Donnerstag, 11. Mai 2017

Rückschau auf Nadelwelt und drumherum



Die Tage in Karlsruhe waren interessant und gerade ausreichend ertragreich, dass ich beschlossen habe, doch nächstes Jahr wieder mit einem Stand dort vertreten zu sein. Im Vorfeld hatte ich das eher angezweifelt, weil es im letzten Jahr ja nicht so gut gelaufen war. 


Aber durch die Übernachtungsmöglichkeit bei meinen Eltern halten sich die Unkosten dort (außer den recht ansehnlichen Standgebühren) so in Grenzen, dass ein bisschen anders kalkuliert werden kann. Außerdem ist es auch ganz nett, mit den älter werdenden Eltern am Geburtstag essen zu gehen. (Wenn auch der Ehemann sich beklagt hat, dass er nicht mit mir feiern konnte… man kann es eben nicht allen recht machen, und in der Kleinfamilie hatten wir schon ‚vorgefeiert‘.) Allerdings kommt nur so mäßige Geburtstagsstimmung auf, wenn man über 4 ½ Stunden Auto fahren und anschließend einen Messestand aufbauen muss, außerdem gab es an dem Tag noch mehrere schlechte Nachrichten aus dem Freundeskreis, insofern war es kein besonders fröhlicher Tag… Aber was solls, weiter im Text. Immerhin hatte ich wieder sehr nette und tatkräftige Hilfe beim Ein- und Ausladen zu Hause. Wenn auch das Aufbauen in Karlsruhe alleine bewältigt werden musste.




Bei Messen ergeben sich viele Gesprächsmöglichkeiten. Ich kenne inzwischen so viele Leute, dass es nur selten längere Spannen gibt, in denen nicht ein bekanntes Gesicht in der vorbeiflutenden und schauenden Menge der Besucher auftaucht. Schön ist es, wenn man den freudigen Ausruf hört „Da ist sie, wir haben sie gefunden!“ und daran erkennt, dass das, was ich anbiete, gesucht worden ist. Schön ist es auch, wenn jemand kommt und fragt „Soll ich mich hier kurz hinstellen, damit Du mal auf die Toilette gehen kannst?“ Nicht immer muss ich, aber manchmal gehe ich prophylaktisch, denn wer weiß, wann das nächste freundliche Angebot kommt…
Nicht ganz so schön ist es, längeren Ergüssen von Leuten zuzuhören, die mir ihr Herz ausschütten darüber, wieviel Stoff sie zu Hause haben, und dass sie zu dieser Veranstaltung gekommen sind mit dem festen Vorsatz, kein einziges Stück zu kaufen, nur zu schauen - und sich nicht so leicht abschütteln lassen. Ich bemühe mich sehr, freundlich zu bleiben und zu lächeln, aber ehrlich gesagt will ich das nun gerade nicht hören und vor allem nicht damit meine Aufmerksamkeit am Stand fesseln lassen, vielleicht geht ja gerade jemand vorbei, der oder die etwas kaufen würde, wenn man es richtig anpackt!

Besonders schöne Begegnungen sind die Leute, die gezielt kommen, um ein Abo abzuschließen. Her damit! Das belohne ich auch immer mit einer kleinen Aufmerksamkeit. Das Auf und Ab an Abonnenten-Zahlen ist normal, aber auf den Messen neue Kunden zu gewinnen, ist ja das zweite Hauptziel meiner dortigen Anwesenheit.

Schön ist es aber auch, wenn jemand sagt „Ich verfolge Sie im Internet, und ganz besonders interessant finde ich, wie Sie sich für Flüchtlinge einsetzen.“ Der daraus resultierende Austausch war einerseits ermutigend - es gibt doch da draußen Leute, die ähnlich denken wie ich - und andererseits ernüchternd. Sie erzählte von ihren Erfahrungen vor zwanzig Jahren, als sie einen Nigerianer heiratete, und aus meinen Erlebnissen merkte, dass sich in dieser Zeit leider immer noch nicht viel geändert hat. Die letzten Tage nach der Rückkehr waren in dieser Hinsicht auch wieder sehr schwierig - die Klasse ist geschrumpft, weil zwei der Senegalesen es nicht mehr aushielten, die Spielchen mitzumachen, die das hiesige Landratsamt ihnen zumutet. Und wie es mit den anderen weitergeht, wissen wir immer noch nicht. Es könnte durchaus sein, dass dieses Jahr des Unterrichtens eine einmalige Angelegenheit bleibt.

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