Mittwoch, 29. August 2012

Schreck lass’ nach...


Ende Juli kam ich allmählich in Fertigstellungs-Stimmung für Ste. Marie-aux-Mines und war eigentlich fest davon überzeugt, dass sich die ganze Elsass-Arbeit nun langsam dem Ende zuneigte. Innerhalb von 10 Tagen hatte ich vier Quilts fertiggestellt. Zwei weitere waren zu dem Zeitpunkt noch in Arbeit, und einer, der ebenfalls auf der Anmeldeliste aufgeführt war, schlief noch den Schlaf der Unbescholtenen – dass ich den wohl nicht mehr vor Ste. Marie fertigstellen, ja, vielleicht nicht einmal anfangen würde, war mir schon länger klar gewesen.

Ende Juli endlich fertig geworden: Linienspiel XXX

Also wollte ich mir nun selbst eine Art Bestätigungs-Schulterklopfen verschaffen und nahm mir noch einmal die Liste vor, um die Breiten der Quilts zusammen zu rechnen, nun, da doch von einigen mehr als noch paar Wochen früher die endgültigen Breiten feststanden.
Und plötzlich gefror mir das Blut in den Adern: Obwohl ich denjenigen Quilt, den ich nun doch bei Quilt National einreichen wollte, noch nicht aus der Liste rausgenommen hatte, waren es auf einmal nur 23m und ein paar Zerquetschte. Auch ein erneutes Nachrechnen änderte nichts an dem Ergebnis, und ich war so schockiert, dass ich erst einmal alles hinwarf und mich – ehrlich gesagt, den Tränen nahe! – aufmachte, um meinen Sohn abzuholen.
Unterwegs versuchte ich natürlich doch, weiter mein Gehirn zu zermartern, was denn bei dieser Sache so schiefgelaufen sein könnte. Diese wochenlange Arbeit, die abgeschickte Liste, keine Reklamationen wegen fehlender Meter von Sylvie Leroux – wo waren die mindestens sechs Meter geblieben?!
In dem Moment, als ich vor der Mittagsbetreuung meines Sohnes vom Fahrrad stieg, kam mir dann aber die Lösung: meine früheren Berechnungen der Gesamtlänge waren immer mit der Liste gemacht worden, in der ich bei jeder Breitenangabe auch gleich die zusätzlichen 50cm Abstand zwischen den Quilts hinzugerechnet habe. Diese hatte ich aber, weil sie auf der Schneidematte gelegen hatte, am vorigen Tag aus Versehen mit dem Rollschneider zerschnitten, als ich eine Randbegradigung vorgenommen hatte. Die Liste, an der ich mich an diesem Tag orientiert hatte, enthielt nur die fertigen Breiten ohne die Abstände. Alles geklärt, der Adrenalinspiegel mit entsprechendem Panikgefühlt konnte wieder abgesenkt werden. Damit hätte es ja gut sein können.
Als ich aber in Birmingham mit Sheena Nourquay  am Aurifil-Stand ins Gespräch kam und wir uns über „unsere“ Kirchen im Elsass unterhielten, erzählte sie mir, dass sie wegen der besonderen Wand- und Hängeplatzmaße in ihrer Kirche manche ganz bewusst für einen Platz genäht und in den Maßen gerade auf diese Stelle „hingeplant“ hatte. Ein weiteres Mal gefror mir das Blut in den Adern. An diese Möglichkeit hatte ich nicht ein einziges Mal gedacht. In den Zusage-Unterlagen war von „29 laufenden Metern Wandfläche“ die Rede gewesen, kein Wort von eingeschränkten Höhenverhältnissen. Da ich letztes Jahr nicht im Elsass gewesen war, und ehrlich gesagt die verschiedenen Kirchennamen auch vorher schon gerne durcheinander geschmissen habe, hatte ich mir auch unter Eglise Louise keine bestimmte Kirche vorgestellt. Glücklicherweise hatte ich in Birmingham Internetanschluss im Hotel und konnte am gleichen Tag noch eine E-Mail schreiben, und Sylvie Leroux war auch nicht in Urlaub sondern hat prompt geantwortet und meine leicht hysterische Frage nach den Höhen der Wände beruhigend und für mich positiv beantwortet, mir außerdem noch einen Plan der Kirche geschickt. Auch hier alles in Ordnung.
Inzwischen sind auch die beiden Quilts, die Ende Juli noch in Arbeit waren, fertig, und der eine, der noch nicht angefangen war, wird auch vor Ste. Marie nicht mehr angefangen werden. 

Im Prozess der Fertigstellung: Shapes 5
Eigentlich dürfte jetzt in diesem Zusammenhang keine weitere Schrecksekunde mehr passieren...

1 Kommentar:

  1. Sehr beruhigend, dass auch im Ausstellen von Quilts versierte Künstlerinnen noch von solchen Panikattacken kurz vor Toresschluss heimgesucht werden! Ich dachte, das passiert nur uns Greenhorns.Ich hatte gehofft, dass sich irgendwann eine gewisse Routine einstellt und warte immer noch darauf...
    Viel Erfolg in Ste. Marie wünscht Heide

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