Montag, 31. Oktober 2011

Bilder für heute?

Aus den USA schwappt ja in den letzten Jahren verstärkt das Halloween-Fieber herüber, als zweiter Fasching im Herbst. Oft begleitet von irgendwie erzeugten künstlichen Spinnweben. Die hier sind alle echt, aus dem gerade zu Ende gegangenen Altweibersommer.







Freitag, 28. Oktober 2011

Afghanistan-Quadrate


Seit knapp zwei Jahren bin ich Mitglied der Quiltgruppe „Freisinger Schnipsis“. Zwar ist es jedes Mal eine knapp einstündige Fahrt für mich, um zu den Treffen zu kommen, aber die anderen Mitglieder in der Gruppe sind so nett, dass ich diesen Weg gerne auf mich nehme, wenn es sich mit den Terminen meines Mannes einigermaßen koordinieren lässt. 
Als Gruppenmitglied ist man dann ja aber auch verpflichtet, sich an den Gruppenprojekten zu beteiligen. Das sind von der Themenwahl nicht unbedingt immer Projekte, die mir wirklich liegen, aber man kann ja auch einiges über sich selbst lernen, wenn man ein wenig über den eigenen Schatten springt, und ein Projekt des letzten Jahres hat richtig Spaß gemacht.
Alle Mitglieder der Gruppe hatten ein gesticktes Afghanistan-Quadrat geschenkt bekommen. Afghanistan-Quadrate stammen aus dem Stickprojekt der Deutsch-Afghanischen-Initiative und werden in Deutschland bereits seit mehr als fünf Jahren durch Pascale Goldenberg vertrieben.
Das Projekt ist darum bemüht, früher verbreitete Traditionen des Stickens in Laghmani wieder zu etablieren, und verschafft den von der DAI beschäftigten Frauen ein regelmäßiges Einkommen. Inzwischen gibt es auch ein kleines Buch, das über die ersten fünf Jahre des Projektes und die während der Zeit gemachten Fortschritte berichtet (erschienen im Maro Verlag):


Ich hatte bereits ganz zu Anfang des Projektes mal mehrere Quadrate von einer Stickerin, die mir gut gefallen hatten und farblich zueinander passten, gekauft, allerdings bisher noch nichts daraus gemacht.


Nun war es in der Gruppe schnell beschlossene Sache, dass jede aus bzw mit ihrem eigenen geschenkten Quadrat einen Quilt 50 x 50 cm nähen würde. Mein geschenktes Quadrat hat mir damals nicht so gefallen, dass ich daraus/damit arbeiten wollte, und so habe ich dann eines von meinen anderen ausgewählt.


Das kleine Top war schnell genäht, wurde dann aber, wegen mangelnden (Ausstellungs-)drucks, erstmal nicht fertiggestellt. Nun steht aber Anfang Dezember die nächste Ausstellung der Schnipsis im Alten GefängnisFreising an, 




und die Afghanistan-Quilts sollen auf jeden Fall hängen. (Wir werden auch gestickte Quadrate für die DAI verkaufen.) Also heißt es, diesen kleinen Quilt auf jeden Fall noch fertig zu bekommen. Gestern abend war nun Gruppentreffen, und ich wollte eigentlich während des Treffens das Top ein wenig besticken. Prompt hatte ich aber meine Stickfäden, die ich mir extra rausgesucht und zur Seite gelegt hatte, zu Hause vergessen. Gestern ist er also noch nicht weiter gediehen. Aber ich werde ihn nächste Woche mitnehmen, wenn ich ein paar Tage unterwegs bin. Immerhin merke ich, dass auch dieses ein Projekt ist, das seine ganz eigene Reifezeit brauchte – erst jetzt kommen mir wirklich die Ideen, wie ich ihn so fertigstellen kann, dass ich damit hoffentlich auch zufrieden sein werde.

Mittwoch, 26. Oktober 2011

Reste-los


Im September hatte ich erwähnt dass ich nach dem Urlaub erstmal angefangen hatte, den Inhalt meiner blauen Restetüten zu sortieren, um den Kreativitätsfluss wieder in Gange zu setzen. Ich liebe zwar neue Stoffe, und auch das Herstellen von neuen Stoffen durch Färben. Nichtsdestotrotz habe ich große Schwierigkeiten, jegliches Stück Stoff, das eine Größe von ca. 4cm2 hat, wegzuwerfen. Was zu einer Situation führt, die so aussieht: zahlreiche Plastiktüten, gefüllt mit Resten jeglicher Farbe und Schattierung, alle so ungefähr nach Farbwert sortiert.


Daraus habe ich schon wunderschöne Sachen gemacht. Zum Beispiel haben die Reste der Hintergrundstoffe, die ich für „Linienspiel VI“ verwendet hatte, fast allesamt ihren Weg in den Hintergrund des linken Teils von “Linienspiel VIII” gefunden. Es lohnt sich also tatsächlich, irgendwann kann man auch kleinste Schnipsel noch gebrauchen.

Linienspiel VI
Linienspiel VIII
Während der letzten Wochen hat das Sortieren und Verarbeiten auch wieder gut getan. Neben dem Alltagskleinerlei, das bei Schulanfang, Apfel- und Quittenernte und Marmeladenkochen so auf einen einstürzt, war das gerade das Richtige, um immer mal wieder ein kleines bisschen weiterzuarbeiten. Ich habe tatsächlich fast alle meine blauen Reste aufgebraucht, nur dieses kleine Häufchen ist noch übrig:

allerletzte Reste Blau...

Zwischendurch sah das dann mal so aus:


Momentan ist alles aufgerollt


und wartet auf den nächsten Schritt, für den ich mir erst Material besorgen muss, dass ich hier im Ort nicht kriegen kann. Ich könnte bestellen, aber nächste Woche werden sich auch andere Gelegenheiten ergeben, und so habe ich beschlossen, mit diesem Projekt eine kreative Pause einzulegen.

Das Ganze wiegt 1,2 kg. Eine echte “Erleichterung” für Möbelpacker wäre das jetzt noch nicht gerade. Aber der nächste Umzug steht ja noch nicht sofort vor der Tür.

Da dieser Quilt entweder bei European Art Quilt eingereicht oder, falls er dort nicht angenommen werden sollte, nächsten Herbst bei meiner Ausstellung in Ste. Marie-aux-Mines zum ersten Mal öffentlich gezeigt wird, werde ich hier auf dem Blog erstmal keine weiteren Bilder zeigen. Aber neben vierzig Kisten mit ‚neuen’ Stoffen habe ich ja auch noch Scraps in allen anderen Farben ...


Sonntag, 23. Oktober 2011

Technische Zaubereien...


Als ich im Juni/Juli in Falera auf dem Workshop bei NancyCrow war, habe ich einmal erwähnt, dass Heide Stoll-Weber mir ein paar Tipps gegeben hat, was ich mit meinem einem Top noch hätte anfangen können (wenn ich rechtzeitig daran gedacht und das alles vor dem Zusammennähen berücksichtigt hätte).
Heide ist mir schon seit langen Jahren als Quilterin  mit besonderen technischen Fertigkeiten bekannt. Das erste Mal ist sie mir als solche im Sonderheft zu „Quilt Berlin – Design und Patchwork Symposium 2001“ des Bergtor Verlages aufgefallen, in dem sie ihre Technik zum Einsetzen von Stoffstücken, die sie in ihren improvisierten Quilts verwendet, vorstellte. Dadurch werden Nähte vermieden – aber sehr genaues Nähen ist nötig.
Dann ist Heide natürlich in der Quiltszene durch ihre wunderschön gefärbten Stoffe bekannt. Zwar hatte ich mir das Färben schon längst autodidaktisch selbst beigebracht, bevor ich im Jahr 2004 mal einen Kurs bei ihr besuchte, aber gelernt habe ich bei ihr dann schon auch noch einiges!
In Falera erwies sich, dass Heide auch noch auf anderen Ebenen technisch versiert ist. Sie war diejenige, die uns die Idee gab, wie wir die zu niedrig geratenen Schneidetische direkt bei unserem Arbeitsplatz erhöhen konnten:

Gehört ab jetzt einfach ins Gepäck,
wenn man auf einen Workshop fährt:
hohe Dosen, mit denen man den Schneidetisch
erhöhen kann.
Außerdem war sie diejenige, die mit dem Hausmeister der Halle so lange verhandelt hat, bis ein wirklich großer Schneidetisch im Gang zur Verfügung stand, falls mal die Schneidematten am eigenen Tisch in der Länge nicht mehr ausreichten:

Tisch mit besonderer Auflage, der eine große Schneidfläche bietet
Und sie hatte ein neues Werkzeug dabei, das sie immer und immer wieder anpries, sie hätte dafür eigentlich mit Provision belohnt werden müssen:


Und recht hat sie – es ist eine kleine Wundermaschine. Das Stück nennt sich „Kopierrädchen“ und ist dasselbe Prinzip wie die Kopierrädchen, die man vom Selbstschneidern kennt, wenn man mal Schnittbogenmuster auf Schnittbogenpapier übertragen hat. Nur hat diese Variante keine Zähnchen, hinterlässt eine Markierung, die durch einmal dampfbügeln wieder zu eliminieren ist, und ist ein ganz phantastisches Werkzeug, das meine Arbeitsweise beim Freien Schneiden mittlerweile völlig umgekrempelt hat. Für diesen Tipp: Vielen Dank an Heide!

Am vergangenen Donnerstagabend ist eine gemeinsame Ausstellung von Heide Stoll-Weber und Christine Brandstetter in der Quilt Star Galerie von Monika Schiwy in Freiburg eröffnet worden. (Quilt Star, Basler Str. 61, 79100 Freiburg, Öffnungszeiten Mo 15 – 18, Di bis Fr 9:30 – 12:30 und 14:30 bis 18:30):


Ich freue mich schon jetzt darauf, sie Anfang November, wenn ich mir einen zweitägigen Freiburg-Urlaub gönnen werde, zu sehen.
 

Freitag, 21. Oktober 2011

Abschied von einer Nähmaschine


Im Laufe der Jahre habe ich schon auf etlichen verschiedenen Nähmaschinenmodellen genäht.
Das erste war die Maschine meiner Mutter, hellbraunes Metallgehäuse, vermutlich eine Neckermann, die sie zur Hochzeit bekommen hatte. Dort habe ich die gesamte Modekollektion für meine Barbiepuppen genäht – damals wollte ich Modedesignerin werden. Dieses Modell wurde irgendwann mal gegen eine Pfaff eingetauscht, auf der ich auch manchmal nähen durfte, aber es war klar, dass das nicht meine eigene Maschine war.
Dafür bekam ich von einer Tante eine alte versenkbare Schranknähmaschine (wechselweise auf Fußbetrieb oder Strom einstellbar), die ihr im Weg gewesen war und bei uns dann im Keller stand. Das war kein sonderlich motivierendes Umfeld, um dort tatsächlich viel zu nähen, aber die Existenz dieser Maschine war lange das Totschlagargument, weshalb ich keine eigene bekommen würde – „Du hast doch eine, und die benutzt Du nicht wirklich.“ Platz in der Wohnung war allerdings nicht, um sie zu stellen. Und transportabel war sie ja auch nicht, dass man sie hätte hochholen und nach getaner Arbeit wieder wegräumen können.
Noch ein paar Jahre später bekam ich eine alte transportable Maschine von meiner Urgroßtante, Nachkriegsmodell, - war’s eine Adler? - die zum Kaufzeitpunkt sicher mal ein Topmodell gewesen war. Schwer, aber sie nähte gut, und auf dieser habe ich dann auch meine ersten Patchworkarbeiten gefertigt.
Als meine Mutter die Pfaff dann gegen eine topaktuelle Bernina eintauschte, durfte ich die Pfaff in mein Studentinnenzimmer mitnehmen. Zu dem Zeitpunkt fing sie dann aber auch schon an, kleine Macken zu entwickeln, und richtig glücklich geworden bin ich mit ihr nicht. Leider hatte ich da die Adler schon aus Platzgründen weggegeben...
Als die Pfaff dann ihren Geist aufgegeben hat, habe ich beschlossen, mir endlich mal eine neue Maschine zu kaufen. Das muss vor knapp zehn Jahren gewesen sein, denn ich war damals schon verheiratet. Nach welchen Kriterien – außer meiner Schweden-Affinität – ich sie dann ausgesucht habe, weiß ich nicht mehr genau, allerdings wollte ich keine „Computer-gesteuerte“. Jedenfalls wurde es eine Husqvarna „Daisy“, mit der ich dann viel genäht habe, und die mir sehr lieb war.


Da sich aber in den letzten sechs Jahren noch zwei weitere Maschinen bei mir eingestellt haben, und Daisy dadurch deutlich in den Hintergrund gedrängt wurde, zuletzt eigentlich nur noch als Workshop-Maschine mitkam, wenn ich zum Unterrichten unterwegs war, habe ich sie nun abgegeben. Eine ehemalige Schülerin von mir, die sich auch bisher die Maschine mit ihrer Mutter teilte, suchte eine eigene Maschine, und die Situation kenne ich ja selbst zur Genüge. Zwar weiß ich, dass es Quilterinnen gibt, die sechs oder sogar sieben Maschinen haben, aber mir reichen zwei Maschinen. So kann ich eine mal zur Wartung bringen, und trotzdem weiter nähen.
Wider Erwarten ist mir der Abschied von Daisy aber doch schwer geworden, vielleicht weil sie meine erste eigene neue selbstgekaufte war? Aber ich freue mich auch, dass Daisy nun wieder zur vollen Geltung kommen wird. Ich wünsche der Maschine bei Rabea eine gute und intensiv genutzte Zeit!

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Ausstellung der Alpine Quilters in Garmisch-Partenkirchen


Vor einigen Jahren erhielt ich einen Einladung von MarionCaspersbei der Garmisch-Partenkirchener Quiltgruppe eine „Kofferausstellung“ zu veranstalten. Marion hatte ich kurz vorher zum ersten Mal getroffen, als sie mich bei der Eröffnung meiner Einzelausstellung im Weilheimer Stadtmuseum angesprochen hatte.
Es traf sich gut, dass ich nur kurze Zeit vorher einen monströs großen Koffer gekauft hatte, den habe ich dann vollgepackt und bin mit dem Zug nach GAP gefahren. Bei einem kurzweiligen und gemütlichen Abend packte ich dann vor einer kleinen aber  interessierten Gruppe meine Arbeiten, damals alle aus der Serie „Metamorphosen“ aus, und wir kamen ins Gespräch.
Seitdem treffe ich Marion immer mal wieder bei diversen Gelegenheiten (das letzte Mal in Rüdesheim vor einer Weinstube), und es gibt immer etwas zu erzählen.
Vor zwei Monaten dann erhielt ich wieder eine Mail – diesmal mit der Einladung, als ehemalige Präsentiererin einer Kofferausstellung zwei Quilts zu der im Oktober anstehenden Ausstellung der Alpine Quilters beizusteuern, da sie in der Ausstellung auch von dieser Aktivität der Gruppe berichten wollten. Da habe ich gerne zugesagt, denn das finde ich eine sehr schöne Idee. Zwar gab es jetzt noch einen last-minute-Engpass, weil ich die Mail mit der Adresse, wohin wir die Quilts schicken sollten, zu voreilig gelöscht hatte, aber Marion ist eine flotte Email-Beantworterin und ich konnte meine Sendung noch auf den Weg bringen. Hoffentlich spielt die Post mit und bringt auch alles hin...
Einer der von mir gezeigten Quilts soll dann der aus diesem Jahr stammende „Purple Grid Variation“ sein, in dem ich zum ersten Mal mit Eiswürfeln gefärbte Stoffe verwendet habe.



Die Ausstellung findet an diesem Wochenende statt:

ALPINE QUILTER 
15. & 16. Oktober, 10:00 -18:00 Uhr
St. Irmengard Schule , Hauptstraße 45,
Garmisch – Partenkirchen

Da ich in Sachen Unterrichten unterwegs bin, kann ich leider nicht selbst vorbeischauen. Aber vielleicht ist ja irgendjemand von Ihnen in der Gegend und hat Lust auf eine Ausstellung. 
Ich wünsche der Gruppe zahlreiche interessierte Besucher!

Sonntag, 9. Oktober 2011

Kurs "Zaubereien aus Resten" am Petersberg


Für meinen regelmäßig am Petersberg stattfindenden Kurs war das Kursthema dieses Jahr „Zaubereien aus Resten“. Da ein paar der dort regelmäßig teilnehmenden Teilnehmerinnen sich bei einem der vorigen Kurse beschwert hatten, dass sie lieber nicht soviel mit Schablonen arbeiten wollten, hatte ich mich intensiv auf die Rollschneider-taugliche Herstellung der traditionell für Scrap-Quilts verwendeten Muster vorbereitet.
Für mich persönlich ist zwar gerade bei der Resteverwertung mit traditionellen Mustern auch das Aufzeichnen der Formen, das Ausschneiden mit Nahtzugabe und das Stecken ein wesentlicher und wichtiger Teil des Recycling-Prozesses, denn dadurch wird ja auch der entspannende Teil der Herstellung, sozusagen die „Zeit für mich“, verlängert. Aber wenn Kursteilnehmerinnen das Bedürfnis haben, in der kurzen Zeit, die sie sich fürs Quilten abzwacken können, schneller fertig zu werden, ist das natürlich ein gewichtiger Grund.

Begonnen haben wir mit der Problematik der Nahtzugabe...
Ein Quilt, den ich vor etlichen Jahren mal nach Anregung durch „Successul Scraps“ von Judy Turner und Margaret Rolfe genäht habe, 




fand so großen Anklang, dass mehrere Teilnehmerinnen sofort entschieden, ihre Arbeit nach demselben Muster anzulegen.



Das Errechnen der benötigten Nahtzugaben, um schließlich ein Rechteck zu erreichen, das in „fertig genähtem Zustand“ an der kurzen Seite genau die halbe lange Seite misst, war in diesem Fall gar nicht so einfach – aber aufgrund dieses Musters natürlich besonders wichtig. Beim Nähen der Probeteile stellten wir fest, dass manche Nähmaschinen eine andere als die üblicherweise angenommene Nahtzugabe von 0,75cm haben. Schließlich wurde für alle beteiligten Nähmaschinen der Nahtzugabentest durchgeführt: durch Nähen zweier Nähte in Füßchenbreite voneinander mussten alle ihre jeweils eigene Nahtzugabe ermitteln und für ihre weiteren Berechnungen berücksichtigen.
Die Wichtigkeit der Kenntnis seiner eigenen Nahtzugabenbreite zeigte sich anschließend auch bei der Übung für den Block „Flying Geese“, dessen besonders intensive Vorbereitung ich ja bereits hier beschrieben habe. Es war eindeutig eine Herausforderung, Verständnis für die Notwendigkeit des unterschiedlichen Zuschnitts der Dreiecke und die darauf basierenden unterschiedlichen Nahtzugaben zu entwickeln. Schließlich haben es aber alle, die sich dieser Herausforderung gestellt haben, geschafft, und waren stolz auf ihre kleinen Probestücke mit mehreren Flying Geese:


Andere Teilnehmerinnen hatten sich für die diagonal geteilten Quadrate entschieden:




Von den 13 Teilnehmerinnen waren drei Anfängerinnen, die ich schrittweise mit meinem "Anfängerprogramm" durch die ersten Übungen und Blocks geführt habe. So konnten sie verschiedene Muster an kleinen Beispielen ausprobieren, nebenbei mitbekommen, was die anderen gemacht und gelernt haben, und haben sich hoffentlich genügend Notizen gemacht, dass sie dann zu Hause auch weiterarbeiten können.

Wirklich mit Resten gearbeitet haben zwar bei weitem nicht alle, aber die Vielfalt der verwendeten Stoffe kommt dem Prinzip des Scrap Quilt schon sehr nahe. Ich selbst konnte auch ein paar Blöcke eines kunterbunten UFOs nähen, das mich noch eine Weile begleiten wird, aber für so ein Wochenende, wenn ich selbst nicht konsequent zum Nähen komme, sondern bloß mal zwischendurch, wenn gerade niemand eine Frage hat, ist es gerade das Richtige:

Mein auf mehrere Jahre angelegtes
kunterbuntes UFO in keinesfalls
endgültiger Form oder Anordnung...

Das alles zwischen wunderbarem Salatbüffet, Nachmittagskaffee und weit weg von Alltagspflichten, in abgeschiedener ländlicher Ruhe. 


Bei wechselhaftem Schauer-Wetter, das nicht unbedingt Lust darauf machte, nach draußen zu gehen – perfekte Bedingungen für ein intensives und produktives Patchworkwochenende!

Der nächste Kurs am Petersberg Anfang Februar wird wieder ein UFO-Fertigstellungskurs. Anmeldungen sind ab Mitte November über die Homepage der KLVHS Petersberg möglich.

Freitag, 7. Oktober 2011

Was ist ein "art-quilt"? - Beitrag zum Diskussionsforum der Patchworkgilde e.V.

Seit August gibt es im Mitgliederbereich der Homepage der Patchworkgilde Deutschland e.V. ein Diskussionsforum über das Thema "Was ist ein Art-Quilt?" Vom Vorstand der Patchworkgilde war ich gebeten worden, ebenfalls einen Beitrag zur Diskussion zu verfassen. Dieser Beitrag ist seit zwei Tagen online gestellt, und ich möchte ihn auch Leserinnen meines Blogs, die vielleicht keine Mitglieder der Patchworkgilde sind, zur Verfügung stellen. Eine Diskussion soll eigentlich im Diskussionsforum der Gilde stattfinden, aber ich freue mich natürlich auch über Kommentare hier. 


Text des Beitrages:

In jeder Ausschreibung von SAQA, der Organisation, die sich der Profilierung insbesondere des Art-Quilts verschrieben hat, wird deren ‚Definition’ eines solchen zitiert (hier in Übersetzung): „ein zeitgenössisches Kunstwerk, das die ästhetischen Belange, die der gesamten Bandbreite der bildenden Künste (Malerei, Fotografie, Druck, grafisches Design, Zusammenstellungen, Skulptur) zugrundeliegen, auslotet und ausdrückt und dabei durch Material oder Technik einen eindeutigen Bezug zur ihm zugrundeliegenden Volkskunst Quilt herstellt oder bewahrt“. Im Katalog der letzten European Art Quilts Ausstellung, die noch tourt, und auch in der neuerlichen Ausschreibung für die nächste Runde ist dagegen keine einheitliche Definition von ‚Art-Quilt’ zu finden.
Kunst ist umstritten. Vielen Kunstwerken wird immer wieder – vorzugsweise von selbsternannten Kunst’kritikern’ – ihr Status als Kunstwerk abgesprochen. Und Kunst muss nicht ‚schön’ sein – oder würde jemand „Guernica“ von Picasso als ‚schön’ bezeichnen?
Die Quiltkunst, die aufgrund ihrer geschichtlichen Entwicklung aus dem funktionalen Bereich heraus (wärmen, Reste sinnvoll u. evtl. auch ästhetisch ansprechend verwenden) vielleicht einen besonders schweren Stand in der Kunstwelt hat, bleibt von diesen Diskussionen nicht verschont. Rein technisch ist Quiltkunst bewältigbar – grundlegende Nähtechniken, ein paar Tricks, eine gewisse Sorgfalt, gepaart mit ein wenig Geduld und Fleiß. Fertig ist der Quilt. Und dennoch gibt es einige Quilts, die besonders sind, eine außergewöhnliche Ausstrahlung haben, sich aus der großen Masse herausheben.
Das können die herausragenden Exemplare aus Amish-Produktion sein (nicht jeder Amish-Quilt hat tatsächlich diese Qualität), oder einige der mittlerweile berühmt gewordenen und in Museen gezeigten Quilts von den Frauen von Gee’s Bend (und nicht jeder von den Gee’s Bend Quilts lässt einem den Atem stocken). Das können Quilts aus Siebdruck-Stoffen sein, oder aus handgefärbten Stoffen, und auch aus kommerziell hergestellten Stoffen. Allerdings ist auffällig, dass viele Quilts, die als ‚Art Quilt’ bezeichnet werden, unter Verwendung einer Vielzahl von modernen Techniken hergestellt wurden/werden.
In den Überlegungen zu Art-Quilts höre ich untergründig eine Art Richtungsstreit mitschwingen, salopp vielleicht formuliert als „welches sind die besseren/echteren/zeitgemäßeren Quilts – traditionelle oder Art-Quilts?“ Diesen Richtungsstreit halte ich persönlich für überflüssig (oder sogar schädlich). Es gibt wunderbare traditionelle Quilts, und es gibt grässliche traditionelle Quilts, genauso wie es wunderbare und hässliche Art-Quilts gibt. (Und wo bleiben die einfach nur ‚modern’ genannten Quilts? In den amerikanischen Foren läuft z.Zt. eine Diskussion darüber, was denn ‚modern quilting’ ausmacht.) Das hängt aber ja auch ganz stark von den Betrachtenden ab – beeinflusst durch deren Sachverstand für Kunst, Sachverstand für Quilts (was sich nicht unbedingt decken muss), vielleicht beide in Kombination, oder einfach nur den persönlichen Geschmack ohne dahinterstehendem Sachverstand.  Meines Erachtens nach definiert sich Kunst nicht dadurch, dass möglichst viele moderne Techniken oder möglichst viele und unterschiedliche Materialien zum Einsatz kommen, bloss weil die durch einfallsreiche (und geschäftsorientierte) Geister zur Verfügung gestellt werden. Für mich ist DAS definierende Kriterium eines Quilts, und das trifft auf traditionelle wie auf moderne oder Art-Quilts zu, die Verbindung von mindestens zwei (eigentlich drei) Lagen durch in einem weiteren Arbeitsgang hinzugefügte Stiche. Und, wenn es sich nicht um einen Wholecloth-Quilt handelt, das Piecing. Für mich persönlich gehört ‚geklebt’ schon nicht mehr dazu... Dies in erster Linie, weil dadurch der haptische Effekt dieses besonderen Mediums verloren geht – den wir in Ausstellungen daran erkennen, das ständig an den Quilts herumgegrabscht wird. (Was bei Gemälden ja wohl kein wirkliches Problem darstellt.) Aber viele Quilterinnen sehen das mit dem Kleben anders, sind einfach dankbar für die Arbeitserleichterung.
Die Unterscheidung zwischen ‚Quilt’ und ‚Art-Quilt’ braucht meines Erachtens nicht definiert zu werden. Ob ein Quilt Kunst ist, entscheidet sich daran, dass er ‚das gewisse Extra’ hat, nicht daran, wie er bezeichnet wird. Weder die Amish-Frauen noch die Frauen von Gee’s Bend haben ihre Quilts als Kunst(werke) betrachtet, und dennoch einige der allerschönsten Exemplare geschaffen. Sowohl die Grenzen zwischen Kunst und Kitsch als auch die zwischen Kunst und Handwerk sind fließend, nicht genau zu bestimmen, und liegen für Produzierende und Rezipierende möglicherweise sehr weit auseinander.

Dienstag, 4. Oktober 2011

Eine Nähmaschine für Pythagoras!


Während der Vorbereitungen und Färbeaktion für die Kollektion September 2011, und einer weiter benötigten Eingewöhnungszeit an einen Schulrhythmus ist die eigene Kreativität etwas zu kurz gekommen. Dazu kam dann noch dieses gloriose Spätsommerwetter der letzten Tage, das geeignet war, wenigstens gefühlsmäßig den verregneten Sommer etwas auszugleichen. Aber dafür musste ich raus, im Garten werkeln. Zum Beispiel musste mein Quittenbaum wegen der reichen bevorstehenden Ernte davor bewahrt werden, dass alle Äste abbrechen.


Nun gut, muss auch mal sein.

Vergangenen Sonntag allerdings habe ich mich dann an ein Problem gesetzt, das mir schon lange im Kopf rumging und das ich unbedingt gelöst haben wollte, bevor ich am nächsten Wochenende den Restekurs am Petersberg unterrichten werde. Als ich noch traditionelle Muster genäht habe, habe ich mich immer gewundert, warum es denn eigentlich keine „Flying Geese in Streifentechnik“ gibt. Es kam mir so vor, als ob das möglich sein müsse.
Diese Vermutung basierte auch auf meiner Neigung, oder besser gesagt: Abneigung, einfach vorgegebene Maßangaben zu übernehmen. Wenn, dann wollte ich selbst bestimmen können, wie breit meine Gans-Streifen sein sollen (also vielleicht 4,7 cm...) und nicht einfach nachschneiden, was mir irgendjemand in einem Buch vorgibt.
Nun war ich in Mathematik nie eine besondere Leuchte, v.a. auch, weil ich während des Schulunterrichts bei den meisten Sachen den Realitätsbezug nicht erkennen konnte. Dreisatz, gut, den braucht man, um die Maschenzahl beim Stricken auszurechnen, Wahrscheinlichkeits-rechnung ist nötig, um die Gewinnchancen beim Lotto auszurechnen (aber nachdem man das einmal in der Klausur gemacht hat, weiß man, dass diese Chancen sehr gering sind, und dann braucht man das nicht noch einmal auszurechnen) und von Pythagoras sind zumindest auch ein paar Formeln hängengeblieben. Aber dummerweise kannte Pythagoras ja noch nicht das Problem mit den Nahtzugaben.

Ich habe also ewig rumgerechnet und probiert, weil ich mir einbildete, es müsse doch möglich sein, sich vorher auszurechnen, wie lang man ein Stück Streifen abschneiden müsse, um dann darauf mit Quadraten, die man aufnäht und dann die überstehenden Dreiecke abschneidet, ein schönes Flying Geese Muster hinzukriegen. 

Je länger ich probierte, desto frustrierter wurde ich. Flying Geese kriegt man mit Streifentechnik schon hin – aber nicht ganz ‚richtig’ von den Maßen her, es sind also eher ‚Falsche Gänse’. Und v.a. gelang es mir nicht, die benötigten Längen der Streifen zu ermitteln.

Dann habe ich mich von der Vorstellung mit den Streifen verabschiedet und nur noch nach „Rollschneider-fähig/Schnellschneide-Technik“ weitergesucht. Schließlich bietet sich ja auch die Möglichkeit, das ‚Gans’-Dreieck durch Vierteln aus einem großen Quadrat zuzuschneiden, und die Himmel-Teile dann aus diagonal geteilten kleineren Quadraten. Aber wie groß genau müssen die nun sein?

Gevierteltes Quadrat für Gans-Basis

Und gerechnet und probiert und getan und... drohte immer frustrierter zu werden. Irgendwann hatte ich dann zwar ein Ergebnis, das zu stimmen schien, aber ich konnte nicht erklären, wie ich denn nun dazu gekommen war – von welchem Wert war ich nochmal ausgegangen?

Versuche, meine 'Flying Geese'-Berechnungen nachznähen

Diverse Rechnungen, nicht schulkonform...
Nachdem ich noch einmal darüber geschlafen hatte und dann ein bißchen „kreativen Abstand“ genommen habe, 

Kreativer Abstand:
Ein Tag am See mit vielen schönen Spiegelungen
habe ich mich ein weiteres Mal hingesetzt und alles systematisch durchgerechnet.

Und jetzt habe ich es tatsächlich rausgefunden und werde den Kursteilnehmerinnen sagen können, wie es geht. Man muss nämlich von den fertigen Maßen ausgehend die Quadrate berechnen und dann erst die Nahtzugaben hinzufügen, nicht schon von Anfang an mit den Nahtzugaben rechnen. Da hat Pythagoras eben damals noch nicht dran gedacht.
Nun bin ich gespannt, wie die Kursteilnehmerinnen das finden. Denn die einfachste Methode ist natürlich doch, die gewünschte Größe auf ein Blatt Millimeterpapier aufzuzeichnen, die Nahtzugabe drumherum zu ziehen, dann auszumessen – und dann kriegt man den Wert letztendlich auch raus.
Aber ich weiß jetzt, wie es mit dem Rechnen geht. Wenn ich irgendwann mal einen Flying-Geese-Quilt mit 4,3-cm-Basis nähen möchte...