Samstag, 16. Februar 2013

Verpasste Chance?

Vor zwei Wochen hatte ich nachmittags noch ein paar Besorgungen in Landshut gemacht, bevor ich abends um 18 Uhr für den Anfängerkurs Patchwork in der Volkshochschule sein musste. Also bin ich in Volkshochschulnähe ins Café Aran gegangen und habe mich dort mit einem Glas Tee hingesetzt. Wie eigentlich immer war es dort ziemlich voll, und bald setzte sich eine Frau mir gegenüber, nachdem sie freundlich gefragt hatte, ob dort noch frei sei. Ich war gerade damit beschäftigt, eine SMS zu schreiben und habe nur kurz bestätigend genickt und freundlich grinsend gesagt „Ich beiße auch nicht“, bevor ich meine SMS schnell fertig schreiben wollte.
Dann hatte ich den Eindruck, dass sie mich mehrfach abschätzend ansah, aber bis ich mit meinem Gerät fertig war, hatte sie ihres auch rausgezogen und war darein vertieft. Sie sah nett aus, und als sie merkte, dass ich fertig bin, meinte sie lächelnd einmal kurz „Ich habe eigentlich auch gar nicht geglaubt, dass Sie beißen würden“. Leider hatte ich nicht genug Zeit, um zu warten, bis sie mit ihrem Gerät fertig war, und dann vielleicht noch ein Gespräch anzufangen. Als ich gegangen war, hat es mir irgendwie leid getan.
Vor etlichen Jahren hatte ich mir einmal während eines Besuches im Haus der Kunst, während dem ich im dortigen Café gelandet war, alleine am Tisch saß und anderen Frauen beim alleine-am-Tisch-Sitzen zusehen konnte, vorgenommen, in Zukunft mal ein Projekt daraus zu machen, sich prinzipiell zu alleine sitzenden Frauen dazu zu setzen und ein Gespräch anzufangen. Inwieweit sich daraus mit Kurzdokumentation und vielleicht sogar Fotos ein Kunstprojekt entwickeln lassen würde, hatte ich nicht weiter durchgedacht, die ursprüngliche Idee basierte im Wesentlichen auf meinen eigenen Erfahrungen während der langen Jahre ohne Partner. Das Schwierigste zu der Zeit waren nämlich die Café- und Restaurantbesuche alleine, und ich fragte mich, wie es wohl ankommen würde, wenn man tatsächlich ganz gezielt auf alleine an einem Tisch sitzende Frauen zuginge, um beiden das Alleinsein in dieser einen Situation zu ersparen? Kurz nach der ersten Idee sind wir dann aber aus dem Müncher Großraum weggezogen, ich bekam ein Kind, und da blieb dann nicht mehr viel Zeit, um alleine in Museen rumzusitzen. Vielleicht kommen ja aber mal wieder solche Zeiten.
Und da kann man ja schon mal vorher üben. Wer weiß, vielleicht begegnet man Leuten, die eine ähnlich spannende Geschichte zu erzählen haben, wie der kanadische Schreiner in London, der als Nachfahre in der 17. Generation von der Schwester Anne des früheren englischen Königs Richard III. jetzt den benötigten DNA-Beweis liefern konnte, um dessen Identität ‚eindeutig’ feststellen zu können.

aus Süddeutsche Zeitung: Foto des
Skeletts von Richard III

Mein Opa hat auch immer behauptet, wir wären Nachfahren von Karl dem Großen. Einen Nachweis hat er, trotz ahnenforscherischer Aktivitäten, dafür aber, glaube ich, nicht erbringen können. Wenn ich jetzt im Café auf Nachfahren von – hm, sagen wir Walter von der Vogelweide träfe...? Dafür hätte es sich doch sicherlich gelohnt, das Handy wegzulegen und lieber ein echtes Gespräch von Angesicht zu Angesicht zu beginnen. Und selbst wenn sich diese Frau einfach nur als eine nette Frau ohne großartige Vorfahren entpuppt hätte...
Ich werde jedenfalls in den nächsten Wochen nach Möglichkeit vor dem Kurs immer nochmal kurz in das Café gehen. Vielleicht geht sie ja auch öfter hin. Und dann spreche ich sie an. 

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