Freitag, 29. Juli 2011

"Metamorphosen XI" für Afrika

Im Mai fand in unserer Stadt eine Kunstausstellung in Schaufenstern einiger Geschäfte statt, bei der ich auch ausstellen durfte, und über die ich hier berichtet habe. Auf Vorschlag des Organisators, Wolfgang Schneeweiß, hatten die ausstellenden KünstlerInnen jeweils ein Werk gespendet, das zu Ende der Ausstellung zugunsten eines guten Zweckes versteigert werden sollte.

Ich hatte einen Quilt aus meiner Serie ‚Metamorphosen’ gespendet:

Metamorphosen XI: Webers Gold

Metamorphosen XI: Webers Gold ist im Jahr 2006 entstanden, nachdem eine Bekannte (namens Weber) mir einige Teile goldfarbene Seide geschenkt hatte, die sie für ein Kleid zugeschnitten hatte, von dem sie mittlerweile wusste, dass es ein UFO war und sie es nie fertigstellen würde. Diese Seidenteile waren die erste Inspiration für diesen Quilt.

In den Tagen vor der geplanten Versteigerung waren die zu versteigernden Werke bereits in einem weiteren Schaufenster zu begutachten. Am Tag der Versteigerung allerdings goss es in Strömen, es waren praktisch keine Leute zugegen, und die Versteigerung wurde erst einmal verschoben. Ob oder wann sie noch stattfinden wird, ist allerdings derzeit ungewiss, da der Kultursommer mittlerweile ja vorbei ist und im Moment keine andere gute Gelegenheit ins Haus steht.

Allerdings bin ich nach der Absage von der Leiterin des Kindergartens meines Sohnes angesprochen worden – sie hätte gerne den Quilt für ihr Büro ersteigert, und was denn jetzt damit geschehen würde. Nach Rücksprache mit Wolfgang Schneeweiß habe ich mich mit der Leiterin des Kindergartens geeinigt, dass ich ihr den Quilt für den Preis des ursprünglich für die Versteigerung festgelegten Mindestgebotes geben würde. Damit tue ich ja auch dem Kindergarten etwas Gutes, dem ich sehr dankbar bin, weil mein Sohn dort vier Jahre lang gut betreut worden ist, eine wunderbare Zeit hatte und wir insgesamt mit diesem Kindergarten sehr zufrieden waren.
Zwar wollte die Leiterin gerne, dass ich von dem Geld selbst etwas hätte. Was natürlich auch schön gewesen wäre. Aber mir haben die Nachrichten der letzten Tage aus Somalia keine Ruhe gelassen, vor allem nicht die furchtbar hohe Zahl an betroffenen Kindern. Deshalb habe ich mich entschieden, auf den Betrag noch eine gewisse Summe draufzupacken, und das alles via Welthungerhilfe für die Hungersnot in Afrika zu spenden. Es ist wenig genug, was ich als Einzelne tun kann.

Mittwoch, 27. Juli 2011

Eiswürfel-Färben: Bericht in "Patchwork Professional"

Im Januar hatte ich berichtet, wie ich während der schneereichen Tage – verschärft durch die plötzliche Wasserlosigkeit in unserer Waschküche - Färbeexperimente mit Schnee begonnen hatte. Als ich damals beim Bügeln der allerersten wirklich schön gelungenen Exemplare war (noch ganz normaler Handbetrieb am Bügelbrett!), kam ich ein wenig ins Meditieren, schließlich muss man sich diese lästigen Arbeiten irgendwie verschönern.

Vor dem Bügeln: erste Schnee-Färbe-Ergebnisse auf dem
Wäscheständer im Heizungskeller
Die Meditation befasste sich mit Aggregatzuständen von Wasser und deren Einfluss auf das Färbeverhalten und Färbeergebnis. Und nach Abschluss der Bügelarbeiten hatte ich eine neue Idee geboren: Eiswürfelfärben.

Einige Tage des Experimentierens folgten, schließlich waren unsere Eiswürfelbehälter eigentlich bis dahin nur schmückendes Beiwerk im Küchenschrank gewesen. 


schmelzende Eiswürfel
Als ich einigermaßen sicher war, was sich damit alles anstellen ließe, wandte ich mich an die Redaktion der Zeitschrift Patchwork Professional. Das Ergebnis liegt nun vor – seit gestern im Zeitschriftenhandel:

Titelseite der Ausgabe von 03/2011
von Patchwork Professional



Außer dem Bericht über das Eiswürfelfärben gibt es noch einen dreiseitigen Bericht über meinen Werdegang als Quilterin. Viel Spaß beim Lesen!

Mit Eiswürfeln gefärbte Stoffe finden Sie auch auf meiner homepage justcolours.de, unter der Rubrik „Stoffunikate“. Das dortige Angebot wird immer wieder ergänzt – schauen Sie doch immer mal wieder rein.

Montag, 25. Juli 2011

Stoff-Abo Juli-Kollektion

Heute mittag bin ich mit den Päckchen für die Abonnentinnen zur Post gegangen und habe die Juli-Kollektion verschickt.


Die Farben sind sich von den Mischungsverhältnissen eigentlich gar nicht so unähnlich, aber die Ergebnisse sehen doch erstaunlich unterschiedlich aus... Und durch die Verdünnungen der zwei Ausgangsfarben entstehen dann die schönen Abstufungen im Farbwert. Ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis. 
Diese Kollektion ist aus den gleichen Grundfarben gemischt wie die Kollektion vom Januar.

Sonntag, 24. Juli 2011

Inspirierende Bilder

Von meinem Aufenthalt in der Schweiz konnte ich auch einige inspirierende Bilder mitbringen.











Mittwoch, 20. Juli 2011

Stoff-Abo Juli-Kollektion, Vorbereitungen

In den letzten zwei Tagen habe ich die Kollektion für Juli 2011 vorbereitet. Diesmal gibt es zwei Farben in jeweils drei unterschiedlichen Helligkeitsstufen. Oft hat man ja gerade von den ganz hellen Tönen nicht genügend verschiedene zur Auswahl. Deshalb war es mir wichtig, auf jeden Fall auch helle Farbtöne in der Kollektion zu haben. In den letzten Wochen habe ich noch ein paar Abonnentinnen dazu gewonnen, und nun klappt es nicht mehr, die nötige Stoffmenge in einem einzigen Färbegang zu färben. Deshalb habe ich die Menge aufgeteilt, färbe in zwei Schritten.

Erster Farbgang - drei Farbstufen in jeweils zwei Bottichen

Und waschen geht dann schon nur noch in drei Maschinenladungen, ebenso trocknen.

Zweite Ladung gewaschen, direkt aus der Maschine
 Wie gut, dass ich jetzt die Bügelmaschine habe, das wird den letzten Schritt deutlich erleichtern!

Montag, 18. Juli 2011

Wer hätte das gedacht…

Es gibt ja immer wieder mal Überraschungen im Leben. Und oft genug überrascht man sich selbst mit irgendeiner Entscheidung oder Handlung, von der man irgendwie nie gedacht hätte, dass man das je machen würde. Als ich in Freiburg im Breisgau studierte, hätte ich – bedingt durch die Berichterstattung der dort erscheinenden Zeitung – zum Beispiel nie gedacht, dass ich mal in Bayern leben würde. Inzwischen weiß ich, dass man hier auch leben kann, und gar nicht mal so schlecht. Von anderen, ganz privaten Dingen will ich hier lieber schweigen.
Aber die allerneueste Überraschung ist diese: Bügeln macht Spaß!
Wie bitte? Ja, Bügeln macht Spaß. Ich bringe die Hemden meines Mannes zur Reinigung, weil ich keine Lust habe, sie zu bügeln, und meine eigenen Klamotten hänge ich lieber tropfnass auf und ziehe dann völlig seelenruhig auch mal was Verknittertes an, um dem Bügeln zu entgehen, und dann das? Ok, Nähte bei den Quilt-Tops habe ich schon immer ohne große Probleme gebügelt, aber Spaß? Selbstgefärbte Stoffe nach dem Waschen in einen ansehnlichen Endzustand zu versetzen war auch keine Schwierigkeit, aber bisher hätte ich nie gesagt, dass es Spaß macht.
Aber – ich habe eine ‚neue’ Bügelmaschine. Geerbt, und eigentlich ist sie natürlich alt. Aber sie ist von Miele, und breit genug für meine Zwecke. 


Meine 'neue' Bügelmaschine
Und ich habe sie mit den Eiswürfelstoffen, die sich in letzter Zeit in Vorbereitung auf den Artikel, der nächste Woche über mich im Patchwork Professional erscheinen wird, angesammelt haben, in Betrieb genommen.


Ich hatte ja schon öfter gefragt, ob jemand eine Bügelmaschine zu verschenken oder preiswert abzugeben hätte, und das habe ich auch bei anderen Gelegenheiten getan, nicht nur, wenn ich hier im Blog über die jeweils neueste Kollektion berichtet und über das Bügeln gejammert habe. Und siehe da – nach vielen vergeblichen Anfragen (niemand will seine Bügelmaschine jemals wieder hergeben!) dann im April, bei einem gemütlichen Kaffeeplausch mit einer Freundin, die überraschende Auskunft, doch, sie weiß von einer Bügelmaschine, die jemand hergeben wollte, im Herbst. Sofort habe ich mein lebhaftestes Interesse angemeldet, war auch mit der Wartezeit zufrieden. Und nur wenige Tage später kam dann die Nachricht, ich könnte die Maschine auch jetzt schon haben, denn die Dame wäre froh drum, wenn sie mit ihren Vorbereitungen auf den Umzug möglichst bald weiterkäme.
Dann hieß es, genug manpower zusammenzutrommeln. Nina engagierte ihren Neffen, ich meinen Mann, und zu viert zogen wir los. Der Transport gestaltete sich als ziemlich schwierig: erst ein Stockwerk runter, dann ins Auto hieven, und dann runter in den Keller.


abwärts...
Wer schon mal so ein Ding gesehen hat, weiß vielleicht, wovon ich rede. Ich war zwischenzeitlich drauf und dran, aufzugeben und die Maschine irgendwo im Erdgeschoss unterzubringen, obwohl dort eigentlich kein Platz dafür ist. Ich bekam es wirklich mit der Angst zu tun, das schwere Ding könnte bei der steilen Kellertreppe runterpurzeln und die Untenstehenden, die dort abstützten, unter sich begraben. Aber meine Befürchtungen waren gar zu übertrieben. Mein Mann hat zwar noch mehrere Tage über Schulterbeschwerden geklagt und etwas gemeckert, beim nächsten Mal müsste ich mir jemand anderen suchen, der einen solchen Transport übernimmt. Aber nun steht sie da.




Und ich habe sie benutzt.


Und es macht Spaß…

Freitag, 15. Juli 2011

Bosna Quilts im Wasserturm Dachau

Am Pfingstmontag ergab sich im Rahmen eines Familienausfluges für mich unverhofft doch noch die Gelegenheit, am letzten Tag bei der Ausstellung der Bosna-Quilts im Wasserturm in Dachau 
vorbeizuschauen.



Der Wasserturm, der von einem Freundeskreis betrieben wird, war für mich schon öfter Anlaufpunkt für den Besuch einiger Ausstellungen, da der Verein Art und Textil dort regelmäßig Ausstellungen veranstaltet. Auch diesmal war der Verein als Veranstalter präsent.

Die Entstehungs- und Erfolgs-Geschichte der Bosna-Quilts brauche ich nicht nachzuerzählen, dazu verweise ich auf die Homepage. Ich kann hier nur von meiner eigenen Erfahrung berichten.

Das erste Mal sah ich Bosna-Quilts bei den Patchworktagen 2008 in Einbeck, und seitdem habe ich die ständig wechselnde Ausstellung, weil es ja immer wieder neue Quilts zu zeigen gibt, an mehreren unterschiedlichen Orten gesehen.
Einmal fuhren wir gerade auf dem Rückweg unseres Familienurlaubes im Engadin durch die Schweiz. Mein Mann hatte bewusst die Route abseits der Autobahn gewählt (was mich meist ziemlich nervt), und meinte plötzlich „Quilt-Ausstellung – das ist doch was für Dich!“ Am Straßenrand hatte er die Fahne gesehen, die auf die Ausstellung hinwies, und schon standen wir vor den Toren eines mehrere Jahrhunderte alten Hauses – der Probstei – in einem kleinen Ort, dessen Namen ich vorher nicht kannte (St. Peterzell), in dem die Bosna-Quilts gezeigt wurden. Außerdem habe ich sie später dann noch in Eichstätt und in Benediktbeuern gesehen.
Jedes Mal bin ich wieder aufs Neue von der Wirkung der Quilts überwältigt. Das Zusammenspiel der Entwürfe von Lucia Feininger und die eigenständig dazu entwickelte Quiltarbeit der bosnischen Frauen, die den Werken jeweils einen ganz eigenen Charakter verleiht, üben eine unglaubliche Faszination aus. Ohne selbst je den traumatischen Kriegserfahrungen der Frauen auch nur im Ansatz nahe gekommen zu sein, kann ich mir trotzdem gut vorstellen, dass der Umgang mit Nadel und Faden, das Bearbeiten von Stoff, das langsame Entstehenlassen einer solchen Arbeit eine heilsame Wirkung auf die Frauen ausüben kann. Das merke ich ja auch immer wieder selbst – wenn ich mich mit Nadel, Faden und Stoff hinsetzen konnte, geht es mir danach eigentlich immer gleich viel besser, egal in welcher Lebenslage ich gerade gesteckt hatte.
Zum Projekt der Bosna-Quilts gibt es auch mittlerweile ein wunderbares Buch, „Vernähte Zeit“:

Titelseite




Hier noch ein paar Aufnahmen aus dem Dachauer Wasserturm.







Man kann froh und dankbar sein, dass Lucia Feinig-Giesinger diese hilfreiche Idee zur Bosna-Quiltwerkstatt hatte, und dass sich immer wieder Gelegenheiten finden, wo man zahlreiche dieser schönen Quilts auf einmal sehen kann.

Wenn Sie eine Chance dazu haben, gehen Sie doch mal zu einer der Ausstellunge hin, den aktuellen Ausstellungsplan finden Sie hier.

Dienstag, 12. Juli 2011

Workshop bei Nancy Crow – Rückblick

Seit vorgestern  bin ich wieder zurück zuHause von meinem zweiwöchigen Aufenthalt in Falera (CH), wo ich einerseits am Workshop von Nancy Crow teilgenommen und andererseits die Färbekurse von Jan Myers-Newbury übersetzt habe.

Impressionen vom Shibori-Kurs

meine zwei Ergebnisse aus dem Shibori-Kurs...

Das Auto ist zwar noch nicht ausgepackt, weil die Räume, in denen ich einige der Kisten stapeln muss, zur Zeit von unserem Gast bewohnt werden. Heute morgen aber habe ich das Notizbuch, das ich vor ein paar Jahren bei einem anderen Workshop von Nancy Crow mit ähnlichem Thema („Figure/Ground Composition“) geführt habe, herausgeholt und mit dem neuen verglichen („Lines, Curves, Circles, Figure and Ground“). Ich hatte das frühere Notizbuch ganz bewusst vor diesem Kurs nicht angeschaut und auch nicht mitgenommen, ich wollte mich diesem Kurs möglichst ‚unbelastet’ stellen.
Wir hatten damals andere Design-Aufgaben bekommen, der ganze Kurs war anders aufgebaut. Es gab keine schwarz-weiß-Übungen, und wir sollten damals sogar inspirative Bilder mitbringen, allerdings ging es nicht darum, diese umzusetzen, sondern sie sollten lediglich als Anregung verstanden werden.

"Lebenslinien in Gelb" - fertige Arbeit nach Entwurf
aus Kurs "Figure and Ground" vor vier Jahren

"Lebenslinien in Gelb" - Detail
Zugegebenermaßen finde ich figure/ground immer noch ein besonders schwieriges Thema, und ich bin mir nicht sicher, dass ich durch diesen Kurs einen unbeschwerteren Zugang dazu gewonnen habe. Zeitweise hatte ich während der Tage in Falera sogar den Eindruck, dass es immer schwieriger wird, je mehr ich darüber nachdenke...
Die letzte Design-Aufgabe, an der die anderen Teilnehmerinnen zwei ganze Tage gearbeitet haben, habe ich erst am Abend des vorletzten Tages in Angriff genommen. Ich hatte, durch meine Übersetzungsarbeit bedingt, für die vorige Aufgabe länger gebraucht und unbedingt noch das andere Top fertignähen wollen, um es nicht als aufgestecktes Puzzle einzupacken. Das immerhin ist mir gelungen. Einige Entwürfe für die letzte Arbeit habe ich dann während eines gemütlichen Beisammenseins mit meinen Hausgenossinnen skizziert und war erfreut (und erstaunt), dass Nancy diese ziemlich schnell gutgeheißen hatte.
Entwurf
Beim in Schwarz an die Wand gesteckten größeren Entwurf hatte sie dann zwar noch einige Dinge zu kritisieren. Insgesamt aber bekam ich von ihr ein schnelles ‚go’.

Schwarz-weiß entwurf für die letzte Design-Aufgabe
In dem Stadium hatte ich dann auch einige Aversionen gegen diese letzte Aufgabe, die sich vorher eingestellt hatten, wieder überwunden. Beim Aufschreiben der Aufgabenstellung hatte ich den Eindruck gehabt, dass das Ergebnis eigentlich nur nach einer Workshop-Arbeit aussehen könnte und würde, ausgelöst durch die strikte Vorgabe, dass es sich bei der Arbeit um ein dreigeteiltes Format handeln sollte, und gewissen Details in den weiteren Vorgaben. Die letzte Aufgabe bei dem früheren Kurs war wesentlich offener und individualisierter formuliert gewesen, und damals haben alle wirklich etwas eigenes gearbeitet. Dieses Mal war an den Wänden doch vieles zu sehen, was eine gewisse Ähnlichkeit hatte.

Trotzdem habe ich noch begonnen, meinen Entwurf in Stoff umzusetzen, und sogar vor, ihn auch fertig zu nähen. Nicht nur, weil ich eine neu gelernte Technik noch weiter ausprobieren und perfektionieren möchte, sondern weil ich auch für mich in dieser letzten Aufgabe viel Interessantes gefunden habe. Allerdings werde ich mir erlauben, einen Aspekt in Nancy’s Aufgabenstellung – „use as many colors as possible“ – relativ frei zu interpretieren. Ich liebe Farben und bin sicherlich eine, die gerne mit kräftigen und ausdrucksstarken Farben arbeitet. Aber zuviel ist eben auch nicht gut, und bei der Aufgabenstellung kann es vielleicht mal passieren, dass es zuviele oder zu kräftige Farben werden.

Diese zwei Wochen werden jedenfalls noch länger nachwirken – nicht nur, weil ich nun dieses Top fertig nähen will und noch drei weitere fertig genähte mitgebracht habe...

Donnerstag, 7. Juli 2011

Workshop bei Nancy Crow – 2. Woche

Am Freitag begann für mich der zweite Teil meiner Tätigkeit hier in Falera, schließlich bin ich nicht nur zum Vergnügen hier… Ich übersetze zwei Shibori-Kurse von Jan Myers-Newbury vom Englischen ins Deutsche. In den (Erklärungs-)Pausen, wenn die Teilnehmerinnen wieder mit Wickeln, Verkpacken, Färben, Rühren und Auswaschen beschäftigt sind, gehe ich vom Färberaum wieder rüber in das Gebäude, wo die Kurse von Nancy Crow stattfinden. Einerseits ist bei dieser Art von Bäumchen-wechsel-dich-Spiel natürlich bei weitem nicht das völlig konzentrierte Arbeiten an den eigenen Stellwänden möglich, wie es eigentlich nötig wäre, um das volle Ergebnis eines Kurses zu haben. Aber diese Doppelfunktion erst hat es mir ermöglicht, hierher zu kommen, sonst wäre dieser Aufenthalt für mich nicht in Frage gekommen, und so bin ich damit auch ganz zufrieden.

Das zerschnittene Top, von dem ich neulich berichtet habe, hat dann Nancy Crows Zustimmung gefunden und sieht zur Zeit so aus:


Für die Aufgabe, die ich stattdessen nicht genäht habe, habe ich bereits eine Idee und werde sie nach Möglichkeit zu Hause ‚nachnähen’.

Über das Wochenende war ich zu großen Teilen bei den Färberinnen im Kurs. Ohne selbst aktiv zu werden, ergibt sich für mich so die Gelegenheit, auch viel über die diversen Shibori-Techniken zu lernen. Meine eigenen Versuche vom letzten Sommer, die ich anhand des Buches von Janice Gunner durchgeführt habe, verliefen damals nur teilweise befriedigend. Inzwischen weiß ich aber auch, warum und bin froh, dass ich nach den ersten Enttäuschungen noch nicht alle vorbereiteten Teile in Färbebäder gelegt hatte. Das werde ich nach meiner Rückkehr sicher nachholen.

Hier ein paar Impressionen vom Shibori-Kurs, nach dem Auswaschen werden die Stoffstücke auf der Leine im Schulhof von Falera getrocknet. Meistens weht ein Wind und alles ist innerhalb von wenigen Minuten trocken.





Bei Nancy im Kurs haben wir am Montag erstmal wieder mit schwarz-weiß angefangen. Von den drei ca. 90 x90 großen Teilen, die wir bis Mittwoch früh hätten fertig stellen sollen, habe ich nur eine geschafft. Aber für die zweite Design-Aufgabe, die gestern vormittag besprochen wurde, während ich beim Übersetzen war, ist mir ziemlich schnell ein, wie ich finde, ganz spannender Entwurf gelungen. 



Gestern abend nach dem Abendessen habe ich gleich noch angefangen, ihn in Farbe umzusetzen. Im Lauf des Tages hat er dann heute in verschiedenen Stadien allmählich Form angenommen. Zwar waren die Abschnitte, während derer ich arbeiten konnte, immer wieder von Übersetzungs-Ausflügen in die andere Lokalität unterbrochen. Aber ich konnte mit Hilfe eines MP3-Players den Lärm rings herum gut ausblenden und mich immer wieder sehr gut konzentrieren.


Als er fertig war, habe ich ihn erstmal wieder gedreht, ein Vorgang, den ich ja schon öfter erwähnt habe. Nancy meinte dann, ihr gefalle die ungewöhnliche Farbkombination, und auch die Figur aus den dünneren Linien, allerdings wollte sie die gerne noch in dem hellen Gelb sehen, das ich an der einen Ecke verwendet habe. Also habe ich die Streifen in verschiedenen Gelbtönen aufgesteckt – muss aber sagen, dass es mir damit nicht unbedingt  besser gefällt. 

Rote Linien ersetzt durch kräftiges Gelb

Rote Linien durch helles Gelb ersetzt
Nancy’s Kommentar dazu habe ich jetzt noch nicht gehört, weil ich schon wieder zum Übersetzen musste. Ich denke aber, ich werde die Linien in dem dunklen Rotton belassen, stattdessen aber vielleicht ein Teil unten abschneiden, das gibt dem Ganzen mehr Zusammenhalt. Und ich brauche nicht mehr aufzutrennen…

Dienstag, 5. Juli 2011

Linienspiel XI

Seit einigen Wochen ist es nun offiziell: mein Quilt  Linienspiel XI aus dem Jahr 2010 hängt nun nicht mehr nur zeitweise, sondern dauerhaft in öffentlich zugänglichem Raum, nämlich im Großen Saal der Katholischen Landvolkshochschule Petersberg in Erdweg. Schauen Sie doch mal hier in deren Programm – vielleicht ist ja auch etwas für Sie dabei!

Linienspiel XI (2010), 203 x 153 cm,
handgefärbte Baumwollstoffe,
maschinengenäht und maschinengequiltet

Sonntag, 3. Juli 2011

Bildhauersymposium in der Stadt

In den Tagen vor dem ersten Wochenende des Vilsbiburger Kultursommers – in dessen Rahmen auch die „Kunstausstellung in Schaufenstern der Stadt“ stattfand, über die ich bereits hier berichtet habe - begann auf dem Seitenstreifen des Parkplatzes nahe der Vilspromenade ein mehrtägiges Bildhauersymposium. Drei Holz-Bildhauer, die vorwiegend mit Kettensäge und anderen größeren Werkzeugen arbeiten statt der traditionell vielleicht erwarteten Holzmeißel und Feilen, waren über mehrere Tage hinweg im Freien mit Arbeiten an Skulpturen zugange: Örni Poschmann, Peter Frisch (scheint keine Homepage zu haben) und Michael Lauss.
Die ersten Vorbereitungen konnten ab dem 6. Juni beobachtet werden, und während der Tage, bevor ich wegen meines Kurses auf den Patchworktagen die Stadt verlassen musste, bin ich mehrfach an der Freiluftwerkstatt vorbeigegangen, um den Fortschritt der Arbeiten zu beobachten. Nach meiner Rückkehr habe ich auch bei allererster Gelegenheit wieder den Weg an der Vils entlang genommen, und obwohl also eine kleine Lücke in meiner Dokumentation entstanden ist, waren die Arbeiten doch noch nicht völlig abgeschlossen.

Zwar weiß ich ja aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn ein Kunstwerk allmählich entsteht. Aber es so über mehrere Tage hinweg bei anderen zu beobachten, war auch spannend. 
Einerseits, weil alle drei einen Entwurf in Modellgröße mitgebracht hatten, was ich, weil ich oft nur nach bestimmten Vorstellungen, aber ohne ‚richtigen’ Entwurf arbeite, nicht unbedingt hätte leisten können. Andererseits aber auch, weil es spannend war, zu sehen, wie die Entwürfe sich mehr oder weniger in der größeren Realisierung änderten. Und drittens, weil ich den Eindruck hatte, dass die Künstler doch auch sehr viel in Gespräche eingebunden wurden – jedenfalls waren sie häufig, wenn ich vorbeikam, im Gespräch mit Passanten begriffen, oder ich habe dann auch mit ihnen geredet – man muss sich fast fragen, wann sie denn überhaupt zum Arbeiten gekommen sind.
Dies waren die Entwürfe:

Peter Frisch, Modell(e)

Foto des Modells von Michael Lauss

Modell von Örni Poschmann

Hier ein paar Stadien der einzelnen Arbeiten:

Frisch, am Anfang

Frisch, Figur ist geschnitzt, Stamm wird mit Feuer geschwärzt



Lauss, an der Säge, erste Teile sind links bereits gefügt

Frisch und Lauss bauen einen Kran


Lauss, halb bunt




Poschmann, Sägen der Stelzen

Poschmann, mit der Säge werden
die Figurendirekt  aus dem Holz
 herausgeschnitten
Poschmann, aufgestellt, aber noch nicht bemalt

Poschmann, malend


Und so sahen sie ‚fertig’ aus:


Frisch, Der Geher (hier noch liegend)
Lauss, Schatzkästlein
Poschmann, Die Brücke

Mittlerweile sind alle drei Skulpturen im südlichen Grünbereich der Vilspromenade aufgestellt worden:
Holzskulpturen, eine Perspektive

Holzskulpturen, eine andere Perspektive
Als ich ein paar Tage nach der offiziellen Aufstellung mal vorbeikam und von einer Seite hinschaute, die ich bis dahin noch nicht in Augenschein genommen hatte, nämlich von etwas oberhalb, wie im Bild "eine andere Perspektive" – da hielt plötzlich eine mir unbekannte Frau ihr Fahrrad neben  mir an und fragte mich mit etwas herausforderndem Tonfall: „Und, gefällt es Ihnen?“ Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, weil es mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen war, dass es jemandem vielleicht nicht gefallen könnte! Natürlich antwortete ich bejahend, sie aber legte sofort los: “Mir aber nicht! Das ist doch überhaupt nicht schön. Was die Künstler sich einbilden! Einfach so etwas dahinzustellen, und dann soll es einem auch noch gefallen!“ Und bevor ich noch etwas anderes sagen konnte, war sie davongesaust. Als ich meinem Mann davon erzählte, meinte er, ob es sein könne, dass die Frau mich gefargt hätte, weil sie mich vielleicht als eine der an der Kunstausstellung in den Schaufenstern beteiligten Künstlerinnen erkannt hätte, oder ob ich einfach nur Adressatin ihres Ausbruches wurde, weil ich zufällig dort stand und schaute, als sie vorbeikam. Leider kann ich das nicht beurteilen, fand es aber, als ich ihrem Rücken hinterhersah, schon etwas schade, dass ich ihr nicht mehr sagen konnte, dass moderne Kunst ja auch nicht unbedingt darauf ausgerichtet ist, „schön“ zu sein, sondern eher zum Nachdenken anregen solle. Sie hatte ja immerhin schon den ersten Schritt getan, indem sie mit Empörung auf die Werke reagierte. Jetzt fehlte eigentlich bloß noch, dass sie sich darüber klar wird, was ihr denn nicht daran gefällt.
Was allerdings nichts an meiner Meinung ändert: ich finde alle drei Werke in ihrer Art gelungen, und das Ensemble als Ganzes eine echte Bereicherung für diese Fläche in der Stadt. Mein Sohn macht sich nun immer noch Gedanken darüber, ob in dem Schatzkästlein denn wirklich etwas drin sei oder nicht. Wir müssen immer wieder schauen, ob wir nicht vielleicht doch etwas in den Schlitzen entdecken…
Einer der anderen Künstler, der auch in einem Schaufenster ausstellte, bekam von einem Passanten, während er die Bilder aufhängte, folgenden Kommentar zu hören: „Dass die Künstler auch immer alle Scheusslichkeiten aufhängen müssen…“ Vielleicht braucht diese Stadt doch noch viel mehr solcher Aktionen, und zwar möglichst bald...