Ich halte mich nicht für besonders weise oder
lebenserfahren. Aber zwei Dinge habe ich in meinem allmählich auf das biblische
Alter von 50 Jahren zugehenden Leben doch gelernt. Das erste, zusammenhängend
mit meinen Schnitt-in- diverse-Finger-Erfahrungen, ist, dass man auf keinen
Fall Kosten bei der Anschaffung einer guten Küchenmaschine scheuen sollte.
(Keine Angst – es gibt hier gerade keine weiteren Katastrophen zu vermelden,
die Maschine funktioniert, und die Messer handhabe ich mit besonderer
Vorsicht.) Und das zweite, vielleicht die deutlich wichtigere Erkenntnis, ist, dass
Pläne lediglich dafür gemacht werden, um anschließend geändert zu werden.
Heute mittag ahnte ich noch nicht wirklich etwas - schönster Sonnenschein bei völlig un-novemberlichen Temperaturen:
Aber dann die Nachrichten um 17 Uhr, und gerade erlebe ich es mal wieder, das mit den Plänen. Seit über einem Jahr ist
festgelegt, dass ich am kommenden Wochenende einen Kurs in Hamburg unterrichten
werde, und genauso lange bin ich der Überzeugung, dass ich diese Fahrt mit der
Bahn antreten werde. Auch eine Fahrkarte habe ich seit einiger Zeit. Ich hatte
nach den letzten vier Wochenenden, von denen ich drei zeitweise auf der
Autobahn zugebracht habe, auf eine ruhige Reise gehofft, sozusagen als
Einläuten in die ‚ruhige Zeit’, denn es ist die letzte quiltbezogene Fahrt, die
dieses Jahr ansteht. Aber die GdL ist anderer Meinung.
Nicht mal meinen Notfallplan, dass ich meine Zugkarte, die
eigentlich für Freitag gilt, umtausche in eine für Donnerstag, also einen Tag
früher fahre, und mir wegen der Rückfahrt erstmal keine Gedanken machen werde,
lassen sie durchgehen. Weil sie schon am Donnerstag streiken wollen. Ehrlich
gesagt, finde ich das Ausmaß dieser Arbeitskämpfe deutlich übertrieben. Nicht,
weil ich davon betroffen bin. Sondern weil es mir vollkommen unverhältnismäßig
vorkommt, so lange schon, immer wieder, und es scheint doch so, als ob da der
Machthunger eines einzelnen befriedigt werden soll, auf Kosten von vielen, die
auf die Bahn als Fortbewegungsmittel angewiesen sind.
Nun muss ich schauen, dass unser Termin fürs Winterreifen
aufziehen ein paar Stunden vorgezogen werden kann, denn der ist eigentlich für
Donnerstag am späten Vormittag angesetzt. Oder um ein paar Tage nach hinten
verschoben ... Die Kinderbetreuung am späten Nachmittag, wenn mein Mann einen
unverschiebbaren Termin hat, ist bereits organisiert. Und ich werde am
Donnerstag in aller Ruhe und Gemütlichkeit losfahren, mit Zwischenübernachtung
und viel Zeitpuffer, um durch den Elbtunnel zu kommen.
Zwar kann ich nun ein paar Stoffe mitnehmen, was ich im Zug
nicht gemacht hätte. Aber ich wäre doch lieber mit der Bahn gefahren!
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