Mittwoch, 29. August 2012

Schreck lass’ nach...


Ende Juli kam ich allmählich in Fertigstellungs-Stimmung für Ste. Marie-aux-Mines und war eigentlich fest davon überzeugt, dass sich die ganze Elsass-Arbeit nun langsam dem Ende zuneigte. Innerhalb von 10 Tagen hatte ich vier Quilts fertiggestellt. Zwei weitere waren zu dem Zeitpunkt noch in Arbeit, und einer, der ebenfalls auf der Anmeldeliste aufgeführt war, schlief noch den Schlaf der Unbescholtenen – dass ich den wohl nicht mehr vor Ste. Marie fertigstellen, ja, vielleicht nicht einmal anfangen würde, war mir schon länger klar gewesen.

Ende Juli endlich fertig geworden: Linienspiel XXX

Also wollte ich mir nun selbst eine Art Bestätigungs-Schulterklopfen verschaffen und nahm mir noch einmal die Liste vor, um die Breiten der Quilts zusammen zu rechnen, nun, da doch von einigen mehr als noch paar Wochen früher die endgültigen Breiten feststanden.
Und plötzlich gefror mir das Blut in den Adern: Obwohl ich denjenigen Quilt, den ich nun doch bei Quilt National einreichen wollte, noch nicht aus der Liste rausgenommen hatte, waren es auf einmal nur 23m und ein paar Zerquetschte. Auch ein erneutes Nachrechnen änderte nichts an dem Ergebnis, und ich war so schockiert, dass ich erst einmal alles hinwarf und mich – ehrlich gesagt, den Tränen nahe! – aufmachte, um meinen Sohn abzuholen.
Unterwegs versuchte ich natürlich doch, weiter mein Gehirn zu zermartern, was denn bei dieser Sache so schiefgelaufen sein könnte. Diese wochenlange Arbeit, die abgeschickte Liste, keine Reklamationen wegen fehlender Meter von Sylvie Leroux – wo waren die mindestens sechs Meter geblieben?!
In dem Moment, als ich vor der Mittagsbetreuung meines Sohnes vom Fahrrad stieg, kam mir dann aber die Lösung: meine früheren Berechnungen der Gesamtlänge waren immer mit der Liste gemacht worden, in der ich bei jeder Breitenangabe auch gleich die zusätzlichen 50cm Abstand zwischen den Quilts hinzugerechnet habe. Diese hatte ich aber, weil sie auf der Schneidematte gelegen hatte, am vorigen Tag aus Versehen mit dem Rollschneider zerschnitten, als ich eine Randbegradigung vorgenommen hatte. Die Liste, an der ich mich an diesem Tag orientiert hatte, enthielt nur die fertigen Breiten ohne die Abstände. Alles geklärt, der Adrenalinspiegel mit entsprechendem Panikgefühlt konnte wieder abgesenkt werden. Damit hätte es ja gut sein können.
Als ich aber in Birmingham mit Sheena Nourquay  am Aurifil-Stand ins Gespräch kam und wir uns über „unsere“ Kirchen im Elsass unterhielten, erzählte sie mir, dass sie wegen der besonderen Wand- und Hängeplatzmaße in ihrer Kirche manche ganz bewusst für einen Platz genäht und in den Maßen gerade auf diese Stelle „hingeplant“ hatte. Ein weiteres Mal gefror mir das Blut in den Adern. An diese Möglichkeit hatte ich nicht ein einziges Mal gedacht. In den Zusage-Unterlagen war von „29 laufenden Metern Wandfläche“ die Rede gewesen, kein Wort von eingeschränkten Höhenverhältnissen. Da ich letztes Jahr nicht im Elsass gewesen war, und ehrlich gesagt die verschiedenen Kirchennamen auch vorher schon gerne durcheinander geschmissen habe, hatte ich mir auch unter Eglise Louise keine bestimmte Kirche vorgestellt. Glücklicherweise hatte ich in Birmingham Internetanschluss im Hotel und konnte am gleichen Tag noch eine E-Mail schreiben, und Sylvie Leroux war auch nicht in Urlaub sondern hat prompt geantwortet und meine leicht hysterische Frage nach den Höhen der Wände beruhigend und für mich positiv beantwortet, mir außerdem noch einen Plan der Kirche geschickt. Auch hier alles in Ordnung.
Inzwischen sind auch die beiden Quilts, die Ende Juli noch in Arbeit waren, fertig, und der eine, der noch nicht angefangen war, wird auch vor Ste. Marie nicht mehr angefangen werden. 

Im Prozess der Fertigstellung: Shapes 5
Eigentlich dürfte jetzt in diesem Zusammenhang keine weitere Schrecksekunde mehr passieren...

Samstag, 25. August 2012

Festival of Quilts, ein paar Tage danach


In den Tagen seit meiner Rückkehr aus Birmingham habe ich eine Balance zu finden versucht, um die verbleibenden nunmehr nur noch knapp drei Wochen vor der Ausstellung im Elsass für die noch anstehenden Fertigstellungen zu nutzen, andererseits aber meinen Sohn, der ja Schulferien hat, aureichend zu würdigen... Nicht immer einfach. Viele Schwimmbadbesuche – und leider war es ja in den letzten Tagen so heiß, dass viele andere Leute auch im Schwimmbad waren. Wenn das Schwimmbecken voll ist, habe ich als ehemalige Wettkampfschwimmerin, die es gewohnt war, auf abgetrennten Bahnen zu trainieren, die alle in einem Kreis ‚beschwammen’, aber extreme Schwierigkeiten damit, mich slalomartig zwischen den Sommergelegenheitsschwimmern durchzuschlängeln. Dann bleibe ich lieber ddraußen, oder mache nur ein paar Wassergymnastikübungen an einer Stelle – oder gehe lieber gleich mit meinem Sohn zum Rutschen. Eigentlich gehe ich selbst nur ins Schwimmbad, wenn es regnet, dann ist das Becken leer. Glücklicherweise hat mein Sohn aber seine Begeisterung für Asterix-Hefte entdeckt, und auch andere Bücher können ihn zeitweise so fesseln, dass für mich durchaus mal etwas Zeit tagsüber zum Arbeiten herausspringt. Während ich so in den letzten Tagen dasaß und vor mich hin stichelte, habe ich nochmal rückwärtig über das Festival of Quilts in Birmingham nachgedacht.

Auf der Zielgeraden: Linienspiel XXIX
Nach etlichen Jahren als Besucherin von Quiltausstellungen wundere ich mich immer mehr, wieviel manche Leute dort wie viele Quilts fotografieren. Ich frage mich, ob diese vielen Fotos tatsächlich mal wieder angesehen werden. Ich gebe zu, dass ich bei meinem allerersten Ausstellungen durchaus auch etliche Fotos gemacht habe. Allerdings habe ich dann ganz schnell festgestellt, dass ich diese Fotos in den allerseltensten Fällen jemals wieder angesehen habe. Stattdessen waren handschriftliche Notizen, die ich mir über eine bestimmte Technik oder ein Detail an einem Quilt, das mir aufgefallen war, wesentlich nützlicher, denn die habe ich später nochmal wieder hervorgeholt, und eventuell sogar als Inspiration genutzt. Das hat sich auch mit dem Blog-Schreiben nicht wesentlich geändert – Quilts auf Ausstellungen fotografiere ich nur wenige.
In Birmingham war es ja so, dass die in den Wettbewerben ausgestellten Quilts lediglich mit Titel und Nummer beschriftet waren, und man sich den Namen aus dem Katalog heraussuchen musste. Interessanterweise fielen mir einige Quilts auf, die von Personen stammten, die ich kannte. Ein paar davon habe ich bereits hier abgebildet, hier sind noch ein paar weitere.

Ita Ziv, Windows (6)

Judith Maggi-Fritschi,
Cabin Fever

Mag Ramsay,
Rules the Waves
Womit ich beim nächsten Thema gelandet bin, das mir bei diesem Ausflug besonders wichtig geworden ist: die vielen begegnungen mit Leuten aus anderen Ländern. So hat Maggie Farmer mir einige Einsichten in englische Lebensweisen verschafft, an die ich zumindest zu diesem Zeitpunkt nicht ohne sie herangekommen wäre. Die Begegnung mit den Frauen aus Israel habe ich schon erwähnt, auch die Gespräche mit Aina Muze  und ElinaLusis-Grinberga  und mit Jana Sterbova vom Prague PatchworkMeeting waren interessant und schön. Zugegeben, von Ita Ziv hatte ich vor einiger Zeit die Ausstellung in München gesehen und ihren Stil erkannt, und als ich beim Nachblättern im Katalog Mag Ramsays Namen las, fiel mir auch ein, dass sie den Quilt mal auf ihrem Blog gezeigt hatte. Aber er war mir nicht als ‚den hast Du doch schon irgendwann mal gesehen’ aufgefallen, sondern in der Masse der ausgestellten Quilts hervorstechend. Mag Ramsay habe ich dann ja auch noch endlich persönlich kennengelernt, was eine sehr nette Begegnung war.
Um solche Begegnungen nach Möglichkeit noch auszubauen habe ich mich dann auch entschlossen, Mitglied bei der Britischen Gilde, der Quilter’s Guild of the British Isles zu werden.
Die Solo-Ausstellungen waren insgesamt beeindruckend, und wenn man alles genau und einigermaßen in Ruhe sehen will, muss man tatsächlich mindestens zwei Tage einplanen. Ich habe nicht alles in Ruhe gesehen!
Die Verkaufsstände haben mich einigermaßen kalt gelassen. Seitdem ich selbst färbe, kaufe ich tatsächlich nur noch selten Stoff. Außer Bali-Stoffen – und als Maggie Farmer einen auspackte, den sie gefunden hatte, hatte ich nichts Besseres zu tun, und mir von genau dem gleichen Stoff ebenfalls einen Meter zu kaufen, weil mir spontan dazu eine Idee für einen Quilt gekommen war:


Sonst noch ein weiteres Stück afrikanischer Stoff vom African Fabric Shop, für das mir ebenfalls sofort eine Idee gekommen ist. An Knopfständen bin ich standhaft vorbeigegangen. Eingeknickt bin ich allerdings beim Stand von Oliver Twist: handgefärbte Woll-, Seiden- und Quiltgarne.


Da wird mein Wollwickler mal wieder zum Einsatz kommen. Vielleicht könnte ich meinen Sohn überreden? Dann wäre er vielleicht für ein kleines Weilchen beschäftigt...

Mittwoch, 22. August 2012

Festival of Quilts in Birmingham, weitere Aktivitäten


Drei Tage war ich jeweils den ganzen Tag in den Hallen des NEC (National Exhibition Center) in Birmingham unterwegs, bevor ich am Sonntagmorgen ganz früh wieder den Flug zurück nach München genommen habe.
Äußerst hilfreicher Lageplan des NEC.
Das Zeichen des Münchner Flughafens -
hoffentlich noch lange ohne dritte Startbahn...

Ich habe außer dem Kurs bei Lisa Walton, über den ich schon hier kurz berichtet habe, noch einen dreistündigen Kurs „Design Essentials“ bei Sandra Meech besucht. Dieser Kurs hätte meiner Meinung nach noch viel länger dauern können, und ich werde nach Möglichkeit versuchen, mal eine Gelegenheit zu erwischen, einen Mehrtageskurs bei Sandra zu belegen, da kann man viel lernen.

Sandra Meech beim Demonstrieren einer Aufgabe
Kleine Demo-Collage von Sandra,
bestehend aus Papier und Fototransfer, übernäht

Designbeispiel von Sandra
Design-Übung mit einer zerschnittenen Postkarte, von mir

Design-Übung mit bemalten Papieren, von mir

Außerdem habe ich meine Schicht als Aufsicht am SAQA-Stand mit der Ausstellung "Masters 2" absolviert, und drei interessante Vorträge angehört:
"Amish Quilts – the Welsh Connection" von Dorothy Osler, "Top Ten Trends in Art Quilting" von Marthy Sielman, und "Quilts in Israel" von Eti David.

Über den Vortrag von Martha Sielman werde ich in den nächsten Tagen nochmal etwas ausführlicher schreiben. Der Vortrag& the Welsh Connection"  ein höchst interessanter Einblick in das neu erschienene Buch von Dorothy Osler, The Amish & The Welsh Connection. Dorothy Osler ist Historikerin mit Schwerpunkt Quiltgeschichte und hat sich in gründlichen Forschungen damit auseinandergesetzt, dass die Amish-Siedler, die ja aus dem schweizerisch-süddeutschen Raum stammten, vor ihrer Auswanderung in die USA keine Quilts hergestellt und verwendet haben, ab den 1850er Jahren aber in zwei ganz eindeutig einzugrenzenden Gebieten in Pennsylvania  plötzlich äußerst bemerkenswerte Quilts anzufertigen begannen. Erstaunlicherweise ähneln diese Quilts in vielen Aspekten einigen Waliser Quilts, die schon ein paar Jahre früher entstanden sind. Dorothy Osler ist es gelungen, anhand von Ausreisegeschichte, Bevölkerungsforschungen, und intensiven Quiltvergleichen die möglichen Begegnungspunkte zwischen den beiden Gruppen zu finden. Diese liegen tatsächlich in den Randgebieten der beiden Counties in Pennsylvania. Da zwischen Walisern, die in vielen Bereichen des Landes religiösen Gruppen angehörten, die die Erwachsenentaufe pflegten, wie es auch die Amish tun, eben auch religiöse Berührungspunkte möglich sind, geht Osler davon aus, dass die Kontakte zwischen den Bevölkerungsgruppen vielfältig genug waren, um eine Beeinflussung auch im Quiltbereich anzunehmen. Ein äußerst interessanter Vortrag! Zwar habe ich mir das Buch erstmal nicht gekauft (weil ich auch an mein Fluggepäck gedacht habe), könnte mir aber gut vorstellen, dass das einmal ein Punkt auf einem Wunschzettel werden könnte.
Im Vortrag Quilts in Israel hat Eti David die Quiltszene in Israel anhand von vielen verschiedenen Aspekten vorgestellt, auch dies ein äußerst interessanter Vortrag.

Fotoimpressionen von den in den verschiedenen Ausstellungen gezeigten Quilts folgen in ein paar Tagen.

Freitag, 17. August 2012

Festival of Quilts in Birmingham – der erste Tag


In meinem früheren Leben war ich „Anglistin“, habe aber weitaus mehr Zeit meines Lebens in den USA verlebt als in Großbritannien. Auch in Neuseeland war ich länger als auf der britischen Insel. Seit ich am Dienstag in Birmingham gelandet bin, frage ich mich, warum das eigentlich so ist. Die Leute hier sind so nett und freundlich, dass der Wohlfühlfaktor gleich in die Höhe geschnellt ist.
Am Mittwoch war ich in Birmingham selbst, und gestern dann im Kurs „Dye your own threads“ bei Lisa Walton

Lisa Walton beim Abmessen von Fäden für das Färben

Meine selbstgefärbten Fäden mit etwas passendem Stoff im Hotelwaschbecken.

Hier ein paar weitere Foto-Eindrücke.

Afrikanische Stoffe im sehenswerten und kostenlosen Stadtmuseum

Farbstudien auf dem Markt

"Sonnenschein" in Birmingham
Gewinner des Wettbewerbs "Pictorial Quilts":
Janneke de Vires-Bodzinga (NL), "Graceful Dance"

Immer wieder schön: Log Cabins von Brigitte Morgenroth,
hier ein Detail aus "Tripolis"

"Linen Series" von Aina Muze in der Ausstellung
Diversity in Europe

Und England als das Land der Hüte: da bedauert man schon, kein Hutgesicht zu haben, bzw zu kurze Haare, um diese Konstruktionen, die Janie Lashford "Fascinators" (Aufmerksamkeitserreger) nennt, tragen zu können:


Und ohne das als einen Negativ-Kommentar über Amerika zu meinen, war doch gleich bei meiner Ankunft ein deutlicher Unterschied zwischen England und Amerika zu erkennen, als ich nach dem Weg zu meinem Hotel fragte. Eine Freundin in Deutschland hatte mir gesagt, man können sogar zu Fuß vom Terminal dahingelangen, also fragte ich bei der Information nach. Die Antwort war „Yes, you could walk from here, but it is a bit of a distance.“ In Amerika hätte man mich vermutlich angeschaut als ob ich vom Mars käme und gesagt “Oh no, that is much too far, you can’t possibly walk from here...” Inzwischen bin ich die Strecke mehrfach gegangen, und wenn man nicht gerade schwere Stoffballen mit sich rumschleppt, ist es wirklich überhaupt kein Problem, sondern ein kleiner Spaziergang durch einen kleinen Park und die Gänge der Messehallen. 

Montag, 13. August 2012

Birmingham und ich


Seit langem schon ist meine Reise zum Quilt Festival nach Birmingham geplant, die morgen losgehen soll. Ich freue mich seit Wochen darauf, und bin sehr gespannt auf die Atmosphäre dort, die Ausstellungen und Verkaufsstände, auf die Kurse und Vorträge, zu denen ich mich angemeldet habe. Und ich freue mich darauf, neue Leute kennenzulernen, wenn ich erstmals als Co-Vertreterin für SAQA für die Region Europa/Naher Osten auftreten werde, ein Amt, das ich seit dem 1. dieses Monats innehabe.
Einmal war ich schon in Birmingham, vor neun Jahren, gegen Ende meines ‚früheren Lebens’, als ich an der Universität unterrichtete. Damals war ich als ERASMUS-Dozentin dort am Englisch-Department der Universität, und sollte mehrere Vorträge halten. Während meines dortigen Aufenthaltes sollte außerdem zu Hause der Umzug stattfinden. Allerdings war mein Mann bereits bei meiner Abreise fiebrig gewesen, und nach ca. der Hälfte meiner geplanten Abwesenheit waren die Krankheit plus das Management der Umzugsleute für ihn zuviel geworden, so dass ich den Aufenthalt vorzeitig abbrechen musste.
Und fast sieht es aus, als ob Birmingham und ich einfach nicht so richtig gut zusammenkommen sollen. Denn auch dieses Mal gibt es Schwierigkeiten, die es bis vor wenigen Stunden noch so erscheinen ließen, als ob ich vielleicht nicht fahren könnte. Aber nun sieht es doch alles gut aus, der Koffer ist gepackt, die leere zusätzliche Reisetasche für etwaige Mitbringsel hat auch noch darin Platz gefunden, der Flughafentransfer ist arrangiert...
Birmingham, ich komme!

Sonntag, 12. August 2012

Erfahrungen als Jury-Mitglied


Ende Juli hatte ich die Ehre, als ein Mitglied der dreiköpfigen Jury die teilnehmenden Quilts für den Wettbewerb „Carrefour“ in Ste. Marie-aux-Mines auszuwählen.
Wir erhielten alle per Fotos eingereichten Quilts auf einem USB-Stick. Dieser enthielt auch eine Excel-Datei, in der wir die Bewertungen nach vier Kriterien – Themenbezug, Komposition, Technik, Originalität – in Punkten von 0 bis 5 eintragen konnten. Die Punkte wurden zu einer Gesamtnote addiert, jeder Quilt konnte also maximal 20 Punkte erreichen. Von jedem Quilt bekamen wir zwei Fotos – die Gesamtansicht, und das Detailfoto. Das Ganze natürlich anonym, d.h. die Namen der einreichenden Quilterinnen waren uns nicht bekannt, und wir haben sie bis heute nicht erfahren, sondern werden erst im September vor Ort Namen mit den Quilts in Verbindung bringen können, wenn wir am Tag vor der Ausstellung zusammenkommen, um den Preis für den Besten Quilt zu bestimmen.
Es war eine sehr lehrreiche Erfahrung. Für mich war sie besonders interessant, weil ich an dem Morgen, an dem ich mit der Bewertung anfangen wollte, selbst die Nachricht bekommen hatte, dass meine zwei Quilts, die ich für die ebenfalls im Elsass stattfindende SAQA Ausstellung „Wide Horizons III“ eingereicht hatte, beide abgelehnt worden waren. Ob dies meinen Blick nochmal beeinflusst hat? Ich glaube nicht, aber ich konnte auf jeden Fall ganz akut nachempfinden, was es für Einreichende bedeutet, abgelehnt zu werden. Zumal bei dem Thema des diesjährigen Wettbewerbs, „Gestern, heute, morgen“ ja auch einige sehr persönliche Quilts dabei waren.
Insgesamt war ich von der geringen Zahl der Einreichungen überrascht, denn es waren nur 93 Quilts angemeldet worden. In den letzten Jahren waren immer deutlich mehr Einreichungen zu verzeichnen gewesen. (Und es kann ja nicht nur daran liegen, dass ich diesmal keine zwei Quilts eingereicht hatte wie im letzten Jahr.) Leider war ich aber auch von der Qualität der eingereichten Quilts nicht übermäßig beeindruckt. Es gab schon einige herausragend gute darunter, und die Bestnote 20 Punkte haben bei mir drei Quilts erreicht. Die anderen beiden Jurorinnen allerdings haben kein einziges Mal die Bestnote vergeben. Dank der Punktewertung war es auch eindeutig zu erkennen, welche 32 Quilts aus meiner Sicht die Teilnehmer am Wettbewerb sein sollten.
Die anderen Jurorinnen – Libby Lehmann aus den USA, und die in Belgien lebende Amerikanerin Linda Colsh – haben jeweils für sich dieselbe Prozedur durchgezogen. Anschließend wurden alle vergebenen Punkte nochmal addiert, wodurch sich dann eindeutige Teilnehmer ergaben. Unsere einzelnen Bewertungen haben zwar teilweise deutlich differiert, was ich für ein sehr gutes Zeichen halte. Auf diese Weise hatten auch wirklich unterschiedliche Stile gleiche Chancen auf eine Teilnahme. Aber die Ergebnisse waren letztendlich doch eindeutig. Nur beim allerletzten Teilnahme-Platz, der noch vergeben werden musste, weil wir beide Einreichungen einer Bewerberin ausgesucht hatten, aber nur ein Quilt pro Teilnehmerin ausgesucht werden darf, wurde ein kleines bisschen verhandelt.
Regelrecht entsetzt war ich allerdings von der Qualität einiger eingereichter Fotos. Manche waren unscharf – das hilft nicht, wenn die Jury Details genauer anschauen will. Viele waren in relativ kleiner Bildgröße eingereicht worden, d.h. wenn man sich genauer mit einem Detail beschäftigen und das Bild heranzoomen wollte, kam man nicht weiter. Manche waren schief –das macht nicht gerade einen guten Eindruck und beeinflusst das Wohlwollen, mit dem der Quilt betrachtet wird, enorm.
Hinzu kam, dass sich bei etlichen Quilts die mitgeschickten Erklärungen ausschließlich auf die verwendete Technik bezogen und nicht hilfreich dabei waren, den Themenbezug herzustellen. Und es gab einige Quilts, bei denen dieser Themenbezug, der ja in die Bewertung mit einging, nicht deutlich erkennbar war! Allerdings waren auch etliche Erklärungen dabei, die in so einem fehlerhaften Englisch gehalten waren, dass auch sie nicht wirklich hilfreich waren beim Verstehen des Themenbezugs oder der Absicht der Macherin.
Aus dieser Erfahrung heraus möchte ich allen, die Quilts bei Wettbewerben einreichen, in denen in Vorrunden nach Fotomaterial ausgesucht wird, in Ihrem eigenen Interesse nur dringend ans Herz legen:

  • Bringen Sie Ihren Quilt zum Fotografen, wenigstens für die Gesamtaufnahme, oder sehen Sie zu, dass jemand das Foto macht, der wirklich etwas davon versteht. Achten Sie auf gute Ausleuchtung, gerade Ausrichtung, und darauf, dass der Quilt vollständig auf dem Bild zu sehen ist.
  • Stellen Sie den Fotoapparat so ein, dass Sie eine Fotodatei von 5 MB erhalten, dann kann die Jury ganz nah heranzoomen und interessante Details genauer betrachten. Es schadet der Beurteilung Ihres Quilts, wenn eine solche Vorgehensweise nicht möglich ist!
  • Machen Sie die Detailaufnahme von einem Bereich des Quilts, in dem die verwendete Technik besonders gut zu erkennen ist, oder der von der Komposition her besonders interessant oder wichtig ist. Eine Detailaufnahme von einer faden Hintergrundfläche ist der Auswahl Ihres Quiltes nicht zuträglich.
  • Achten Sie darauf, dass Ihr englisches Statement in korrektem Englisch (oder, im Elsass, Französisch) verfasst ist. Oder lassen Sie sich die zwei Sätze lieber von jemandem in Ihrer Bekanntschaft, der gut Englisch/Französisch kann, übersetzen, anstatt selber rumzumurksen. Fehlerhafte Statements haben keinen positiven Einfluss, wenn es darum geht, zwischen zwei Quilts auszuwählen, ob der eine gerade noch in die Auswahl reinkommt oder nicht.
In diesem Sinne wünsche ich allen, die Quilts bei Wettbewerben einreichen, viel Erfolg. Ablehnungen allerdings wird man immer wieder erleben. Man darf sie nur nicht persönlich nehmen.

Donnerstag, 9. August 2012

Vom Hölzchen aufs Stöffchen – neue Quilts aus alten Parkettmustern


Vor einigen Jahren habe ich von meinem Mann ein Buch mit alten Parkettmustern geschenkt bekommen, und schon damals sofort überlegt, wie man diese in Patchwork umsetzen kann. Es hat dann zwar noch eine Weile gedauert, aber mittlerweile ist es soweit: ich habe einen Kurs entwickelt, der zeigt, wie man aus diesen alten Parkettmustern Patchworkmuster machen kann. 

Parkettmustervorlage...

... in Stoff.

Er heißt „Vom Hölzchen aufs Stöffchen“ und wird Ende September zum ersten Mal am Petersberg stattfinden. 
Für interessierte Nordlichter ist vielleicht eher der März-Termin geeignet: am 22. bis 24.3. in Alfeld/Leine. 

Hier die Kursbeschreibung:

Vom Hölzchen aufs Stöffchen – neue Quilts aus alten Parkettmustern

Beim Betrachten alter Parkettmuster sind Quilterinnen stark versucht, das Gesehene in einen Quilt umzusetzen. Doch bieten diese Vorlagen anscheinend Probleme der Reihenfolge und beim Zusammenfügen, die traditionellen Patchworkblöcke sind einfacher und gefälliger.
Allerdings gibt es eine gangbare Lösung für die Nähprobleme beim Umsetzen: halbe Nähte. Damit lassen sich die schwierigeren Parkettmuster umsetzen. Und mit Geodreieck und ein bisschen Rechnen lassen sich die Parkettkacheln in Stoff übertragen. So können wir uns viele neue Patchworkmuster erschließen, die die Palette der traditionellen Muster stark erweitern.
Begeben Sie sich auf die Suche nach neuen Mustern, die unter unseren Füßen liegen.

Wir nähern uns dem Thema in mehreren Schritten: erst üben wir einfache Muster mit halben Nähten, dann etwas schwierigere ohne halbe Nähte, und dann können Sie selbst loslegen ...


Für den Termin am Petersberg wenden Sie sich bitte an die dortige Landvolkshochschule. Für den Termin in Alfeld können Sie das Anmeldeformular über das Kommentarfeld bei mir anfordern, das Sie dann anschließend an die Veranstalterin Mary Schliefeld weitersenden.

Hier noch ein paar weitere Muster, die eventuell im Kurs umgesetzt werden können:






Sonntag, 5. August 2012

Stoff-Abo: Kollektion Juli 2012


Am vergangenen Mittwoch kam endlich die lang erwartete Stofflieferung an. 


Zwar hatte ich am Montag schon mit dem Färben begonnen, denn zwei Ballen waren noch vom letzten Mal übrig gewesen. Aber dann hatte ich wieder gewartet.

Vorbereitete Farbmischungen...

Die zwei ersten Farben im Trockner

Immerhin waren diesmal keine Fehlfarben dabei, so dass es ein wenn nicht entspanntes so doch immerhin zügiges Färben wurde. Ein paar Blautöne habe ich auch gleich noch mit ausprobiert.

Färbeergebnis dieser Woche im Kasten.

Schneiden, sortieren, verpacken.

Hier die Farben der Kollektion:


Zusätzliche Packungen sind auch für Nicht-AbonnentInnen über die Webseite erhältlich.
Für September habe ich mir auch schon Gedanken über die Farben gemacht. Und werde frühzeitig mit dem Färben anfangen!