Montag, 27. Dezember 2010

Tradition vs Moderne - Überlegungen zur Kategorisierung von Quilts

Heute habe ich die CD mit den Fotos meiner Bewerbung um eine Teilnahme an der Ausstellung „Tradition bis Moderne“ der Patchworkgilde Deutschland e.V. zur Post gebracht.

Als ich mich zu einer Teilnahme entschieden hatte, hatte ich gleichzeitig beschlossen, dass ich versuchen wollte, zwei Quilts einzureichen, die nicht auf den ersten Blick als meine erkennbar wären, also z.B. keine neuen Werke aus der Serie Linienspiele.

Die technischen Schwierigkeiten, die ich neulich erwähnt hatte, konnte ich mittlerweile lösen. Dass es überhaupt zu diesen Schwierigkeiten gekommen war, lag daran, dass ich bereits einen Quilt mit einer ähnlichen Technik bei der Ausstellung „Beyond Comfort“ von SAQA unterbringen konnte. Erst nach der Zusage tauchten allerdings von seiten der Veranstalter/Kuratorin diverse Nachfragen wegen der technischen Details, z.B. in Bezug auf Hängung/Tunnel auf, und da ich zu diesem Zeitpunkt gerade an der Fertigstellung dieses Quilts für die T bis M saß, dachte ich mir, dass es sinnvoll wäre, in diesem Fall anders vorzugehen. Zumal ich dann auch bei genauerem Durchlesen der Bewerbungsvorschriften den Passus "muss für den Versand in Kisten von 80 x 35 x 40 cm passen") gelesen hatte. Also musste ich mein gesamtes Konzept für die Arbeit ändern.

Glücklicherweise hatte ich auch gerade zu dem Zeitpunkt einige Stücke altes Leinen von einer Freundin vererbt bekommen, die zu schade zum Wegwerfen waren und gerade in meine Notlage passten. Ich habe also den ganzen Quilt wieder in vier Einzelteile zerlegt, zwei von denen neu aufgetakelt (anders kann man es nicht nennen, allerdings kann ich jetzt auch leider kein Foto zeigen, weil ich ja noch nichts verraten will) und dann alles wieder zusammengesetzt. Das war mühsam, hat mir zeitweise überhaupt keinen Spaß gemacht und zwischenzeitlich war ich dann natürlich auch irgendwann am Zweifeln, ob es überhaupt noch ‚gut’ ist, was ich da gerade mache. Mittlerweile bin ich zwar wieder zufrieden mit dem Ergebnis, aber nachdem man so eine Bewerbung weggeschickt hat, bleibt natürlich immer ein vages Gefühl der Unsicherheit: "Werden ‚die’ es denn auch gut finden?"

Der erste eingereichte Quilt war schon vor über zwei Monaten fertig geworden, und da hatte ich auch nie Zweifel, in welcher Kategorie er ‚antreten’ sollte. Bei dem vorige Woche fertiggestellten war das schon anders. 


Die drei möglichen Kategorien, die auf dem Anmeldeformular angekreuzt werden konnten, sind‚traditionell’, ‚modern’ und ‚innovativ’. In der Ausschreibung wurde nur etwas über die ersten beiden Kategorien gesagt, es gab keinerlei Hilfestellung, wann etwas als ‚innovativ’ gilt. Und vor allem wurde kein einziges Wort darüber verloren, inwieweit ‚innovativ’ und ‚modern’ sich jetzt eigentlich unterscheiden. Man musste sich also selbst etwas dabei denken, was nun einen Quilt zu einem innovativen Quilt macht. 
Aber kann beispielsweise die Verwendung von diversen, in Patchworkläden erhältlichen neuen Materialien wie Tyvek oder Angelina, die ja mittlerweile sehr weit verbreitet sind, noch als ‚innovativ’ gelten? 
Wie traditionell müssen die traditionellen Quilts sein? Denn die Formulierung „für Kategorie I, ‚traditionell’ dürfen traditionelle Muster und Blöcke herangezogen werden" lässt einiges an Interpretationsspielraum zu. 
Allerdings weiß ich, dass für einen traditionellen Quilt besonders strenge Maßstäbe gelten in Bezug auf Verarbeitung und Genauigkeit…


(Von einem Vorstandsmitglied war mir mal bedeutet worden, dass ich solche Ecken/Punkte für die Kategorie 'traditionell' nicht einzureichen bräuchte - ihr persönlich würde das genügen, aber der Jury sicherlich nicht:


noch nicht fertiggestellter traditioneller Quilt
 - zu schlampig für die T bis M




s.o.)

Ich frage mich, ob es wirklich nötig ist, in einer Ausstellung mit diesem weitumfassenden Titel, bei der keinerlei Preise verliehen werden, drei verschiedene Kategorien auszuschreiben. 


Zumal im Ausschreibungstext nicht ersichtlich war, ob aus der Gesamtzahl der eingereichten Arbeiten die drei Kategorien zu gleichen Teilen bestückt werden sollten oder nicht. Angenommen es werden ungefähr 160 Quilts eingereicht, es können 50 gezeigt werden, und dann entfallen auf jede Kategorie 17 (also eigentlich insgesamt 51 Quilts). Wenn jetzt aber beispielsweise nur 20 traditionelle Quilts eingereicht werden – dann hätten diese ja eine deutlich bessere Chance, ausgewählt zu werden, als beispielsweise die 99 modernen und auch die 41 innovativen.

Nun weiß ich, dass die Organisatoren bei der letzten Runde der T bis M enttäuscht über die geringe Zahl der eingereichten traditionellen Quilts waren, weshalb anschließend ja auch eine separate Ausstellung für traditionelle Quilts ausgeschrieben worden war, die bereits erfolgreich in Radolfzell und an anderen Orten gezeigt worden ist. Außerdem weiß ich, dass es ein Anliegen der Organisatoren ist, die Traditionalisten und die Modernen weiterhin zusammen zu zeigen. Aber die Sache mit der Genauigkeit – wie weit wird das ‚durchgezogen’?

Das alles sind Gründe, die von Einreichenden mitberücksichtigt werden, wenn sie sich dafür entscheiden, einen Quilt für eine der drei Kategorien anzumelden. Aber bei manchen Punkten spielte man diesmal mit mehreren Unbekannten.

Jetzt bin ich gespannt, ob mein innovativer Quilt in traditioneller Manier (jaja!) in den Augen der Jury innovativ genug ist, um teilzunehmen. Ich habe lange geschwankt zwischen den Kategorien ‚traditionell’ und ‚innovativ’ – letztendlich jedoch befürchtet, dass der eigene Entwurf (Merkmal für Kategorie ‚modern’!), der mit einem traditionellen Block spielt, aber ganz bewusst an manchen Stellen nicht punktgenau genäht ist, weil es eben kein superperfekttraditioneller Quilt sein sollte, für die Kategorie ‚traditionell’ zu innovativ ist. Allerdings befürchte ich fast, dass die Verwendung eines traditionellen Blocks in der Kategorie ‚innovativ’ auch nicht gern gesehen sein könnte…

Es bleibt abzuwarten, wie innovativ-traditionell man bei der T bis M sein darf!

Donnerstag, 23. Dezember 2010

Färben mit Schnee – weitere Ergebnisse

Der Schneefall hat vor paar Tagen erstmal aufgehört und so konnte ich meine Schnee-Experimente fürs Erste beenden und die Ergebnisse sichten.

Nach dem Waschen und Bügeln bin ich mit der Ausbeute – vor allem der Ausbeute an neu gewonnenem Wissen! – sehr zufrieden. Nicht jeder Stoff gefällt mir gleichermaßen gut, aber insgesamt hat es unglaublichen Spaß gemacht, alles auszuprobieren. Beim nächsten Schneefall weiß ich dann gleich, welche Vorgehensweise sinnvoll ist, und mit welchem Ergebnis zu rechnen sein könnte.

Hier ein paar Bilder mit kurzen Beschreibungen, was ich gemacht habe.

Hier ist Brown Rose nach dem Auswaschen. Ein sehr markanter Stoff – da muss man schon genau überlegen, für was man den einsetzen möchte!



Hier das erste Blau, jetzt gebügelt.



Hier ein weiterer Blauton, aus einer anderen Farbmischung:



Dünn gemischtes Türkis und Gelb, gleichzeitig auf dieselbe Schneelage aufgetragen:



Sehr dünn angemischtes Jade-Grün, anschließend noch ein paar Spritzer Braun auf dieselbe Schneelage aufgetragen:



Es passiert immer mal wieder, dass bei Färbungen Ergebnisse herauskommen, die mir nicht sonderlich gefallen, meistens lege ich die dann gleich wieder in den Färbekeller, damit sie beim nächsten Mal mit irgendetwas überfärbt werden. Dabei entstehen dann oft besonders interessante (und völlig unwiederholbare!) Schattierungen. Hier wurde ein solches älteres Stück mit braunem Schnee überfärbt.



Noch eine Rotschattierung, die mit Braun überfärbt wurde:




Ein Rest Satin, einfach mit Blau gefärbt.




Hier ist ein Stück Leinen, das nicht vorher in Soda getränkt worden war, bei dem ich versuchen wollte, wie es wird, wenn man erst die Farbe aufträgt und nach dem Schmelzen das Soda einwirken lässt. Leider hatte ich das dann vergessen und hatte den Stoff schon ein wenig per Hand ausgespült, bevor es mir wieder einfiel, dass der ja noch in Soda gelegt werden sollte. Das habe ich dann noch gemacht – allerdings sieht man nicht mehr, dass er mit Braun gefärbt worden war. Immerhin eine hervorragende „Chamäleon-Schattierung“!



Einmal habe ich den Stoff nicht in einer breiten Wanne auf Abstandhaltern gelagert, sondern in einem großen Übertopf, bei dem das Schmelzwasser durch die Löcher im Boden gut ablaufen konnte. Ich habe erst einen Stoff mit Gelb übergossen,



und nachdem der erste Schnee geschmolzen war ein weiteres Stück darauf gelegt und den Schnee mit Blau begossen.
Dieses Stück ist das erste, das somit zwei Farbgänge durchlaufen hat – völlig ohne neu arrangiert zu werden.



Dies ist das Stück, das beim zweiten Durchlauf obendrauf gelegt und mit Blau begossen wurde. Hier ist die Farbe durch die engere Lagerung des Stoffes nur an manchen Stellen tatsächlich eingedrungen, was eine sehr markante Färbung ergibt, aber mir sind die weißen Löcher zu groß. Diesen Stoff werde ich auf jeden Fall nochmal mit einem anderen, helleren Blau überfärben, und auf das Ergebnis bin ich schon jetzt gespannt.



Und zum Abschluss ein Ausschnitt von einem Stück, das mit „Avocado“ gefärbt wurde. Auch hier sieht man sehr deutlich, welche unterschiedlichen Reaktionszeiten die verschiedenen Farbpulver in den fertig gemischten Farben haben.



Mein Fazit? 
Färben mit Schnee kommt meiner Experimentierlust sehr entgegen – allerdings halte ich nicht alle Ergebnisse für gleichermaßen gut einsetzbar. Obwohl das natürlich auch eine Frage des Geschmacks ist! Stücke, die mir weniger gut gefallen, sind vielleicht genau das Richtige für jemand anderes!
Ich habe mich nicht mit Fat Quarter Größe aufgehalten, sondern immer gleich große Stücke gefärbt - fast keines ist unter einem Meter - und werde das auch in Zukunft so halten. Dafür braucht man zwar naturgemäß mehr Farbpulver, aber man hat auch mehr Möglichkeit, die verschiedenen Effekte kennenzulernen, weil sich auf einem großen Stück in einem kleinen Bottich einfach mehr abspielt.

Beim nächsten Schneesturm werde ich mich jedenfalls erstmal an die einfachen Farbtöne halten, um noch ein bisschen besser herauszufinden, welche Musterungen entstehen, wenn man den Stoff unterschiedlich manipuliert – faltet, knuddelt, knotet(?), wie auch immer.

Morgen soll es ja wieder schneien, und was hat man an Weihnachten schon anderes zu tun, als übers Färben mit Schnee nachzudenken?

Sonntag, 19. Dezember 2010

Färben mit Schnee - erste Ergebnisse

Es hat bis heute morgen heftig weitergeschneit, und wie angekündigt habe ich jeden Tag ein oder zwei weitere Experimente mit Färben mit Schnee gestartet. Es ist bereits eine schöne Ausbeute zusammen gekommen.

Um eventuelle Neugierige zu befriedigen, will ich schon mal die ersten Ergebnisse präsentieren.

Es handelt sich hierbei um die fertigen Stoffstücke, die beim allerersten Versuch entstanden sind. Ich habe sie erstmal nur mit der Hand ausgespült, zum Trocknen auf die Leine gehängt, und dann in diesem ungebügelten Zustand fotografiert. Da ich für diese zwei Stücke keine Waschmaschine anschmeißen wollte, sammle ich jetzt einfach weiter, bis die erste Waschladung voll ist, bevor ich die endgültig ausgewaschenen und dann auch gebügelten Stücke präsentieren werde.

Hier ist der Blauton, der Stoff war trocken bevor ich den Schnee darüber aufgehäuft habe (ca. die Hälfte des ganzen Stücks):



Und hier ist das Ergebnis von Brown Rose (auch ca. die Hälfte des Stücks):



Ganz besonders gut gefällt mir dieser kleine Bereich in der unteren Hälfte, wo sich das Gitter abgedruckt hat. 



Nur ein ganz kleines Stück – aber jedenfalls eine Anregung, dieses Gitter noch zu anderen Zwecken zu benutzen. (Hoffentlich kann ich der Baufirma nochmal was davon abschwatzen…)

Ich denke, von der Farbkombination werde ich mir sicher nochmal eine Dose kommen lassen!

Wenn die Waschmaschine gelaufen ist, zeige ich die weiteren Ergebnisse.


Donnerstag, 16. Dezember 2010

Färben mit Schnee

Was macht man am sinnvollsten, wenn man eigentlich färben möchte, aber immer noch aufs Waschbecken in der neugefliesten Waschküche wartet, und allmählich eingeschneit wird?


Erst räumt man den Schrank wieder ein, der für die Fliesenaktion aus der Waschküche hatte entfernt werden müssen. Dabei kann man dann mal so etwas wie eine Inventur machen, denn ich hatte vor einigen Wochen von einer Freundin ihre restlichen Farbvorräte bekommen, um sie aufzubrauchen.



Und dann fängt man an, mit Schnee zu färben. Zwar ist das Farbe anrühren, weil ja auch der Wasserhahn in der Waschküche noch nicht wieder angebracht ist, eine etwas aufwändigere Sache als sonst, weil erstmal die nötigen Utensilien ins Badezimmer im ersten Stock gebracht werden müssen. Aber mir hat es so in den Fingern gejuckt, dass mich das nicht stören konnte.

Nur weiß ich jetzt - wieder! - warum ich eigentlich
nicht im Badezimmer färben will...


Überlegungen, wie es am besten anzustellen sei, hatte ich schon früher mal getätigt, nachdem ich bei einer Kursteilenehmerin schöne Beispiele von mit Schnee gefärbtem Stoff gesehen hatte. Danach hatte ich eigentlich nur noch auf die richtigen Witterungsverhältnisse gewartet.

Man braucht natürlich Behälter und, um zu verhindern, dass der Stoff am Schluss in der schmelzenden Farb-Schnee-Suppe schwimmt, irgendwelche Abstandhalter. Ich beschloss, leere Marmeladengläser umgedreht in die Plastikschüssel zu stellen, und darauf ein Gitternetz zu legen, auf dem dann der Stoff liegen würde. So wollte ich verhindern, dass der Stoff doch noch nebendran in das Schmelzwasser rutscht.



Glücklicherweise hatte ich noch etliche Stücke Stoff, die bereits früher mal in Sodalösung getränkt worden waren. (Und ich habe sie sogar sofort gefunden, nachdem der Entschluss gefasst worden war.)
Vorsichtshalber hatte ich beschlossen, erstmal nur zwei Wannen zu bespielen. In jede kamen zwei Stück Stoff auf das Gitter auf den Abstandhaltern. 



Und darauf dann frisch gefallener Schnee von direkt vor der Haustür.

Zwei unterschiedliche Farbtöne wurden angemischt. Da ich sowieso nicht so ganz genau wusste, was daraus werden würde, nahm ich es auch nicht so ganz genau mit dem Abwiegen. Ein Farbton war mir etwas suspekt, er nannte sich „Brown Rose“ und war nur noch ein Rest in einem kleinen Töpfchen, und da ich mir unter diesem Farbton nicht so furchtbar viel vorstellen konnte, beschloss ich, ihn für dieses Experiment heranzuziehen. Der zweit Farbton war ein Blau, ebenfalls in einer Pi-mal-Daumen-Konzentration gemischt.

Die Farbmischungen wurden auf den Schnee gespritzt und das Ganze im Keller den Tag über stehen gelassen.



In dem Ausmaß, in dem der Schnee schmolz, konnte die Farbe mit dem sodagetränkten Stoff reagieren.



Erste Ergebnisse werde ich nach dem Auswaschen präsentieren.

Nur soviel will ich schon verraten: es ist so spannend, unvorhersehbar und lustig, dass ich mir vorgenommen habe, jeden Tag mit Schnee zu färben, solange der Schnee liegt. Da werden verschiedenste Experimente möglich sein!

Außerdem ist inzwischen jetzt doch noch das Waschbecken montiert worden, ich kann also die Farbe wieder im Keller anmischen. Das macht die Sache doch wieder erheblich einfacher.

Montag, 13. Dezember 2010

Von Schaufenstern, alten Gefängnissen und anderen Gelegenheiten

Wenn man anfängt, sich mit seinen Arbeiten in der Öffentlichkeit präsentieren zu wollen, ist man manchmal darauf angewiesen, dies an ungewöhnlichen Orten zu tun.

Am vergangenen Freitagabend hat mir das Winterwetter einen Strich durch die Rechnung gemacht. Eigentlich hatte ich zur Eröffnung einer Ausstellung fahren wollen, die nach einem interessanten Konzept veranstaltet wird.
Eine Bekannte von mir, Jutta Koch-Francisco, betreibt einen wunderbaren Goldschmiedeladen mit Kunsthandwerkstatt, „goldrichtig“, in Rotthalmünster, Adresse: Marktplatz 32, 94094 Rotthalmünster (leider keine Webseite). Ich selbst durfte bei ihr auch schon einige meiner Quilts vor fast zwei Jahren zusammen mit den interessanten Möbeln von Winfried Neuhäuser ausstellen.


Quilts von Uta Lenk,
Möbel von Winfried Neuhäuser
(außer dem Schaukasten für Schmuck)

Bei diesem Laden ist außerdem sehr viel Schaufensterfläche dabei, und Jutta hat nun eines der großen Schaufenster vermietet. Dort wird jetzt von Franziska Lankes und André Hasberg eine Schaufenstergalerie betrieben. Ich denke, das ist eine sehr interessante Bereicherung für das kulturelle Leben dieser kleinen Stadt.
Die erste Ausstellung war mit Arbeiten von Franziska selbst, und zu der Eröffnung konnte ich auch schon nicht hinfahren, weil ich damals zum Unterrichten unterwegs war. Am Freitagabend wurde jetzt die zweite Ausstellung eröffnet, BRUT von Lena Zehringer, und ich wäre sehr gerne hingefahren, um zu sehen, wie bei solchen Gelegenheiten die angekündigte offene und rückhaltlose Diskussion über Kunst aussieht. Die Ausstellung selbst kann ich mir zwar vielleicht noch bei anderer Gelegenheit anschauen, aber es wäre mir schon wichtig gewesen, bei der Eröffnung dabei zu sein. Hoffentlich ist das Wetter bei der nächsten Eröffnung im Februar nicht mehr ganz so widrig, dass solche Ausflüge wieder möglich werden.

Gestern nachmittag war ich dann bei einer Ausstellung im Alten Gefängnis in Freising. Fünf Drechsler präsentierten und verkauften dort an diesem Wochenende ihre Arbeiten.
Vor zwei Jahren war ich bereits zur Ausstellung der Quiltgruppe Freisinger Schnipsis dort und von dem Ausstellungsort (und der damaligen Ausstellung) begeistert.
Das Alte Gefängnis wird von einem Förderverein verwaltet und für kulturelle Veranstaltungen genutzt. Die Ausstellungen finden in der ehemaligen Wohnung des Gefängnisdirektors statt, und zugegebenermaßen gibt es einem schon ein etwas merkwürdiges Gefühl, hinter den – auch hier – vergitterten Fenstern schöne Dinge zu betrachten.
Auch wenn man in die Wohnungs- bzw Ausstellungsräume hineinkommt, sieht man erst mal auf ein vergittertes Fenster. (Leider habe ich beim Fotografieren nicht darauf geachtet, dass ich kein Hochkantfoto machen sollte, wenn ich das Foto hier im Blog einstellen will, deshalb kann ich hier jetzt leider kein Bild zeigen.)

Ich bin begeistert von der Idee, einen solchen Ort für Kulturveranstaltungen und Ausstellungen zu nutzen!

Eine meiner ersten Einzelausstellungen vor mehr als vier Jahren fand in einem zu der Zeit leerstehenden Ladenlokal statt. Damals war ich Mitglied in einem Kunstverein, der „Ambulante Galerien“ veranstaltete und hier am Ort immer mal wieder leerstehende Ladenlokale in der Innenstadt für Ausstellungen nutzte. Leider hat sich dieser Verein inzwischen aufgelöst. Das Ladenlokal aber wird mittlerweile erfreulicherweise wieder von einem Café genutzt.

Schreiben Sie mir, wenn Sie noch andere, ungewöhnliche Ausstellungsräume und –orte kennen. Oder wenn Sie Ideen haben, welche Orte man noch für solche Gelegenheiten erschließen könnte.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

Tradition vs. Moderne

Seit ich vor einigen Tagen auf meinem englischen Blog über Weiße Wände geschrieben habe, arbeite ich an dem zweiten Quilt, den ich bei der Ausschreibung der Patchworkgilde Deutschland e.V. zur nächsten Ausgabe der „Tradition bis Moderne“ einreichen will.
Da es heisst, dass anonym juriert wird, wollte ich nur Quilts einreichen, denen man nicht unbedingt ansieht, dass sie von mir sind. Aus diesem Grund kam es nicht in Frage, einen neuen Quilt aus der Serie „Linienspiele“ einzureichen, obwohl mir auch da genügend Ideen im Kopf herumschwirren.
Der erste Quilt ist bereits seit Anfang Oktober fertig, und ich habe ihn ganz bewusst nicht bei der Ausstellung am Petersberg gezeigt, damit er für die Tradition bis Moderne noch in Frage kommt. Für den zweiten Quilt versuche ich mich an einer modernen Umsetzung eines traditionellen Musters.

Ich liebe traditionelle Quilts. Vor allem alte Quilts haben es mir dabei angetan. Einer der beeindruckendsten Quilts, die ich je gesehen habe, war ein Quilt im Muster „Jakobsleiter“, den ich 2006 im North Carolina Museum of History in Raleigh, North Carolina gesehen habe, Teil der Ausstellung „Stitched from the Soul – The Farmer-James Collection of African American Quilts“. Leider besitze ich lediglich noch einen Ausdruck des eingescannten Prospekts des Museums, aber auch beim Blick auf dieses Abbild des Projektes kann ich noch immer deutlich die Faszination spüren, die von diesem Quilt ausgeht:

Außerdem war ich begeistert von den Amish Quilts, die vor zwei Jahren in der Müncher Pinakothek der Moderne ausgestellt waren. (Weniger begeistert war ich von den eingeschränkten Raumverhältnissen jener Ausstellung, aber das ist ein anderes Thema.)

Warum arbeite ich dann trotzdem fast ausschließlich modern, d.h. mit eigenen Entwürfen, für die ich mir die Anregungen auf die verschiedensten Arten hole?
Eine Kursteilnehmerin beim UFO-Kurs am Petersberg, die sich bei der Vorstellung als eingeschworene Traditionalistin bezeichnet hatte, brachte es nach den zwei Tagen, die sie mit einem traditionellen UFO verbracht hatte, ungefähr folgendermaßen auf den Punkt: „Bei den traditionellen Mustern macht man ja letztendlich doch immer das gleiche!“ Zwar bieten sich natürlich bei jedem traditionellen Muster Wahlfreiheiten in Bezug auf Farbgestaltung, Stoffauswahl etc. Und trotzdem ist die häufig wiederholte Herstellung eines einzigen (oder auch mehrerer verschiedener Blöcke) eben genau das: eine Wiederholung gleicher Tätigkeiten, die mir in den allermeisten Fällen nicht genügend Anforderungen an meine Kreativität stellen.
Wenn ich früher Pullover gestrickt habe, habe ich jede Anleitung gleich verändert. Oder sowieso einfach einen eigenen Entwurf gearbeitet.
So geht es mir heute auch beim Kochen – ein Rezept dient lediglich als Anregung und wird dann, wenn ich z.B. nicht alle geforderten Zutaten im Haus habe, einfach verändert. (Aber auch wenn alles da wäre, koche ich eigentlich nie so, wie es da steht.)
Bei traditionellen Mustern in Quilts hingegen kann man nicht soviel verändern, ohne dann das ganze Muster durcheinander zu bringen. Von traditionellen Mustern fühle ich mich, beim Nacharbeiten, persönlich eingeschränkt.
Eine weitere Faszination der alten Quilts besteht für mich darin, zu sehen, wie die damaligen eingeschränkten Möglichkeiten der Stoffauswahl keineswegs zu eingeschränkten Verwirklichungen der Muster geführt haben. Vielfach resultiert ihre Schönheit gerade aus den reduzierten Mitteln, mit denen damals gearbeitet werden musste. Die Wiederverwendung von abgetragenen Kleidungsstücken, z.B., wie sie bei den wunderbaren Quilts der ersten Gee’s Bend Ausstellung zu sehen war, macht einen ganz besonderen Reiz aus. Hier ist ein Foto der amerikanischen Briefmarkenserie, die aus Anlass des Erfolges der ersten Gee's Bend-Ausstellung von der amerikanischen Post herausgegeben wurde:


Mein derzeitiger Versuch, einen fast-traditionellen Quilt für die Tradition bis Moderne zu machen, bereitet mir dieser Tage allerdings ein paar technische Schwierigkeiten. Ob ich diese noch bis zum Abgabetermin – Poststempel vom 31.12.2010 – für mich zufriedenstellend lösen werde, wird sich erst noch zeigen. Und dann auch darüber bestimmen, ob ich eventuell mal wieder in dieser Richtung arbeiten werde.

Ich werde darüber berichten, wenn ich das weiß, und mehr verraten darf.

Sonntag, 5. Dezember 2010

Flotte Tasche - schick, und schnell genäht

Brauchen Sie noch kurzfristig ein Geschenk für Weihnachten? Oder eine ungewöhnliche und wiederverwendbare Geschenkverpackung?
Oder möchten Sie einfach eine flotte Stofftasche haben, die Sie immer in der Handtasche dabei haben können, um dem Berg an Plastiktüten zu Leibe zu rücken, die sich ansammeln und deren Herstellung (und Verbrennung) die Umwelt belastet? Außerdem bietet sich so auch noch eine Möglichkeit, Stoffreste auf äußerst praktische Weise zu verwerten.

Also, los geht's.

Entscheiden Sie sich, welche Größe die Tasche ungefähr haben soll. Schneiden Sie zwei Stoffstücke in der entsprechenden Größe plus Nahtzugaben zu.
Unten im Bild haben die Stücke (vor dem Falten) eine Größe von ca. 50 x 80 cm.

Wenn Sie Reste verwerten wollen, stellen Sie wenigstens eines dieser Stoffstücke (für die Außenseite) in Patchworktechnik zusammen. In meinem Fall sind sowohl Außen- als auch Innenstoff aus mehreren kleineren Stoffstücken zusammengesetzt, ohne allerdings ein ‚echtes’ Patchworkmuster zu verwenden.



Legen Sie die kurzen Seiten rechts auf rechts aufeinander. An der unteren Faltlinie wird eine Falte nach innen gelegt, ca. 5 cm, und festgesteckt. Gilt für beide Stoffstücke.





Steppen Sie die Schmalseiten mit der eingelegten Falte füßchenbreit ab, zur Verstärkung über der Falte einmal zurück und wieder weiternähen. Versäubern ist nicht nötig! Gilt für beide Stoffstücke.




So sieht die eingenähte Falte anschließend aus. Gilt für beide Stoffstücke.



Für die Träger schneiden Sie zwei weitere Stücke Stoff in der gewünschten Länge plus ein wenig Nahtzugabe (in meinem Fall: 74 cm) in mindestens 15 cm Breite zu.
Die fertigen Träger messen ein Viertel des ursprünglichen Streifens, wenn Sie breitere Träger wünschen, dementsprechend breiter zuschneiden.



Falten und bügeln Sie die Träger in der Mitte.



Klappen Sie die gebügelten Streifen wieder auf, und falten Sie jeweils von außen bis zur gebügelten Mittellinie,


und bügeln Sie ein weiteres Mal. 

Fertig gebügelt sieht es dann so aus:


Steppen Sie an beiden Seiten schmalkantig ab. Ich habe hier statt normalen Nähgarns ein schönes Maschinenquiltgarn in zu den Stoffen passenden Farben verwendet. Zur Verstärkung der Haltbarkeit dann noch – der Breite der Träger entsprechend – mehrere Stepplinien gleichmäßig auf die Trägerbreite aufbringen.



Das gewisse Extra! Nehmen Sie ein ca. 25-cm-langes Stück Band oder Schnur, befestigen Sie daran einen Karabinerhaken und arbeiten Sie dieses als Schlüsselhalter in die Tasche ein!




Drehen Sie nun die Außentasche um – die linke Stoffseite liegt außen. Stecken Sie die Träger in gleichen Abständen von den Seitennähten fest, so dass sie ‚nach unten’ hängen. 




Nähen Sie die Träger vorwärts und rückwärts an der Oberkante der Außentasche fest und befestigen Sie den Schlüsselhalter ebenfalls an der gewünschten Position. Überlegen Sie sich, wie Sie meistens Ihre Tasche tragen - ich z.B. fast immer auf der linken Schulter - und wo Sie dann am liebsten den schnellen Griff auf der Suche nach dem Schlüssel tätigen würden.




Stecken Sie die auf links gedrehte Außentasche in die auf rechts gedrehte Innentasche, und achten Sie darauf, dass die Seitennähte aufeinander liegen. Nähen Sie füßchenbreit um die Oberkante herum  - bis auf ein Loch von ca. 5 – 7 cm an einer der Seitennähte. Achten Sie dabei darauf, dass Sie keinen der Träger oder den Schlüsselhalter aus Versehen irgendwie mit ‚einzwicken’, außer natürlich an den Befestigungsstellen.

Ziehen Sie die gesamte Tasche mit den Trägern durch das freigelassene Loch und drehen Sie sie dabei um. In diesem Schritt gelangt dann auch die Außentasche wieder nach außen und die Innentasche nach innen.




Bügeln Sie an der Oberkante die Nähte aus, steppen Sie noch einmal füßchenbreit oben um den Taschenausschnitt herum. Und schon ist ihre flotte Tasche fertig.

Hier hängt der Schlüsselhalter nur nach außen,
damit man ihn auch wirklich sieht,
eigentlich gehört er ja nach innen!

Wenn Sie wollten, könnten Sie noch eine Innentasche einnähen (zwischen Außen- und Innenstoff, beim Zusammennähen der beiden Teile) oder eine Außentasche aufnähen. Aber dann ist die Tasche nicht mehr ganz so flott (zu nähen). Flott aussehen würde sie damit aber bestimmt auch noch.

Viel Spaß beim Nacharbeiten!

Freitag, 3. Dezember 2010

Inspirierende Bilder...

Wenn ich aus dem Haus gehe, habe ich eigentlich (fast) immer eine kleine Digitalkamera dabei, mit der ich sehr viele Aufnahmen mache. Zwar halte ich mich nicht für eine ausgesprochen gute Fotografin, aber manche der Fotos scheinen mir doch sehr gelungen und inspirierend. Wenn das auch nicht unbedingt bedeutet, dass sie jemals zu einem Quilt führen werden...
Hin und wieder möchte ich ein paar von ihnen hier veröffentlichen.

Dieses Mal handeln sie, natur- und wettergegeben, vom Winter...


Chiemseeufer


Schneemuster



Winterszene vor Lastwagenplane


Winterszene im Garten



Übriggebliebene Blätter