Dienstag, 7. Januar 2014

Bauchentscheidungen

Im Laufe meines Lebens habe ich manche Entscheidungen getroffen, von denen ich später gemerkt habe, dass es sinnvoll gewesen wäre, besser auf mein Bauchgefühl zu achten. Das ist manchmal eindeutig anders gewesen, als die Entscheidung ausgefallen ist, hat aber nicht genug Durchsetzungsvermögen gehabt. Und so habe ich mir spätestens nach der Entscheidung, die (wider das deutliche Bauchgefühl) zum Umzug in unsere derzeitige Situation führte, geschworen, wesentlich besser auf meinen Bauch zu hören. Und seitdem übe ich das auch. Immer mal wieder. Immerhin hat uns das schon einmal geholfen, einen weiteren Fehler in der Art zu vermeiden.
Die wahren Übe-Situationen bieten sich natürlich im Alltag. Es ist aber gar nicht einfach. Erstens ist der Alltag oft so hektisch, dass der Bauch nicht mitkommt, sich nicht laut genug meldet, oder einfach auch einmal nur ein bisschen abwarten muss, bis er weiß, was er meint. Und es geht ja auch nicht um Entscheidungen wie ‚soll ich heute Spaghetti kochen oder doch lieber Tagliatelle?’
Ein großer Nachteil ist auch, dass der Bauch (meiner jedenfalls) oft nur sagt ‚das nicht’ – aber keinen brauchbaren Hinweis drauf liefert, was denn stattdessen angesagt wäre.
So geht es manchmal mit den Entscheidungen in Bezug aufs Quilten, nachdem das Top abgeschlossen ist und auf seine Vollendung wartet. Damit tue ich mich meist nicht leicht. Zwar könnte ich mich nicht wirklich erinnern, durch das Quilten selbst einmal einen Quilt total verdorben zu haben. Aber eine gewisse Scheu davor, dass mir das mal passieren könnte, existiert, und so stellt sich bei fast jedem Quilt immer wieder die Frage „und wie soll ich das nun quilten?“ Nur selten weiß ich von Anfang an und ohne Zweifel oder Skrupel, welches Muster ich wählen würde.
Shapes 10 (über dessen Anfänge ich hier bereits berichtet habe) ist wieder so ein Fall. Das Nähen, die Formen, die Farben – alles kein echtes Problem, bis auf das mit der Systematik der ineinandergesetzten Farben, die mir irgendwo unterwegs verloren gegangen ist, aber auf das Ergebnis keinen störenden Einfluss hatte. 

Erste systematische Aufteilung der Farben der eingesetzten Kreise

Während des Nähens wurde mir klar, dass die erste Planung
zu viele Wiederholungen enthielt. Mehrfache Umplanung erforderte
Farbcodierung der neuen Notizen - und am Schluss hatte ich
überhaupt keinen Überblick mehr ...

(Bilde ich mir jedenfalls ein.) Aber wie nun quilten?
Das Teil ist mal wieder groß geraten – ca. 165cm Seitenlänge im Quadrat – und die Kreise und Quadrate, die sich aufdrängten, waren auch auf der Bernina mit dem großen Durchlass mühsam.


Als ich die fertig hatte, verlangte der Bauch nach mehr. Sagte aber nicht, was denn mehr, oder wie – eigentlich war er nur ziemlich deutlich über das ‚wo’, denn es waren einfach noch zu viele Bereiche, die noch nicht genug gequiltet waren. 


Überlegungen, die Quadrate nochmal per weiteren Quadraten miteinander zu verschachteln, gefielen meinem Mann überhaupt nicht. Ich beschloss, es gut sein zu lassen, fügte am Silvestertag meine Signatur in die untere rechte Ecke und fing mit der Randgestaltung an. 


Aber als ich die beiden ersten Seiten fertig hatte, war die Stimme des Bauches endlich durchsetzungsfähig genug. Also wurde es doch nicht der letzte Quilt des Jahres 2013, sondern ich bin immer noch am Sticheln, es werden noch etliche weitere Stunden Arbeit. 



Ich warte jetzt sogar noch auf Garn in verschiedenen Grautönen. Und ich weiß auch nicht, ob der Bauch jetzt schon das letzte Wort gesprochen hat. Oder ob noch weitere Forderungen gestellt werden.

Eigentlich soll der Quilt in weniger als drei Wochen in Freiburg gezeigt werden...

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