Freitag, 17. Februar 2012

Ein letztes Mal


Zeit meines Lebens bin ich gerne Schlittschuh gelaufen, wenn sich auch die kindlichen Träume vom Dasein als Eisprinzessin im regelmäßigen Anschauen der Europa- und Weltmeisterschaften in Eistanz und Eiskunstlauf erschöpften. Nach Geburt meines Sohnes passten aber die alten Schlittschuhe nicht mehr, und so bekam die ganze Familie neue Schuhe, als der Kleine vor drei Jahren, natürlich bewaffnet mit einem Eishockeyschläger, die ersten Schritte aufs Eis tat. Bis auf letztes Jahr ergaben sich auch immer wieder Möglichkeiten, zu laufen.
Die Wetterverhältnisse der letzten Wochen hatten nun ja auch wunderbare Eisverhältnisse geschaffen – nicht nur für Kunstwerke wie dieses,


sondern auch für glatte Eisflächen mit nur wenig Schnee drauf.
Die Stadt bereitet dann immer eine Eisfläche vor, wo eine angelegte Vertiefung auf einer Wiese mit Wasser aus dem danebenfließenden Fluss gefüllt wird, die bei entsprechenden Temperaturen dann ziemlich schnell zufriert, weil das Wasser ja auch gar nicht tief ist. 


Aber dieses Jahr war bei mir irgendwie alles anders. Ich habe mich zwar sehr über das kalte Wetter gefreut, das uns ja auch endlich wieder reichlich Sonnenschein bescherte. Aber aufs Eis hat es mich irgendwie gar nicht gezogen.
Als mein Sohn dann drängender wurde, habe ich ihn und seinen Freund zwar begleitet, aber per Schneeschieber für sie eine Fläche zum Eishockeyspielen freigeräumt. Statt nur neben der Fläche rumzustehen, denn zum Selber-Laufen hatte ich keine rechte Lust.
Vergangenen Samstag dann ein Familienausflug zu einer Wiese ein Stück außerhalb der Stadt (wo ich in wenigen Wochen wieder Kröten und ander Amphibien über die Straße tragen werde), dort war vor wenigen Wochen noch Überschwemmung, kurz bevor die Kälte einsetzte, und eine riesige Eisfläche ist entstanden. Zwar mit einigen Hubbeln, aber gut befahrbar, da wo freundliche Leute schon ein wenig die Schneeschaufel geschwungen hatten:


Bei allem Spaß an der Sache hat es mich dann zweimal geschmissen. Nicht wirklich schlimm, dank der Knieschoner, es ist auch nichts richtig schmerzhaftes passiert – ein paar blaue Flecken an der gutgepolsterten Hinterpartie (aber nur haarscharf am gestauchten Steißbein vorbei), und ein ganz leicht angestauchtes Handgelenk, ohne wesentliche Bewegungseinschränkung, und nur leichte Schmerzbelästigung.
Aber es gab mir zu denken. Nach den kürzlichen Erlebnissen mit Schneidegeräten und meinen Fingern, kam ich zu der Erkenntnis, dass ein eingegipstes Handgelenk (wohlmöglich mit kompliziertem Trümmerbruch und den daraus resultierenden Folgebeschwerden) nicht nur jetzt genau das ist, was ich mir eigentlich nicht antun möchte. Deshalb habe ich gestern abend schweren Herzens beschlossen, dass das meine letzte Schlittschuhfahrt gewesen sein soll.
Ich bin ja eine vehemente Verfechterin dessen, dass man wissen oder wenigstens beizeiten ein Gespür dafür entwickeln soll, wann es Zeit ist, mit bestimmten Dingen aufzuhören. Dazu gehört meines Erachtens zum Beispiel auch eine regelmäßige Fahrtauglichkeitsprüfung ab einem gewissen Alter. Wenn jemand erst mit 86 Jahren und nach Verrusachung eines Unfalls einsieht, dass es an der Zeit sein könnte, sich nicht mehr selbst hinter das Steuer zu setzen, finde ich das eindeutig zu spät. Natürlich hatte ich nicht damit gerechnet, dass es nötig sein würde, solche schmerzhaften Entscheidungen auch schon deutlich vor dem eigenen 50. Geburtstag anzugehen. Aber bei aller Trauer um diese schöne Art der Bewegung an der frischen Luft ist es wohl doch vernünftiger. Die Schlittschuhe werde ich verkaufen.
Und lieber weiter schöne Quilts nähen und ein bißchen Klavier spielen.
Es sind in den letzten Tagen zwei neue Entwürfe für weitere Linienspiele entstanden, und ich habe festgestellt, dass ein Quilt, den ich vor mehr als zwei Jahren genäht hatte, und der direkt in die Sammlung meines Mannes gewandert war, eigentlich der Anfang einer neuen Serie war. Die wird nun weiter ausgebaut und wird in Ste. Marie zu sehen sein. Da bleibt gar keine Zeit mehr zum Eislaufen.

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