Sonntag, 8. Juli 2012

Ein Herz für Marmelade


Wir haben einen großen Garten, den zu haben ich zwar schon schön finde, aber das Unkrautjäten könnte meinetwegen wirklich gerne jemand anderes übernehmen. Und Hausarbeit – naja. Dann vielleicht schon lieber Unkrautjäten?
Aber es gibt eine kurze Zeit im Jahr, in der sich zeigt, dass die Mathematik doch nicht unrecht hat mit der Behauptung, zwei Negative ergäben ein Plus. Das ist die Zeit wenn das Beerenobst reif wird: Erntezeit ist für mich die tollste Zeit im Garten. Und Marmeladekochen ist – obwohl es doch immer irgendwie zuviel auf einmal ist – eigentlich die einzige Hausarbeit, die ich einigermaßen gerne mache. Weil wir alle wirklich gerne selbstgemachte Marmelade essen, und weil sie wirklich gut wird.
In den letzten beiden Wochen war es bei uns wieder soweit. Drei Büsche Stachelbeeren (warum haben wir damals eigentlich keine stachelfreie Sorte gepflanzt!?), ein Busch weiße Johannisbeeren (eigentlich sollten es zwei sein, aber der zweite entpuppte sich als rot), drei Büsche schwarze und also vier Büsche rote. 


Mein Sohn hat zwar ein wenig beim Pflücken geholfen, aber so richtig ausgeprägt war die Ausdauer hier noch nicht, mein Mann war beruflich zu sehr eingespannt, und letztendlich blieb es doch fast alles an mir hängen. Und mit dem Pflücken ist es dann ja noch nicht getan...
Da baut es eine auf, wenn sie am Schluss ein solches Zeichen zu sehen bekommt:


Ein verkleckertes Herz aus Marmelade...
Das alles ‚nebenbei’, während ich auch noch damit beschäftigt war, den Quilt, den ich als Mitglied der Jury für den Wettbewerb Carrefours in Ste. Marie-aux-Mines beisteuern sollte, möglichst schnell fertigzustellen. Von dort war nämlich die Aufforderung gekommen, obwohl ich den Quilt ruhig erst im September mitzubringen brauchte, ein Bild für die Veröffentlichung im Katalog vorab einzureichen. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Also musste ich meine Pläne völlig umstellen und diesen möglichst schnell „an die Wand werfen“. Immerhin dachte ich mir, dass ich ja wohl soviel Zeit habe, bis der Jurierungsprozess abgeschlossen ist, der für in zwei Wochen angesetzt ist. Aber eine Anfrage habe ich sicherheitshalber noch losgeschickt. Wenigstens war die Planung für diesen Quilt längst abgeschlossen, allerdings hatte ich ihn als allerletzten der zu nähenden auf meiner Liste gehabt...


Das Thema des Wettbewerbs heißt „Gestern, heute, morgen“, und mir war sofort der Titel des Quilts klargewesen, als ich das Thema gelesen hatte. Ein Shakespeare-Zitat, eine Zeile aus einem seiner Sonette: „When I do count the clock that tells the time“. Ein sehr persönlicher Quilt, insofern kommt es mir sehr entgegen, dass er außer Konkurrenz läuft – für einen Wettbewerb mit der reellen Chance, ausjuriert zu werden, hätte ich diesen Quilt niemals eingereicht.
Ich verwende einen alten Leinenstoff, der aus der Familie meiner Mutter stammt und angeblich von irgendwelchen Vorfahren handgesponnen und –gewebt wurde.


Darauf habe ich die Zeile von Shakespeare gestickt, 


und verschiedene Ereignisse (natürlich nur eine Auswahl) aus meinem Leben in einigermaßen chronologischer Anordnung symbolisch angedeutet. Jetzt fehlen nur noch Rand und Tunnel, dann kann ich damit zum Fotografen – das Foto soll wirklich erst bis ca. 20. Juli dort sein. Das dürfte ja zu schaffen sein. Bis dahin kommen auch keine Beeren mehr dazwischen, jedenfalls nicht aus unserem Garten.

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