Wir haben einen großen Garten, den zu haben ich zwar schon
schön finde, aber das Unkrautjäten könnte meinetwegen wirklich gerne jemand
anderes übernehmen. Und Hausarbeit – naja. Dann vielleicht schon lieber Unkrautjäten?
Aber es gibt eine kurze Zeit im Jahr, in der sich zeigt,
dass die Mathematik doch nicht unrecht hat mit der Behauptung, zwei Negative
ergäben ein Plus. Das ist die Zeit wenn das Beerenobst reif wird: Erntezeit ist
für mich die tollste Zeit im Garten. Und Marmeladekochen ist – obwohl es doch
immer irgendwie zuviel auf einmal ist – eigentlich die einzige Hausarbeit, die
ich einigermaßen gerne mache. Weil wir alle wirklich gerne selbstgemachte
Marmelade essen, und weil sie wirklich gut wird.
In den letzten beiden Wochen war es bei uns wieder soweit.
Drei Büsche Stachelbeeren (warum haben wir damals eigentlich keine stachelfreie
Sorte gepflanzt!?), ein Busch weiße Johannisbeeren (eigentlich sollten es zwei
sein, aber der zweite entpuppte sich als rot), drei Büsche schwarze und also vier
Büsche rote.
Mein Sohn hat zwar ein wenig beim Pflücken geholfen, aber so
richtig ausgeprägt war die Ausdauer hier noch nicht, mein Mann war beruflich zu
sehr eingespannt, und letztendlich blieb es doch fast alles an mir hängen. Und
mit dem Pflücken ist es dann ja noch nicht getan...
Da baut es eine auf, wenn sie am Schluss ein solches Zeichen
zu sehen bekommt:
Ein verkleckertes Herz aus Marmelade...
Das alles ‚nebenbei’, während ich auch noch damit
beschäftigt war, den Quilt, den ich als Mitglied der Jury für den Wettbewerb
Carrefours in Ste. Marie-aux-Mines beisteuern sollte, möglichst schnell
fertigzustellen. Von dort war nämlich die Aufforderung gekommen, obwohl ich den
Quilt ruhig erst im September mitzubringen brauchte, ein Bild für die Veröffentlichung
im Katalog vorab einzureichen. Damit hatte ich nun nicht gerechnet. Also musste
ich meine Pläne völlig umstellen und diesen möglichst schnell „an die Wand
werfen“. Immerhin dachte ich mir, dass ich ja wohl soviel Zeit habe, bis der
Jurierungsprozess abgeschlossen ist, der für in zwei Wochen angesetzt ist. Aber
eine Anfrage habe ich sicherheitshalber noch losgeschickt. Wenigstens war die
Planung für diesen Quilt längst abgeschlossen, allerdings hatte ich ihn als
allerletzten der zu nähenden auf meiner Liste gehabt...
Das Thema des Wettbewerbs heißt „Gestern, heute, morgen“,
und mir war sofort der Titel des Quilts klargewesen, als ich das Thema gelesen
hatte. Ein Shakespeare-Zitat,
eine Zeile aus einem seiner Sonette: „When I do count the clock that tells the
time“. Ein sehr persönlicher Quilt, insofern kommt es mir sehr entgegen,
dass er außer Konkurrenz läuft – für einen Wettbewerb mit der reellen Chance,
ausjuriert zu werden, hätte ich diesen Quilt niemals eingereicht.
Ich verwende einen alten Leinenstoff, der aus der Familie
meiner Mutter stammt und angeblich von irgendwelchen Vorfahren handgesponnen
und –gewebt wurde.
Darauf habe ich die Zeile von Shakespeare gestickt,
und
verschiedene Ereignisse (natürlich nur eine Auswahl) aus meinem Leben in
einigermaßen chronologischer Anordnung symbolisch angedeutet. Jetzt fehlen nur
noch Rand und Tunnel, dann kann ich damit zum Fotografen – das Foto soll wirklich
erst bis ca. 20. Juli dort sein. Das dürfte ja zu schaffen sein. Bis dahin
kommen auch keine Beeren mehr dazwischen, jedenfalls nicht aus unserem Garten.
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