Sonntag, 3. Juli 2011

Bildhauersymposium in der Stadt

In den Tagen vor dem ersten Wochenende des Vilsbiburger Kultursommers – in dessen Rahmen auch die „Kunstausstellung in Schaufenstern der Stadt“ stattfand, über die ich bereits hier berichtet habe - begann auf dem Seitenstreifen des Parkplatzes nahe der Vilspromenade ein mehrtägiges Bildhauersymposium. Drei Holz-Bildhauer, die vorwiegend mit Kettensäge und anderen größeren Werkzeugen arbeiten statt der traditionell vielleicht erwarteten Holzmeißel und Feilen, waren über mehrere Tage hinweg im Freien mit Arbeiten an Skulpturen zugange: Örni Poschmann, Peter Frisch (scheint keine Homepage zu haben) und Michael Lauss.
Die ersten Vorbereitungen konnten ab dem 6. Juni beobachtet werden, und während der Tage, bevor ich wegen meines Kurses auf den Patchworktagen die Stadt verlassen musste, bin ich mehrfach an der Freiluftwerkstatt vorbeigegangen, um den Fortschritt der Arbeiten zu beobachten. Nach meiner Rückkehr habe ich auch bei allererster Gelegenheit wieder den Weg an der Vils entlang genommen, und obwohl also eine kleine Lücke in meiner Dokumentation entstanden ist, waren die Arbeiten doch noch nicht völlig abgeschlossen.

Zwar weiß ich ja aus eigener Erfahrung, wie es ist, wenn ein Kunstwerk allmählich entsteht. Aber es so über mehrere Tage hinweg bei anderen zu beobachten, war auch spannend. 
Einerseits, weil alle drei einen Entwurf in Modellgröße mitgebracht hatten, was ich, weil ich oft nur nach bestimmten Vorstellungen, aber ohne ‚richtigen’ Entwurf arbeite, nicht unbedingt hätte leisten können. Andererseits aber auch, weil es spannend war, zu sehen, wie die Entwürfe sich mehr oder weniger in der größeren Realisierung änderten. Und drittens, weil ich den Eindruck hatte, dass die Künstler doch auch sehr viel in Gespräche eingebunden wurden – jedenfalls waren sie häufig, wenn ich vorbeikam, im Gespräch mit Passanten begriffen, oder ich habe dann auch mit ihnen geredet – man muss sich fast fragen, wann sie denn überhaupt zum Arbeiten gekommen sind.
Dies waren die Entwürfe:

Peter Frisch, Modell(e)

Foto des Modells von Michael Lauss

Modell von Örni Poschmann

Hier ein paar Stadien der einzelnen Arbeiten:

Frisch, am Anfang

Frisch, Figur ist geschnitzt, Stamm wird mit Feuer geschwärzt



Lauss, an der Säge, erste Teile sind links bereits gefügt

Frisch und Lauss bauen einen Kran


Lauss, halb bunt




Poschmann, Sägen der Stelzen

Poschmann, mit der Säge werden
die Figurendirekt  aus dem Holz
 herausgeschnitten
Poschmann, aufgestellt, aber noch nicht bemalt

Poschmann, malend


Und so sahen sie ‚fertig’ aus:


Frisch, Der Geher (hier noch liegend)
Lauss, Schatzkästlein
Poschmann, Die Brücke

Mittlerweile sind alle drei Skulpturen im südlichen Grünbereich der Vilspromenade aufgestellt worden:
Holzskulpturen, eine Perspektive

Holzskulpturen, eine andere Perspektive
Als ich ein paar Tage nach der offiziellen Aufstellung mal vorbeikam und von einer Seite hinschaute, die ich bis dahin noch nicht in Augenschein genommen hatte, nämlich von etwas oberhalb, wie im Bild "eine andere Perspektive" – da hielt plötzlich eine mir unbekannte Frau ihr Fahrrad neben  mir an und fragte mich mit etwas herausforderndem Tonfall: „Und, gefällt es Ihnen?“ Ich war ehrlich gesagt ziemlich überrascht, weil es mir überhaupt nicht in den Sinn gekommen war, dass es jemandem vielleicht nicht gefallen könnte! Natürlich antwortete ich bejahend, sie aber legte sofort los: “Mir aber nicht! Das ist doch überhaupt nicht schön. Was die Künstler sich einbilden! Einfach so etwas dahinzustellen, und dann soll es einem auch noch gefallen!“ Und bevor ich noch etwas anderes sagen konnte, war sie davongesaust. Als ich meinem Mann davon erzählte, meinte er, ob es sein könne, dass die Frau mich gefargt hätte, weil sie mich vielleicht als eine der an der Kunstausstellung in den Schaufenstern beteiligten Künstlerinnen erkannt hätte, oder ob ich einfach nur Adressatin ihres Ausbruches wurde, weil ich zufällig dort stand und schaute, als sie vorbeikam. Leider kann ich das nicht beurteilen, fand es aber, als ich ihrem Rücken hinterhersah, schon etwas schade, dass ich ihr nicht mehr sagen konnte, dass moderne Kunst ja auch nicht unbedingt darauf ausgerichtet ist, „schön“ zu sein, sondern eher zum Nachdenken anregen solle. Sie hatte ja immerhin schon den ersten Schritt getan, indem sie mit Empörung auf die Werke reagierte. Jetzt fehlte eigentlich bloß noch, dass sie sich darüber klar wird, was ihr denn nicht daran gefällt.
Was allerdings nichts an meiner Meinung ändert: ich finde alle drei Werke in ihrer Art gelungen, und das Ensemble als Ganzes eine echte Bereicherung für diese Fläche in der Stadt. Mein Sohn macht sich nun immer noch Gedanken darüber, ob in dem Schatzkästlein denn wirklich etwas drin sei oder nicht. Wir müssen immer wieder schauen, ob wir nicht vielleicht doch etwas in den Schlitzen entdecken…
Einer der anderen Künstler, der auch in einem Schaufenster ausstellte, bekam von einem Passanten, während er die Bilder aufhängte, folgenden Kommentar zu hören: „Dass die Künstler auch immer alle Scheusslichkeiten aufhängen müssen…“ Vielleicht braucht diese Stadt doch noch viel mehr solcher Aktionen, und zwar möglichst bald...

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