Außer einigen schönen belletristischen Büchern zum ‚richtig
Lesen’ hat Weihnachten mir noch ein paar schöne andere Bücher beschert, die es
durchaus verdienen, hier in loser Folge vorgestellt zu werden.
Anfangen möchte ich mit den zwei Büchern, die ich mir vom
Weihnachtsgeld meiner Schwiegermutter gekauft habe.
Eines davon hatte ich hier schon mal erwähnt, nämlich „Knit
the City – Maschenhaft Seltsames“ von der Knitting Guerilla Gang, oder wie
immer man sie nennen soll, die halb namenlosen Damen in England mit den
Pseudonymen Deadly Knitshade, Bluestocking Stitcher, The Purple Purler, Lady
Loop, Shorn-a the Dead, Knitting Ninjy, The Fastener.
Es beginnt mit einer kleinen Einführung darüber, wie alles
begann, nämlich mit der ersten „Strickattacke“ vor dem Blauwal im Londoner
Naturhistorischen Museum. Mit Fotodokumentation. Und dann geht die Erzählung
los, wie sich die Strickerinnen allmählich trauten, wie sie die Reaktionen
aufnahmen – und die einzelen ‚Garnstürme’ werden dann in Fotos gezeigt. Zum
Beispiel die eingestrickte Telefonzelle,
dann das große Spinnennetz mit 24 eingefangenen Insekten,
gestrickte Vögel am Trafalgar Square, Zitrusfrüchte aus Wolle an den diversen
Kirchen eines altbekannten Englischen Gedichtes, Schnecken, die gestrickte
Version von Alice im Wunderland...
Schwer zu sagen, welcher Stricksturm, äh, Garnsturm mir nun
am besten gefällt, aber das muss ja vielleicht auch gar nicht sein.
Auffallend vielleicht, dass es sich meist eher um
überschaubar ‚große’ Strickarbeiten handelt, die verteilt werden, also nicht in
den Ausmaßen wie eine umstrickte Pappel. Sicherlich verständlich,
wenn man bedenkt, dass die Mitglieder des Knit-the-City-Yarn-Corps, wie sie
sich selbst nennen, alle ehrlichen/echten Berufen nachgehen, da bleibt
natürlich nicht unbedingt viel Zeit, um Riesenwerke zu stricken, die man dann
auch noch irgendwo hinterlässt und nie wiedersieht. Außerdem werden kleinere
Hinterlassenschaften ja vielleicht weniger schnell von Reinigungskräften
entfernt, schließlich stören sie weniger? Allerdings kann ich mir nicht
vorstellen, dass es weniger weh tut, wenn die kleinen wieder beseitigt werden,
als wenn es größere Teile gewesen wären. Interessant wäre, zu erfahren, wie
lange die Kunstwerke im öffentlichen Raum existieren durften, bzw. wie schnell
sie wieder entfernt wurden. Ist das in England anders als in Deutschland?
Das Buch ist nicht groß, bißchen gestauchtes DIN A5 Format,
also ganz passend, um es mal für unterwegs in die Tasche zu stecken, ohne sich
damit heftig abzuschleppen. Ich gucke immer wieder gerne rein und freue mich
nach wie vor über dieses schöne Weihnachtsgeschenk. Nun bin ich gespannt, wann
sich bei mir eine unverwartete Strickattacke ankündigen wird (allerdings
sicherlich nicht vor Ste. Marie-aux-Mines!).
Das zweite Buch, das ich mir noch vom Weihnachtsgeld meiner
Schwiegermutter selbst schenken konnte, ist das relativ neu erschienene
dreisprachige Buch „Textile Abenteuer / Textile Adventures / Aventures
Textiles“ von Mirjam Pet-Jacobs, erschienen im Bergtor Verlag.
Interessant ist das A4-Querformat, in dem die drei Sprachen
alle nebeneinander Platz haben. So kann man sich nicht nur über kreatives
Schaffen informieren, sondern nebenbei auch noch Sprachkenntnisse auffrischen
oder aufbessern, und ganz ohne Vokabelpauken... Aber Spaß beiseite.
In diesem Buch führt Mirjam anschaulich den gesamten
Kreativen Prozess ‚durch’, übersichtlich in Kapitel gegliedert, mit denen man
sich eines nach dem anderen vertraut machen kann.
Notizbuch und Bleistift sollten ihrer Meinung nach immer
dabei sein – auch neben dem Bett. Und Inspirationsordner zum Sammeln! Denn am
Anfang steht die Augenschulung.
In Kapitel 1, „Designtheorie“ stellt MPJ die verschiedenen
Designelemente vor (Linie, Form, Kontrast, Farbe, Muster, Textur, Skulptur,
Raum). Und sie empfiehlt, sich eigentlich für jedes Element einen eigenen
Ordner anzulegen. Anschließend beschreibt sie die Prinzipien, die einem guten
Design zugrunde liegen (Balance, Einheit, Abwechslung, Fokus, Komposition).
Kapitel 2 gibt Leitlinien, anhand derer man anfangen kann,
seinen eigenen Geschmack,und letztlich auch seinen eigenen Stil zu entwickeln,
und führt dann durch die ersten Schritte der Entwicklung eines eigenen
Kunstwerkes, auch anhand von Beispielen von Kursteilnehmerinnen.
Kapitel 1 und 2 enthalten Aufgaben, die das Thema vertiefen
und zum eigenständigen Arbeiten anregen.
In Kapitel 3 dokumentiert sie die Entstehung eines eigenes
Kunstwerkes als Beispiel für den Entwicklungsprozess. Kapitel 4 gibt Tipps zur
Formulierung der Biografie, der Künstleraussage, Lebenslauf, und zur
Foto-Dokumentation. Kapitel 5 gibt einen Einblick in die Entstehung
verschiedener Werke und Serien von MPJ, die ja bei weitem nicht nur im
Quiltbereich arbeitet.
Und in Kapitel 6 werden nochmal die Leser zur Selbst-Arbeit
verpflichtet: Workshops und interessante Anregungen zum Selbst-Kreieren!
Insgesamt ein anregendes und interessantes Buch, dass dazu
führen will, eigene/altvertraute Pfade zu verlassen und Neues auszuprobieren.
Kann man sehr gut weiterempfehlen!
Das "Textile Abenteuer" klingt ganz danach, als müßte ich es unbedingt haben, danke für die ausführliche Beschreibung!
AntwortenLöschenHallo Susanne - ich denke, Du wirst es nicht bereuen! Viel Spaß damit.
AntwortenLöschen