Freitag, 16. Dezember 2011

Sehenswert: Ellsworth Kelly im Haus der Kunst


Bei einem meiner früheren Besuche im Haus der Kunst dieses Jahr hatte ich an der Außenwand bereits die Ankündigung gesehen, die mir klarmachte, dass ich mindestens noch einmal in diesem Jahr dort würde vorbeischauen müssen:


Anfang Dezember habe ich es dann endlich geschafft, mich zu Hause freizuschaufeln.
Nun ist das Haus der Kunst mit seiner Geschichte als Nazi-Bauwerk und Münchner Ausstellungsort der Ausstellung „Entartete Kunst“ nicht gerade ein Gebäude, angesichts dessen man in uneingeschränkte Begeisterungsstürme und Sympathibeteuerungen ausbrechen kann. Aber es ist auf jeden Fall ein Gebäude, das für die Ausstellung “Schwarz und Weiß” von Ellsworth Kelly wie gemacht scheint. 




Die riesigen und weitläufigen Räume mit den hohen Durchgängen bilden einen mehr als passenden Rahmen für die schwarz-weißen Gemälde, Reliefs und Fotos dieser Ausstellung. Die Wirkung der Gemälde wird durch diese räumlichen Gegebenheiten enorm verstärkt.

Im Haus der Kunst ist Fotografieren verboten, und bei der Dichte der Wärter war es nicht möglich, ein unerlaubtes Foto zu machen, zumal man ja gerade in so einem Nazi-Bau nicht bei unerlaubten Tätigkeiten erwischt werden mag. Allerdings wäre es schön gewesen, auf einem Foto wenigstens eine kleine Ahnung  davon zu vermitteln, welche Wirkung die Kombination der schwarz-weißen großformatigen Gemälde bzw. Reliefs mit den weitläufigen Räumen des Museum erzielt. Leider kommt davon nämlich im Katalog wirklich gar nichts rüber, da die Fotos ja nicht im Haus der Kunst gemacht wurden, die Raumwirkung also überhaupt nicht vermitteln können.
In einem Raum befindet sich ein Bodenbild, “Black Curves 2011”, das vom Haus der Kunst in Auftrag gegeben wurde und angeblich nach Ende der Ausstellung wieder vernichtet wird. Ich habe für mich zur Erinnerung ein paar dilettantische Skizzen aus unterschiedlichen Blickwinkeln gemacht, hier ist eine davon.


„Black curves, 2011“ ist keine eigentliche Skulptur, denn man kann aufgrund der Anordnung im Raum nicht um das Werk herumgehen. Es liegt so im Raum, dass es an zwei verschiedenen Stellen die Wände berührt, wodurch der Weg abgeschnitten wird. Man sieht also ein Bild, flach auf den Boden gelegt – ein zweidimensionales Werk unter den dreidimensionalen Bedingungen des Raumes. Denn es ist etwas völlig anderes, ob man ein flaches Bild an der Wand hängend betrachtet, oder ‚von oben herab’. Beim Verändern der Position des Betrachters verändert sich die Sichtweise auf wesentlich eindrücklichere Art als bei einem Bild an der Wand. Und das alles in Bezug auf zwei zusammenhängende schwarze Kurven!

Mindestens genauso interessant wie seine Gemälde sind allerdings Kellys ausgestellte Skizzen und Fotografien. Kelly fotografiert ausschließlich in Schwarz und Weiß, und konzentriert sich dabei im Wesentlichen auf Formen. Viele meiner eigenen Fotos sind genauso angelegt. Und in dem Raum, in dem Kellys Fotos hängen, habe ich mir dann von einem Wärter die offizielle Erlaubnis für ein Foto des Raumes und der darin auftauchenden Schatten geholt, die eines Kelly durchaus würdig sind.



Mit Bildbearbeitungssoftware lässt sich das dann natürlich problemlos in ein Schwarz-Weiß-Foto umwandeln:


Kurz darauf habe ich dann noch im hiesigen Rathaus einen Kelly gefunden – wenn auch in etwas ungewöhnlicher Farbkombination:


Die  zehn Euro Eintritt sind auf jeden Fall gut angelegt – die Ausstellung läuft noch bis 22. Januar 2012. Und wer Kelly-total machen möchte, geht anschließend noch in die Pinakothek derModerne, dort sind seine Pflanzenzeichnungen zu sehen bis 8. Januar.

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