Seit ich vor drei Monaten angefangen habe, ehrenamtlich in
einem Helfernetzwerk für bei uns in der Stadt untergebrachte Asylbewerber
mitzuarbeiten, ist Zeit noch knapper als vorher. Und ich habe ja auch so schon
nicht gerade däumchendrehend rumgesessen. So wichtig ich das Engagement finde,
und so gerne ich es mache, so deutlich merke ich aber auch, wie sehr ich darauf
achten muss, dass es mich nicht völlig auffrisst. Oder dass meine Familie nicht
völlig zu kurz kommt. Oder meine Quilts. Heute sollte z.b. ein Tag ‚ohne
Asylbewerber’ sein – keine Deutschstunde, nur vor meiner Klavierstunde im
Nachbarort wollte ich eine Zeugnisübersetzung abholen, um eine Extrafahrt zu
vermeiden. Stattdessen viel Zeit an der Nähmaschine, denn der Einsendeschluss
für den Wettbewerb ‚Reflections’ im Elsass naht.
Ich habe auch tatsächlich nähen können, sogar insgesamt ca.
drei Stunden, es macht Fortschritte, und ¾ meines Designs sind schon ausgeführt.
Dazwischen musste aber doch mindestens fünf oder sieben E-Mails geschrieben
werden, zwei Telefonate mit anderen Ehrenamtlichen geführt werden, und dann kam
der Anruf von einem Kinderarzt im Ort, ich sei doch diejenige, die für die
Asylbewerber zuständig sei, weil... Auch zwischendurch gehen die Gedanken immer
wieder zu Fragestellungen, die sich um die Problematik drehen – hat die
Aufnahme eines Studiums andere Auswirkungen auf den Aufenthaltsstatus, oder ist
es besser, für die jungen Männer Ausbildungsstellen zu suchen? Oder...
Abschalten ist da gar nicht einfach. Aber ich habe auch schon ein bisschen
gelernt, manche Dinge weiter zu delegieren. Fahrten zum Arzt in Landshut oder
zur Sozialberatungsstelle muss ich nicht alle selbst ausführen, da gibt es
andere Hilfsbereite, die sich konkret dafür zur Verfügung gestellt haben, aber
wiederum die direkte persönliche Betreuung nicht machen, mit der ich wiederum
viel Zeit verbringe.
Ich bin in den letzten Tagen sogar mehrfach nicht dazu
gekommen, endlich meine Anzahlung für die große Veränderung zu machen, die –
vermutlich nächste Woche – bevorsteht. Nach langen Überlegungen, Erwägungen und
dann auch Verhandlungen werde ich nun doch eine Longarm-Maschine bekommen.
Inzwischen ist die Anzahlung aber raus, ich warte auf die Bestätigung des
Liefertermins, und dann kann ich üben. Ein bisschen Vorgeschmack hatte ich ja
schon in Birmingham bekommen, auch im Elsass bin ich immer wieder um den Stand
von Handiquilter herumgeschlichen...
Jetzt steigt die Spannung und die
Vorfreude. Und wenn sie da ist, wird wieder ein neues Zeitmanagement nötig
werden. Denn ich möchte nach einer ersten Übungsphase, in der ich mich mit der
Maschine selbst vertraut machen muss, gerne Quiltaufträge annehmen. Nur
bin ich noch überhaupt nicht dazu gekommen, dafür irgendwelche Planungen auch
nur anzudenken!
Liebe Uta,
AntwortenLöschenjetzt weiß ich auch, warum ich vom "Besuchsbaum" nichts mehr höre:-) Mal ehrlich, ehrenamtliche Arbeit ist gut und schön, aber bei so viel Arbeit sollten doch die "Verantwortlichen" z. B. der Stadtverwaltung über die Einrichtung/Schaffung einer neuen Stelle nachdenken - oder?! Viele Grüße von Kirsten
Liebe Kirsten - den Besuchsbaum gibt es dieses Jahr nicht, einfach, weil ich keinen schönen im Umfeld gibt, der meinen Anforderungen entspricht, und den Zeitrahmen nicht völlig sprengt. Aber das hatte ich schon lange bevor die Asylbewerber in mein Leben getreten sind, entschieden. - Und das mit der Stelle - das ist ein Thema, da könnte man ewig diskutieren... Selbst wenn eine geschaffen würde, ich bin ja keine Sozialarbeiterin, ich würde sie bestimmt nicht kriegen. - So freue ich mich jetzt auf die Longarm-Maschine und werde dann wieder eine Balance finden, in der sich das alles vereinbaren lässt.
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