Dienstag, 5. Juni 2012

Auf der Suche nach dem Rot


Als mein Sohn vor einem Jahr im Kindergarten zum Muttertag zusammen mit der Erzieherin einen Fragebogen über „Meine Mama“ ausfüllte, gab er an, meine Lieblingsfarbe sei Rot. Ich selbst würde zwar sagen, die sei Gelb, aber er hatte insofern recht, als ich tatsächlich sehr viele rote Kleidungsstücke habe und auch gerne trage. Eine Freundin von mir hatte dann mal bemerkt, dass in meiner Farbpalette der handgefärbten Stoffe doch eigentlich noch so ein „ganz richtiges“ Rot fehle. Aus dieser Kombination hatte sich ergeben, dass ich mir vorgenommen hatte, für die Maikollektion 2012 lauter Rottöne zu färben.
Bei meiner (Jahres-)Planung hatte ich allerdings nicht damit gerechnet, dass ich bei den Patchworktagen tatsächlich so viele neue AbonnetInnen gewinnen würde, dass die bisherige Logistik ernsthaft über den Haufen geworfen würde. Genau das ist aber passiert – und das bei knapper Zeitplanung, weil wir Ende Mai, zu Beginn der bayerischen Pfingstferien, in Urlaub fahren wollten. Davor sollte alles rausgeschickt sein.
Die Woche zwischen der Rückkehr aus Einbeck und unserer Abfahrt war also eine etwas angestrengte – weil nämlich, wie das so ist, prompt auch noch paar Sachen schief gingen. (Deshalb gibt es auch von dieser Aktion eigentlich keine Fotos, ans Fotografieren habe ich inmitten der Hektik wirklich nicht mehr gedacht.)
Erst kam der punktgenau bestellte Stoff einen Tag später an als geplant, ich konnte also erst später beginnen. Dann habe ich den Fehler begangen, ein rotes Farbpulver mitzuverwenden, das ich vorher noch nicht ausprobiert hatte. Und hatte plötzlich einen Farbton gefärbt, der einem Stoff in der Januar-Kollektion so ähnlich sah, dass ich mir sagte: „Wenn ich innerhalb so kurzer Zeit zweimal so ähnliche Farben bei einem Abo bekäme, würde ich mich vielleicht ziemlich ärgern!“ Also: überfärben, was natürlich einen vollständigen zusätzlichen Färbegang bedeutete. Zwei weitere Mischungen entpuppten sich im Ergebnis, obwohl aus völlig unterschiedlichen Ausgangspulvern hergestellt, auch als einander viel zu ähnlich, um sie in einer Kollektion miteinander zu kombinieren – noch ein weiterer Färbegang, um noch einen anderen Rotton zu finden. (Die eine charge wird bei Gelegenheit und in Ruhe überfärbt und findet vermutlich den Weg in eine spätere Kollektion.)  Insgesamt habe ich also für die Mai-Kollektion acht verschiedene Färbungen durchgeführt. Und beim ersten Bügeldurchgang festgestellt, dass die Waschmaschine bis über ihre Füllkapazität hinaus belastet worden war, weshalb nicht alles Waschmittel rausgewaschen war. Also nochmal auswaschen, trocknen... Einmal bin ich nachts um vier aufgestanden, um die Waschmaschine anzustellen, damit es morgens vor dem Frühstück in den Trockner gesteckt werden kann. Und mein immer lösungsorientier Mann hat eine zusätzliche Stromquelle aufgetan – die Elektroleitungen in unserem Keller sind laut Aussage der Elektriker nicht so belastbar, dass wir Waschmaschine und Trockner gleichzeitig laufen lassen dürfen. Aber mit einem sehr langen Verlängerungskabel haben wir den Trockner an die Steckdose im Holzschuppen neben der Garage angeschlossen, über die Kellertreppe und bei offener Tür (immer drauf achten, dass jemand zu Hause ist, oder vor Verlassen des Hauses den Trockner ausstellen und die Tür schließen...)
Nebenbei habe ich festgestellt, dass die zusätzlichen Abos es tatsächlich erfordern, meine bisherige Vorgehensweise zu verändern. Bisher habe ich immer zwei Groß-Aktionen gemacht, mit jeweils drei Farben in insgesamt sechs Bottichen. 


Das geht jetzt nicht mehr, damit die Stoffe noch gut gerührt werden können und nicht zu viele weiße Flecken bekommen, muss die Stoffmenge jeweils auf drei Bottiche aufgeteilt werden. In Zukunft also drei Färbegänge à zwei Farben, was die Sache etwas entspannen dürfte. Und mindestens einen extra Tag werde ich auch immer einplanen, sicher ist sicher.
Die ganze Anstrengung hat sich aber insofern gelohnt, als ich dieses Mal besonders viele positive Rückmeldungen über die Farbauswahl bekommen habe. Hier ist sie also: die Mai-Kollektion 2012.


Ein paar Fat-Quarter und Halbe-Meter Packungen sind noch vorrätig und können über die Homepage bestellt werden.

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