Seit ein paar Jahren schreibe ich hin und wieder als freie
Mitarbeiterin für die Lokalredaktion unserer Zeitung. Und da unserem Pfarrer
die Mitarbeiter am Gemeindebrief nach und nach abhanden gekommen sind, hat er
mich dieses Jahr deshalb auch zweimal gebeten, einen Beitrag zu schreiben. Der
erste ging über das Thema „Abschied“, und der Pfarrer meinte, noch nie hätte er
in all den Jahren, die er schon den Gemeindebrief betreut, soviele Kommentare
über den Artikel zum Schwerpunktthema des Heftes bekommen.
Ich hatte was geschrieben über „Winter ade“ und ein paar
andere Erwähnungen von Abschieden in Liedern und Gedichten, Abschiede im Leben
in verschiedenen Lebensphasen, wie man sie erlebt, wie man lernen kann, damit
umzugehen, und ob sie geplant oder ungeplant eintreten. Und ob man die
Konsequenzen, die sich aus geplanten Abschieden ergeben, ausreichend bedacht
hat oder nicht.
Seitdem merke ich, obwohl es mir durchaus auch vor dem
Schreiben des Artikels deutlich bewusst war, immer wieder, wie viele Abschiede
im Leben man doch er-leben muss. Und dass man sie bewusst gestalten kann,
manchmal radikal durchziehen muss. Verwandte oder Freunde sterben,
Freundschaften gehen aus den verschiedensten Gründen auseinander, man muss sich
mal aus einem Chor, einer Gruppe oder einem Verein verabschieden. Bewusst
gestaltet sind Abschiede zu verkraften. Den richtigen Weg zu finden ist aber
nicht immer einfach.
Ich bin gerade dabei, mich von meinem Garten zu
verabschieden. Nein, wir ziehen nicht um. Der Garten an sich bleibt, wir bleiben
im Haus wohnen, warum also verabschieden? Ganz einfach: Ich gebe auf und
überlasse den Schnecken das Feld. Eigentlich war ich ja sowieso keine
leidenschaftliche Gärtnerin, Unkrautjäten gehört wirklich nicht zu meinen
Lieblingsbeschäftigungen. Aber die paar Blumen, die ich habe, haben mir immer
Freude gemacht. Vor allem im Frühjahr die Tulpen.
Dafür habe ich mich doch
immer wieder auch zum Unkrautjäten aufgerappelt.
Wichtig war mir dann noch mein Kräuterbeet, mit frischer
Pfefferminze, Zitronenmelisse, Schnittlauch, Thymian, Lavendel. So ein frisch
gebrühter Pfefferminz- oder Zitronenmelissetee im Sommer ist einfach etwas ganz
Besonderes, und die Kräuter direkt frisch geschnitten für den Salat...
Und dann natürlich meine Obststräucher, für meine
selbstgekochte Marmelade. Da bin ich tatsächlich leidenschaftlich. Zu meiner
großen Freude haben die Johannisbeeren jetzt endlich noch angefangen, etwas
Farbe zu entwickeln.
Aber dieses Jahr haben die Schnecken so überhand genommen,
dass es einfach überhaupt kein Vergnügen mehr ist. Das Unkrautjäten hatte ich
wegen der langen Regenfälle schon auf Rasenmäherbetrieb umgestellt. Aber als
ich keine Pfefferminzpflanze im Beet ohne Schneckenfraßspuren mehr hatte, an
einem Tag in drei Besuchen ca. 50 Schnecken aus dem Schnittlauch abgesammelt
habe und innerhalb von ca. 20 Minuten abends ein knappes Pfund Schnecken in
einer Plastiktüte eingesammelt habe, habe ich beschlossen, dass es reicht.
Die Kräuter kommen in Töpfe.
Leergeräumtes Kräuterbeet |
Das Beet wird neuer Standort eines noch kleinen Nussbaumes, den ich selbst aus einer Walnuss gezogen habe. (Vermutlich
werde ich nicht lange genug hier wohnen, um selbst mal davon ernten zu können,
aber vielleicht werden es Nachmieter mir mal danken.) Die Blumen, die durch ihr
löchriges Aussehen als reines Schneckenfutter markiert waren, habe ich
entfernt, ebenso die Stauden, die den Schnecken tagsüber als Unterschlupf
dienen. Ein paar robust wirkende bleiben stehen, aber sie müssen sich in
Zukunft selbst verteidigen.
Das einzige Beet, das ich noch vehement verteidigen werde,
ist der erst in diesem Frühling umgewandelte ehemalige Sandkasten meines
Sohnes, in dem ich Sonnenblumen und eine bunte Samenmischung angesät habe.
Bisher sind hier nur ca. 5 oder 6 Sonnenblumenpflanzen Opfer der Schnecken geworden... |
Sonst
wird überall um die Obststräucher herum nur noch gemäht.
Wie gesagt – eine leidenschaftliche Gärtnerin bin ich nicht
gewesen. Aber der bewusste Abschied von der Gartenarbeit fällt mir trotzdem
schwer – auch das Loslassen von nur halb geliebten Dingen ist gar nicht so
einfach, muss erlebt, durchdacht und betrauert werden.