Mittwoch, 20. März 2013

Dobrý den!


Vor ein paar Tagen habe ich über die bewusstseinserweiternden Fähigkeiten von Patchwork geschrieben. Damals habe ich die lokal-geographische Horizonterweiterung gar nicht erwähnt. Dass ich über das Patchwork zahlreiche, und auch internationale Kontakte habe und halten kann, ist für mich ganz besonders wichtig. In meinem früheren Berufsleben kam das automatisch mit der Materie mit, wo wir heute leben, ist das eher schwierig zu erreichen. Als ich im vergangenen August beim Festival of Quilts in Birmingham dann von Anna Sterbová zum Patchwork Meeting in Prag eingeladen wurde, habe ich spontan den Entschluss gefasst, dies als eine besondere Gelegenheit zur Weiterbildung zu  nutzen. Ich habe mich für einen Tschechisch-Kurs an der Volkshochschule angemeldet. Zwar ist mir klar, dass ich in so einem Kurs nicht wirklich genug lernen kann, um mich vollständig, gut und klar mit patchworkenden Tschechen oder Tschechinnen zu unterhalten. Aber ich hatte das Gefühl, dass ich wenigstens versuchen sollte, ein wenig Ahnung über die Sprache zu bekommen, und nicht einfach nur als Deutsche ohne Sprachkenntnisse da einen Stoffstand und eine Ausstellung zu betreiben. Außerdem habe ich noch ein Jahr Zeit, für das bevorstehende Prager Patchwork Meetings war ich ja schon nach Nottingham gebucht.
Und da der Kurs nach langem Zittern und Zagen dann auch tatsächlich zustandegekommen ist, fahre ich jetzt einmal pro Woche in die Volkshochschule, schreibe Vokabelkärtchen und übe die tschechische Aussprache. Vielleicht kommt es ja nochmal soweit, dass ich wenigstens ansatzweise die tschechischen Einsprengsel in Uwe Johnsons ‚Jahrestage’ verstehen kann, über die ich bisher immer nur hinweglesen konnte? Wir werden sehen.
Jedenfalls kann ich jetzt schon auf Tschechisch sagen, dass ich Deutsche bin, keine Tschechin, und wo ich wohne. Ich weiß, dass Frauennamen immer die Endung –ová kriegen, wie Verben verneint werden, dass die Artikel eigentlich nur als Demonstrativpronomen verwendet werden. Und einen tschechischen Zungenbrecher über irgendwelche Griechen und griechischen Flüsse im Gebüsch konnte ich auch schon laut vorlesen, wenn ich den auch wirklich nicht verstanden habe. (Ähnlich wie beim Latein vor vielen Jahren - da konnte ich die Betonungen für Hexamter mit schlafwandlerischer Sicherheit setzen, dadurch meine Noten etwas aufbessern - allerdings hat es mit dem Übersetzen deutlich gehapert.) Und dass es im Tschechischen 7 Fälle gibt, weiß ich auch schon. Schluck.
Aber früher habe ich ja auch mal Deutsch als Fremdsprache unterrichtet – und da immer gedacht, dass ich eigentlich ganz froh wäre, Deutsch nicht als Fremdsprache lernen zu müssen. Meine Studenten haben das damals aber auch gelernt. Da werde ich auch mit Tschechisch noch ein bisschen weiter kommen. 

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