Zeit meines Lebens bin ich gerne Schlittschuh gelaufen, wenn
sich auch die kindlichen Träume vom Dasein als Eisprinzessin im regelmäßigen
Anschauen der Europa- und Weltmeisterschaften in Eistanz und Eiskunstlauf
erschöpften. Nach Geburt meines Sohnes passten aber die alten Schlittschuhe
nicht mehr, und so bekam die ganze Familie neue Schuhe, als der Kleine vor drei
Jahren, natürlich bewaffnet mit einem Eishockeyschläger, die ersten Schritte
aufs Eis tat. Bis auf letztes Jahr ergaben sich auch immer wieder
Möglichkeiten, zu laufen.
Die Wetterverhältnisse der letzten Wochen hatten nun ja auch
wunderbare Eisverhältnisse geschaffen – nicht nur für Kunstwerke wie dieses,
sondern auch für glatte Eisflächen mit nur wenig Schnee
drauf.
Die Stadt bereitet dann immer eine Eisfläche vor, wo eine
angelegte Vertiefung auf einer Wiese mit Wasser aus dem danebenfließenden Fluss
gefüllt wird, die bei entsprechenden Temperaturen dann ziemlich schnell
zufriert, weil das Wasser ja auch gar nicht tief ist.
Aber dieses Jahr war bei mir
irgendwie alles anders. Ich habe mich zwar sehr über das kalte Wetter gefreut,
das uns ja auch endlich wieder reichlich Sonnenschein bescherte. Aber aufs Eis
hat es mich irgendwie gar nicht gezogen.
Als mein Sohn dann drängender wurde, habe ich ihn und seinen
Freund zwar begleitet, aber per Schneeschieber für sie eine Fläche zum
Eishockeyspielen freigeräumt. Statt nur neben der Fläche rumzustehen, denn zum
Selber-Laufen hatte ich keine rechte Lust.
Vergangenen Samstag dann ein Familienausflug zu einer Wiese
ein Stück außerhalb der Stadt (wo ich in wenigen Wochen wieder Kröten und ander
Amphibien über die Straße tragen werde), dort war vor wenigen Wochen noch
Überschwemmung, kurz bevor die Kälte einsetzte, und eine riesige Eisfläche ist
entstanden. Zwar mit einigen Hubbeln, aber gut befahrbar, da wo freundliche Leute schon ein wenig die Schneeschaufel geschwungen hatten:
Bei allem Spaß an der Sache hat es mich dann zweimal
geschmissen. Nicht wirklich schlimm, dank der Knieschoner, es ist auch nichts
richtig schmerzhaftes passiert – ein paar blaue Flecken an der gutgepolsterten
Hinterpartie (aber nur haarscharf am gestauchten Steißbein vorbei), und ein
ganz leicht angestauchtes Handgelenk, ohne wesentliche Bewegungseinschränkung,
und nur leichte Schmerzbelästigung.
Aber es gab mir zu denken. Nach den kürzlichen Erlebnissen
mit Schneidegeräten und meinen Fingern, kam ich zu der Erkenntnis, dass ein
eingegipstes Handgelenk (wohlmöglich mit kompliziertem Trümmerbruch und den
daraus resultierenden Folgebeschwerden) nicht nur jetzt genau das ist, was ich
mir eigentlich nicht antun möchte. Deshalb habe ich gestern abend schweren
Herzens beschlossen, dass das meine letzte Schlittschuhfahrt gewesen sein soll.
Ich bin ja eine vehemente Verfechterin dessen, dass man
wissen oder wenigstens beizeiten ein Gespür dafür entwickeln soll, wann es Zeit
ist, mit bestimmten Dingen aufzuhören. Dazu gehört meines Erachtens zum Beispiel
auch eine regelmäßige Fahrtauglichkeitsprüfung ab einem gewissen Alter. Wenn
jemand erst mit 86 Jahren und nach Verrusachung eines Unfalls einsieht, dass es
an der Zeit sein könnte, sich nicht mehr selbst hinter das Steuer zu setzen,
finde ich das eindeutig zu spät. Natürlich hatte ich nicht damit gerechnet,
dass es nötig sein würde, solche schmerzhaften Entscheidungen auch schon
deutlich vor dem eigenen 50. Geburtstag anzugehen. Aber bei aller Trauer um
diese schöne Art der Bewegung an der frischen Luft ist es wohl doch
vernünftiger. Die Schlittschuhe werde ich verkaufen.
Und lieber weiter schöne Quilts nähen und ein bißchen
Klavier spielen.
Es sind in den letzten Tagen zwei neue Entwürfe für weitere Linienspiele entstanden, und ich habe festgestellt, dass ein Quilt, den ich vor mehr als zwei Jahren genäht hatte, und der direkt in die Sammlung meines Mannes gewandert war, eigentlich der Anfang einer neuen Serie war. Die wird nun weiter ausgebaut und wird in Ste. Marie zu sehen sein. Da bleibt gar keine Zeit mehr zum Eislaufen.
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