halde zu nähen, von denen ich
nicht weiß, ob ich sie loswerde. (Taschen würde ich sowieso nicht nochmal
machen, außer vielleicht einem kleinen Beutel, wie ich ihn vor einem Jahr mal hier kurz beschrieben habe. Entgegen andersartigen Trends halte ich nicht viel
von Patchworktaschen, sowohl aus ästhetischen als auch aus konstruktionstechnischen
Gründen. Und die Materialkosten für stabilisierendes Vlies und Zubehör
summieren sich meist enorm, so dass ein reeller Preis jegliche Käufer sofort
abschrecken würde.) Hinzu kommt, dass die Vorweihnachtszeit wegen des Berufes
meines Mannes immer alles andere als „staad“ ist, wie das hier in Bayern
genannt wird, und ich mir den zusätzlichen Organisationsstress für
Kinderbetreuung und das ganze Drumherum nicht auch noch aufbürden möchte.
Kissen und Decken verschenken kann ich auch so an nette Leute,
ohne mich dafür tagelang in die Kälte stellen zu müssen. Meine Kunst kann ich
auf Märkten nicht unterbringen. Aber auch wohlmeinenden Betrachtern fällt es
offensichtlich schwer, meine Quilts für die Wand als Kunst anzusehen, für sie
fällt es weiterhin unter Kunsthandwerk.
Vielleicht ist Quilten doch das falsche
Medium, wenn man künstlerisch tätig sein will?
Ähnliche Erfahrungen hab ich auch gemacht, und bin dieses Jahr deshalb nicht mehr auf einen Markt. (Topflappen und Weihnachtsbrötchen, die ich im ersten Jahr aus Spaß dabei hatte,die gingen einigermaßen)
AntwortenLöschenUnd das Thema Kunst/Handwerk, ein weites Feld....
Mit einer Bekannten habe ich diese Tage über die genau gleichen Erfahrungen gesprochen. Sie hat nach diversen "Markt"-Versuchen begonnen, im Advent einen speziellen Kartenverkauf (Engelkarten) im Atelier durchzuführen. So kommen Bekannte und neue Gesichter in ihr Atelier. Sie sind an den Karten interessiert und auch an ihren Arbeiten. Bei Kaffee/Tee und Gebäck entstehen Gespräche und Kontakte mit Verkauf oder späteren Aufträgen. Auf dem Markt hatte sie nie solche Erfolge, die Leute sind vorbeigegangen oder fanden die Preise zu hoch!
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